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Die Namen der Toten

Die Namen der Toten

Titel: Die Namen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Cooper
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niemand.
    F: Hat das FBI ein Täterprofil des Doomsday-Killers?
    A: Noch nicht. Wir arbeiten daran.
    F: Warum dauert das so lange?
    A: Weil es sich um einen sehr komplexen Fall handelt.
    Will beugte sich vor und flüsterte Nancy ins Ohr:
    »Absolute Zeitverschwendung.«
    F: Haben Sie Ihre besten Leute auf den Fall angesetzt?
    A: Ja.
    F: Dürfen die Medien mit dem Special Agent sprechen, der die Ermittlungen leitet?
    A: Ich kann Ihnen alle Fragen beantworten.
    »Jetzt wird’s interessant«, sagte Will.
    F: Warum können die Pressevertreter nicht mit dem Ermittlungsleiter direkt sprechen?
    A: Wir werden zusehen, dass er bei der nächsten Pressekonferenz zur Verfügung steht.
    F: Ist er heute in diesem Raum?
    A:Wright schaute zu Sue Sanchez hinüber, die in der ersten Reihe saß, und bat sie mit Blicken, ihren Mann in Schach zu halten. Sie sah sich um und entdeckte Will, der an der Seitenwand stand: Sie konnte ihn lediglich drohend anfunkeln.
    Sie hält mich für unberechenbar, dachte er. Tja, wird Zeit, dass die Sache ins Rollen kommt. Ich bin der leitende Special Agent. Ich wollte den Fall nicht, aber jetzt hab ich ihn. Wenn sie mich wollen, hier bin ich. »Hier!« Will hob die Hand. Er hatte im Lauf seines Berufslebens schon oft genug vor der Presse gestanden, damit kannte er sich aus – er war alles andere als kamerascheu.
    Nancy registrierte Sanchez’ entsetzte Miene und hätte ihn beinahe unwillkürlich am Ärmel festgehalten. Beinahe. Will ging mit federnden Schritten zum Podium, während die Kameras nach links geschwenkt wurden.
    Benjamin Wright konnte nur noch sagen: »Okay, Special Agent Piper wird Ihnen einige Fragen beantworten. Sie sind dran, Will.« Als sich die beiden Männer begegneten, flüsterte Wright: »Halten Sie sich kurz und passen Sie auf, was Sie sagen.«
    Will strich sich mit einer Hand die Haare glatt und trat aufs Podium. Den Alkohol und seine sämtlichen Abfallprodukte hatte er abgebaut; er fühlte sich wohl, regelrecht frisch. Dann mal los, dachte er. Er war fotogen, ein großer Mann mit rotblondem Haar, breiten Schultern, einem Grübchen am Kinn und strahlend blauen Augen. Irgendwo in einem Technikraum sagte ein Aufnahmeregisseur: Geht nah an den Typen ran!
    Die erste Frage lautete: »Könnten Sie Ihren Namen bitte buchstabieren?«
    »Wie der ›Pied Piper‹, der Rattenfänger. P-I-P-E-R.«
    Die Reporter rutschten auf ihren Stühlen vor. Wurde es vielleicht doch nochmal richtig interessant? Ein paar ältere flüsterten einander zu: »An den kann ich mich erinnern. Er ist legendär.«
    »Wie lange sind Sie schon beim FBI?«
    »Achtzehn Jahre, zwei Monate und drei Tage.«
    »Warum wissen Sie das so genau?«
    »Ich achte eben gern auf Kleinigkeiten.«
    »Welche Erfahrungen haben Sie im Umgang mit Serienmorden?«
    »Ich habe während meiner ganzen Laufbahn solche Fälle bearbeitet. Bei acht davon habe ich die Ermittlungen geleitet, darunter der Asheville-Schänder und der White-River-Killer in Indianapolis. Wir haben sie alle gefasst, genau wie wir auch den hier fassen werden.«
    »Warum haben Sie noch kein Täterprofil vom Killer?«
    »Wir haben es versucht, glauben Sie mir, aber mit herkömmlichen Profiler-Methoden kommt man diesem Täter nicht bei. Keine zwei Morde waren gleich. Es gibt kein Verhaltensmuster. Wenn die Postkarten nicht wären, wüssten wir nicht einmal, dass diese Fälle etwas miteinander zu tun haben.«
    »Welche Vermutung haben Sie?«
    »Ich glaube, wir haben es mit einem sehr gestörten und sehr intelligenten Mann zu tun. Ich habe keine Ahnung, welches Motiv ihn antreibt. Er möchte Aufmerksamkeit, so viel steht fest, und dank Ihnen bekommt er sie auch.«
    »Sind Sie der Meinung, dass wir nicht darüber berichten sollten?«
    »Ihnen bleibt gar nichts anderes übrig. Ich habe nur eine Tatsache festgestellt.«
    »Wie wollen Sie ihn fassen?«
    »Er ist nicht perfekt. Er hat Spuren hinterlassen, über die ich mich aus leicht nachvollziehbaren Gründen nicht näher auslassen will. Aber wir werden ihn kriegen.«
    »Was meinen Sie, wird er noch einmal zuschlagen?«
    »Lassen Sie mich dazu Folgendes sagen: Ich bin mir sicher, dass er sich im Moment diese Sendung ansieht, und deshalb wende ich mich jetzt an ihn .« Will blickte direkt in die Kameras. Mit funkelnd blauen Augen. »Ich werde dich fassen, ich werde dich zur Strecke bringen. Es ist nur eine Frage der Zeit.«
    Wright, der nur auf eine Gelegenheit gewartet hatte, drängte Will praktisch mit der Hüfte von den Mikros

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