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Die Nachzüglerin (German Edition)

Die Nachzüglerin (German Edition)

Titel: Die Nachzüglerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regine Sondermann
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brüllte Alexej an, er solle mir helfen.
Asja schimpfte so laut, dass noch andere Heimbewohner hinzukamen. Als ich endlich wieder Luft
bekam, war das kleine Zimmer voller Menschen. Ein
paar Männer zerrten Igor heraus, und einige Frauen
kümmerten sich um Asja, die wild schreiend im
Zimmer stand.
Eine Frau streichelte ihren Kopf, und eine andere
versuchte, beruhigend auf sie einzureden, aber das
schien sie noch wütender zu machen. Sie stieß die
Frauen mit einem Ruck von sich, dann blieb ihr Blick
starr. Sie fasste sich an die Brust und bekam keinen
Ton mehr heraus.
"Gebt ihr Wasser oder Wodka", krähte eine der
Frauen, da fuhr Anna dazwischen. "Nein, lasst sie.
Schnell", bat sie mich. "Hol einen Arzt."
Ich arbeitete mich durch das bevölkerte Treppenhaus
nach draußen, wo sich niemand mehr aufhielt, weil es
in Strömen regnete. Ich rannte zur Telefonzelle am
Hofeingang und verscheuchte die Wartenden davor.
Dann schrie ich "Notfall" und riss einer verdutzten
Frau den Hörer aus der Hand. Wütend wollte sie auf
mich losgehen, aber die anderen beschwichtigten sie.
Ich wählte den Notruf 110. Das Sprechen fiel mir
schwer.
    "Bitte kommen Sie in die Notunterkünfte am
Westring. Eine Frau hat einen Herzinfarkt." Ich wusste
nicht, ob das stimmte, aber ich fand, dass es dringend
klang. Ich wartete an der Zelle, um dem Notarzt bei
seiner Ankunft den Weg zu zeigen, doch war ich nicht
die Einzige, die das tun wollte. Als das Blaulicht
ertönte, versammelte sich eine Menschentraube vor
der Einfahrt und nahm die Sanitäter in Empfang. Die
Menschen, die eben noch vor dem Telefonhäuschen
gewartet hatten, rannten in den Hof. Ich konnte nicht
wieder nach oben gehen, fürchtete ich mich doch vor
Blut, vor Erbrochenem und vor all den Dingen, die in
der Vorstellung schlimmer als in der Wirklichkeit zu
ertragen sind. Es war meine Schuld. Ich stellte mich in
einen der überdachten Hauseingänge und starrte in
den tristen Betonhof. Der Ball, mit dem die Kinder
eben noch gespielt hatten, lag im Rinnstein.
    Als der Wagen weggefahren war, schlich ich mich
wieder hinauf, um meine Jacke zu holen. Die
Menschen erkannten mein Gesicht, aber sie grüßten
mich nicht mehr freundlich wie vor einer knappen
Stunde, als mich ihre Asja, die jetzt mit erhöhter
Geschwindigkeit durch die Stadt gefahren wurde,
ihnen vorgestellt hatte. Auch sie hatten bemerkt, dass
ich ihr Unglück gebracht hatte.
    Alexej lag auf Annas Bett, als wäre er der Kranke und
nicht Asja. Er lag in seinem Selbstmitleid versunken,
dass ich meine Rückkehr sofort bereute. Ich hatte ihm
nichts zu sagen und zog meine Jacke an.
"Wie geht es dir, Franka?" Sein Interesse war echt.
"Gut genug." Er stand auf und wies mir einen Sitzplatz
auf dem gegenüberliegenden Bett zu. Es war Asjas
Bett. Ich musste an ihren starren Blick denken.
"Was haben sie mit ihr gemacht?"
"Ich glaube, sie haben ihr einen Schlauch in die
Luftröhre gelegt. Ich konnte es nicht genau sehen."
"Du wolltest es nicht sehen."
"Franka, ich habe mir Sorgen gemacht."
Ich zeigte auf das Bild, das auf Annas Nachttisch
stand. "Warum hast du ihr das gleiche Bild geschenkt?"
"Ich habe es ihr nicht geschenkt. Sie hat es sich einfach
genommen. Wenn ich gewusst hätte, dass du es bei ihr
siehst, hätte ich ihr nicht erlaubt, es mitzunehmen. Wo
warst du, Franka? Ich wusste nicht einmal, wo ich dich
suchen sollte. Jeden Abend habe ich sämtliche
Kneipen abgeklappert."
"Es gibt nicht sehr viele."
"Ich kann verstehen, dass du von Annas Ankunft nicht
begeistert warst. Du kannst mir glauben, ich wusste
nicht, dass sie kommt."
"Das ist doch nicht wichtig. Du hast dich nach ihr
gesehnt, und sie ist gekommen." Ich stand wieder auf.
"Dann könnt ihr doch jetzt glücklich sein. Oder willst
du mit ihr auch keine feste Beziehung?"
"Franka, ich kann dir genauso wenig versprechen, wie
ich Anna versprechen kann. Dazu kenne ich mich zu
gut. Ich weiß nur, dass ich dich sehr schätze."
"Einschätzen, abschätzen, verschätzen", rief ich.
Er lachte sein mühsames tiefes Lachen, stellte sich vor
mich und streichelte meine Wange. "Ich habe dich
vermisst. Du weißt, dass du sehr wichtig für mich
bist." Er berührte mich am Hinterkopf, wo man den
Babys den Kopf hält, und lächelte. Ich konnte sein
Lächeln nicht aushalten und wollte weglaufen. Doch
ich vermochte es nicht, seinen Lippen auszuweichen.
Ich konnte mich nicht aufrechthalten. Wir fielen in die
Kissen, sie drohten uns zu verschlingen. Alexej legte
mir die flache Hand zwischen die Beine. Ich

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