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Die Namen der Toten

Die Namen der Toten

Titel: Die Namen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Cooper
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haben mehrere tausend Namen, die wir alle paar Tage mit sämtlichen Namen aus unseren jeweiligen Opferdateien abgleichen. Bislang keine Treffer.«
    »Haben wir die Strafregister sämtlicher Passagiere auf Staats-und Bundesebene überprüft?«
    »Will, das haben Sie mich schon hundert Mal gefragt!«
    Er dachte nicht daran, sich zu entschuldigen. »Weil es wichtig ist! Und besorgen Sie mir eine Liste sämtlicher Passagiere mit spanischen Familiennamen.«
    Er deutete auf einen Stapel Akten auf dem Boden neben dem Fenster. »Reichen Sie mir den mal. Bei dem Fall bin ich eingestiegen.«
    Fall Nr. 7: Ida Gabriela Santiago, 78 Jahre alt, von einem Eindringling in ihrem Schlafzimmer mit einer Kugel des Kalibers .22 durch einen Schuss ins Ohr getötet. Wie Will vermutet hatte, war sie nicht vergewaltigt worden, und alle Fingerabdrücke, die man fand, stammten von unmittelbaren Angehörigen. Ein Fußabdruck, Schuhgröße 46, auf der Erde unter ihrem Küchenfenster wies das typische Riffelmuster auf, das zu einem beliebten Basketballschuh passte, einem Reebok DMX 10. Aufgrund der Tiefe des Abdrucks und der Bodenfeuchte schätzten die Labortechniker, dass der Verdächtige etwa fünfundsiebzig Kilo wog, also etwa so viel wie der Verdächtige von der Park Avenue. Sie hatten nach Verbindungen gesucht, vor allem zum Fall Lopez, aber allem Anschein nach gab es keinerlei Überschneidungen im Leben der beiden Latinas.
    Damit blieb nur noch Fall Nr. 8 übrig: Lucius Jefferson Robertson, der Mann, der buchstäblich vor Angst gestorben war. Zu ihm gab es nicht mehr viel zu sagen. »Das war’s, ich bin alle«, erklärte Will. »Warum ziehen Sie nicht das Resümee, Partnerin?«
    Nancy blätterte ihre neuen Notizen durch und warf einen Blick auf Wills »Schlüsselergebnisse«. »Also, unser Verdächtiger ist vermutlich ein Latino, eins achtundsiebzig groß und wiegt achtundsiebzig Kilo, ein drogenabhängiger Sexualstraftäter, der einen blauen Wagen fährt, ein Messer und Pistolen der Kaliber .22 und .38 besitzt und entweder mit dem Auto oder per Flugzeug aus Las Vegas anreist. Außerdem bringt er seine Opfer vorzugsweise an Werktagen um, damit er sich am Wochenende ausruhen kann.«
    »Ein tolles Täterprofil«, sagte Will und rang sich endlich ein Lächeln ab. »Okay, bringen wir’s zu Ende: Wie sucht er die Opfer aus, und was hat es mit den Scheißpostkarten auf sich?«
    »Fluchen Sie nicht!«, sagte sie und schlug spielerisch mit ihrem Notizbuch nach ihm. »Vielleicht haben die Opfer etwas miteinander zu tun, vielleicht auch nicht. Jede Tat wird auf eine andere Art verübt. Es ist fast so, als würden sie bewusst willkürlich begangen. Vielleicht sucht er die Opfer auch ganz willkürlich aus. Die Postkarten schickt er, damit wir wissen, dass die Verbrechen etwas miteinander zu tun haben und dass er es ist, der entscheidet, ob jemand stirbt. Er liest die Zeitungsartikel über den Doomsday-Killer und sieht sich die Fernsehberichte rund um die Uhr an; es ist ein regelrechter Machtrausch für ihn. Er ist ziemlich clever und ziemlich irre. Das ist unser Mann.«
    Sie wartete auf sein Lob, aber stattdessen nahm er ihr den Wind aus den Segeln.
    »Tja, Sie sind ein richtiges Ass, Special Agent Lipinski, nicht wahr?« Er stand auf und freute sich über das schöne Gefühl, wieder einen klaren Kopf zu haben und etwas essen zu können. »An Ihrer Zusammenfassung ist nur eines faul«, sagte er. »Ich glaube kein Wort davon. Der einzige Schwerverbrecher mit einer derartigen kriminellen Genialität ist Lex Luthor, und als ich das letzte Mal nachgeschaut habe, hat er sich noch in einem Superman-Comic aufgehalten. Machen Sie Mittagspause. Und später holen Sie mich zur Pressekonferenz.«
    Augenzwinkernd scheuchte er sie weg und musterte sie, während sie hinausging. Sie sieht eindeutig besser aus, dachte er.
     
    Als sich der Fall Doomsday in den Sommer hineinzog, wurden die Pressekonferenzen nur noch einmal wöchentlich angesetzt. Ursprünglich hatten sie täglich stattgefunden, aber mit der Zeit sank der Nachrichtenwert. Dennoch stieß die Story auf anhaltendes Interesse, starkes Interesse sogar, und sie erzielte höhere Einschaltquoten als O. J. Simpson, Jon Benet und Anna Nicole zusammen. Jeden Abend wurde der Fall auf irgendeinem Kabelsender von Moderatoren und zahllosen ehemaligen FBI-Mitarbeitern, Kriminalpolizisten, Anwälten und sogenannten Experten, die atemlos ihre Lieblingstheorien vorbrachten, in seine Einzelteile zerlegt. Neuerdings setzte

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