Die Naechte der Venus
bis auf Nerva, der sie freundlich und väterlich anblickte.
»Verzeih, edle Caelia, dass wir dir ohne Anmeldung einen Besuch abstatten.«
An dieser umständlichen Einleitung erkannte sie, dass auch der alte Senator nervös war. Das beruhigte sie wieder.
»Ihr seid mir immer willkommen.«
»Wir brauchen deine Hilfe, Caelia. Du weißt doch, was in Rom los ist?«
»Es ist sehr heiß.« Etwas anderes fiel ihr wirklich nicht ein.
»Das auch, aber nicht nur. Ich dachte eher daran, was mit Glabrio passiert ist.«
»Ist ihm ein Unglück zugestoßen?«
Sie erinnerte sich natürlich, was Domitian über ihn und Munio gesagt hatte, aber sie wollte nicht zeigen, dass er mit ihr über diese Themen sprach.
»So kann man es auch ausdrücken«, mischte sich Eusonio ein, »aber vielleicht sollten wir es besser lassen, bevor wir den falschen Leuten zuviel verraten.«
Caelia warf ihm einen empörten Blick zu. Wenn sie die Falsche war, dann hätten sie sie in Ruhe lassen sollen. Sie wollte gerade ihrem Ärger Luft machen, als Nerva ihr zuvorkam.
»Sie ist die Richtige, Eusonio.« Er wandte sich wieder ihr zu. »Glabrio lebt nicht mehr.« Sein Tonfall machte klar, dass ihm nicht nur einfach ein Unglück zugestoßen war.
»Er wurde hingerichtet auf Befehl des Imperators – wegen angeblicher Gotteslästerung. Domitian hat sein Vermögen eingezogen. Glabrio war nur der Letzte in einer langen Reihe, dabei hatte er nichts getan, außer, dass er sich die persönliche Feindschaft des Imperators zugezogen hatte«, ereiferte sich Satula.
Ihr fiel auf, dass er von Domitian nicht einmal als Dominus et Deus gesprochen hatte, das allein konnte als Gotteslästerung angesehen werden, aber sie erinnerte sich auch an die Liste, die Domitian ihr gezeigt hatte.
»Keiner von uns kann mehr sicher sein. Ein unbedachtes Wort kann den Tod bedeuten«, fuhr Satula ruhiger fort.
»Warum kommt ihr mit euren Klagen zu mir?«
»Du hast Zugang zu Domitian, du musst uns helfen. Hinter seinem Schlafzimmer gibt es einen geheimen Gang. Die Tür befindet sich genau neben seinem Bett. Du musst sie für uns öffnen.«
Caelia wusste von dem Gang und der Tür und begriff augenblicklich, was Norbanus von ihr verlangte. Ihr schoss das Blut ins Gesicht, und sie fühlte, wie sie danach blass wurde.
»Domitian darf nicht länger Imperator sein.«
»Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Das könnt ihr nicht von mir erwarten.«
»Nur du kommst so dicht an ihn heran, ohne dass er Verdacht schöpft. Er vertraut dir, wir würden dich nicht bitten, wenn es einen anderen Weg gäbe.«
»Weil er mir vertraut, kann ich es nicht tun. Ihr alle und die Prätorianer?«
Bei den Göttern, Domitians Tage waren gezählt, ob sie sich nun bereit erklärte oder nicht.
»Wir wollen nur das Beste für das Imperium«, mischte sich wieder Eusonio ein.
Auf einmal stand Widar mit geballten Fäusten mitten im Raum.
»Ich tue es. Der Imperator hat mein Volk vernichtet. Die Rache gehört mir.«
Die Prätorianerpräfekten nahmen eine drohende Haltung ein, während die Senatoren die verschleierte Gestalt umringten, die bisher geschwiegen hatte.
»Widar.« Caelia eilte zu ihm. »Das ist in Ordnung. Er gehört zu mir.«
»Der Imperator muss weg, ich bin bereit. Wann? Wo?«
Als Widar deutlich aussprach, was bisher nur angedeutet wurde, war ihr, als schlüge der Boden Wellen, und sie würde gleich darin versinken. »Warum sagst du das?«
»Es muss sein. Ich mache es.«
Die Senatoren und Präfekten entspannten sich. Ihren Gesichtern war anzusehen, dass sie mit Widars Vorschlag einverstanden waren. Wahrscheinlich waren sie froh, dass ihnen jemand die schmutzige Arbeit abnahm.
Die verschleierte Person trat auf Caelia zu und legte ihr eine schweißfeuchte Hand auf den Arm. Caelia zuckte unter der Berühung zusammen.
»Wir sind alle nur Puppen für Domitian, mit denen er eine Weile spielt, um sie dann wegzuwerfen.« Die Stimme klang dumpf unter dem Schleier.
Caelia lief es kalt über den Rücken. Die Verschleierte schien ihre Nöte zu ahnen. Mit einer eleganten Bewegung schlug sie das Gewebe vor ihrem Gesicht zurück. Caelia taumelte einen halben Schritt zurück. Sie hatte noch mehr das Gefühl, gleich in einem Strudel zu versinken.
Vor ihr stand Domitia Longina. Ihr Gesicht war sehr bleich, die schwarz umrahmten Augen wirkten unnatürlich geweitet.
Sie also auch.
Widar legte einen Arm um Caelia, wofür sie sehr dankbar war.
»Caelia, Geliebte, ich will bei dir sein«, flüsterte er ihr
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