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Die Naechte der Venus

Die Naechte der Venus

Titel: Die Naechte der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Alberti
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Widerstand war er offenbar nicht gewohnt.
    Mit einer blitzschnellen Bewegung trat Widar nach dessen Knie und schlug im gleichen Moment nach dem Arm mit der Keule. Der Riese war verblüfft und wankte. Im Nu war er an ihm vorbei.
    »Wachen!«, schrie der Nubier.
    Aus den Tiefen des Hauses hörte Widar eilige Schritte näherkommen. Gleich darauf umringten ihn sechs mit Schwertern bewaffnete Männer. Sie trugen alle eine Art Uniform: Eine braune Tunika und einen schwarzen, ledernen Brustpanzer. Nach ihren verschlossenen Mienen zu urteilen, war mit ihnen sicherlich nicht leicht zu diskutieren. Er ließ die Arme sinken.
    Eine der Wachen griff nach seinem Arm, als ein sorgfältig frisierter älterer Mann das Atrium betrat. Eine Wolke von Nelkenduft umgab ihn.
    »Was ist los?«, fragte er mit befehlsgewohnter Stimme. Hätte Widar nicht genau gewusst, dass Caelia Witwe war, er hätte diesen Mann für ihren Gatten gehalten.
    Der Türhüter war bei seinem Anblick in sich zusammengesunken. Mit der Keule deutete er auf Widar. »Ist ins Haus eingebrochen.«
    »Ich will die Herrin sprechen.«
    »Dahergelaufene Strolche können sie nicht sprechen«, knurrte eine der Wachen.
    »Bist du ...« Der vornehme Bedienstete überlegte einen Augenblick »... der Gladiator Achilleus?«
    »Genau der.« Widar hörte seinen alten Namen nicht gern, aber angesichts der Übermacht verzichtete er auf eine Berichtigung.
    »Lasst ihn. Die Herrin wird uns alle bestrafen, wenn wir ihn hinauswerfen.«
    »So ist das also.«
    Die Wache nahm ihre Hand von Widars Arm und verzog das Gesicht zu einem wissenden Grinsen.
    Er hätte den Mann am liebsten zusammengeschlagen.
    »Die Herrin ist aber nicht hier. Sie ist nach Baiae abgereist, schon vor einer Weile.«
    »Sie wurde von Baiae wieder nach Rom gerufen«, stellte Widar richtig.
    »Zu unserem Dominus et Deus. Manchen Männern macht es ja nichts aus zu teilen«, sagte jemand hinter ihm.
    Er drehte sich um. Diese Beleidigung konnte er nicht ungesühnt lassen. Die Wachen starrten ihn mit ausdruckslosen Gesichtern an. Er konnte nicht erkennen, wer gesprochen hatte, und natürlich waren diese Römer zu feige, sich ihm offen entgegenzustellen.
     
    ***
     
    Ein Donner zerriss die Stille, gefolgt von einem Blitz, der die Abendlandschaft für einen Augenblick wieder taghell erleuchtete. Caelia zuckte zusammen. Sie stand neben Domitian am Fenster seiner Villa in den Albaner Bergen und schaute über die Terrasse in den Park. Die Bäume bogen sich im Sturm. Der nächste Blitz schlug in eine mächtige Ulme ein, ein Teil der Krone krachte zu Boden. Sie suchte die Hand des Imperators.
    Blitz und Donner folgten unmittelbar aufeinander. Das Gewitter war genau über ihnen.
    »Keine Angst, Liebes.«
    Domitian umarmte sie von hinten und legte das Kinn auf ihre rechte Schulter. Sie lehnte sich an ihn. Sie mochte es nicht, wenn die Götter ihren Zorn über die Erde gossen.
    In diesem Moment öffnete der Himmel seine Schleusen. Dicke Tropfen platschten auf die Terrasse und durchweichten im Nu den Park. Unwillkürlich trat sie einen halben Schritt zurück.
    »Ich mag Gewitter nicht.«
    »In Germanien, auf dem Feldzug gegen die Chatten, habe ich ein Gewitter erlebt, so was hast du noch nicht gesehen«, erzählte er. »Mitten am Tag war es so dunkel wie in der dunkelsten Stunde der Nacht. Der Regen ist so dicht gefallen, dass man nicht mehr als eine Manneslänge weit sehen konnte – und dann kam der Hagel. Körner so groß wie deine Faust.«
    Er nahm ihre Linke und schloss die Finger. »Etliche Männer haben schwere Verletzungen davongetragen.«
    »Wie schrecklich.«
    »Es hat den Chatten nichts genutzt, ich habe sie trotzdem besiegt. Wenn das Gewitter vorbei ist, kehren wir nach Rom zurück.«
    »Wir werden mitten in der Nacht ankommen.«
    »Dann wird es kühler sein als am Tag.«
    Sie wusste, dass Domitian seine Wahrsager befragen wollte, welche Vorzeichen sie im Gewitter gesehen hatten, und dass er keine Ruhe finden würde, bevor er nicht mit ihnen gesprochen hatte.
     
    ***
     
    Mitten in der Nacht erreichte sie ihre Villa. Der Türhüter war wohl eingeschlafen, denn er öffnete erst nach dem zweiten Klopfen.
    »Oh, domina.« Seine Augen leuchteten weiß im dunklen Gesicht.
    »Ich bin müde und will mich gleich hinlegen. Du brauchst niemanden zu wecken.«
    Im Vorraum ihres Schlafzimmers ließ sie ihre staubige Kleidung fallen und löste das Haar. Sie kämmte es mit den Fingern und war froh, als dann doch eine Sklavin kam und ihr

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