Die Namen der Toten
sich dabei eine allgemeine Ansicht durch: Das FBI kam nicht weiter, ergo war das FBI unfähig.
Die Pressekonferenz fand im Ballsaal des New York Hilton statt. Als Will und Nancy auf ihre Plätze nahe dem Dienstboteneingang zusteuerten, war der Raum zu drei Vierteln mit Reportern und Fotografen gefüllt, und die hohen Tiere nahmen auf dem Podium Platz. Auf ein Zeichen hin wurden die Scheinwerfer der Fernsehteams eingeschaltet, und man ging auf Live-Sendung.
Der Bürgermeister, ein eleganter, besonnener Mann, ergriff das Wort. »Die Ermittlungen in diesem Fall laufen jetzt seit sechs Wochen«, begann er. »Das Gute dabei ist, dass es seit zehn Tagen keine neuen Opfer gab. Zwar wurde in dieser Zeit auch kein Verdächtiger festgenommen, aber die Mitarbeiter der Strafverfolgungsbehörden von New York City, dem Staat New York und der Bundesbehörden haben gewissenhafte Arbeit geleistet und sind zahllosen vielversprechenden Hinweisen und Theorien nachgegangen. Allerdings können wir nicht leugnen, dass in dieser Stadt acht miteinander in Zusammenhang stehende Morde verübt wurden und unsere Bürger sich erst dann wieder sicher fühlen werden, wenn der Täter gefasst und seiner gerechten Strafe zugeführt worden ist. Benjamin Wright, der stellvertretende Leiter der FBI-Dienststelle New York, wird Ihre Fragen beantworten.«
Wright war ein großer, hagerer Afroamerikaner Anfang bis Mitte fünfzig, mit einem bleistiftdünnen Schnurrbart, kurzgestutzten Haaren und einer Nickelbrille. Er stand auf und strich sein zweireihiges Sakko glatt. Er war völlig unbefangen vor der Kamera und sprach klar und deutlich in die reihenweise aufgebauten Mikrophone. »Wie der Bürgermeister bereits gesagt hat, arbeitet das FBI gemeinsam mit den Strafverfolgungsbehörden der Stadt und des Staates an der Aufklärung dieses Falles. Dies ist die bei weitem umfangreichste Ermittlung in einem Serienmord-Fall, die in dieser Dienststelle jemals durchgeführt wurde. Wir haben zwar noch keinen Verdächtigen in Haft genommen, doch wir arbeiten mit voller Kraft an der Aufklärung. Und eines möchte ich hiermit klarstellen: Wir werden den Killer finden. Unsere Mittel sind bei diesem Fall unbeschränkt; wir bieten alles auf, was wir haben. Es ist keine Frage der Personalstärke, es ist nur eine Frage der Zeit. Jetzt stehe ich Ihnen für Fragen zur Verfügung.«
Die Pressemeute, die wie ein aufgescheuchter Bienenschwarm summte, ahnte, dass nichts Neues kommen würde. Die Funk-und Fernsehreporter hielten sich vornehm zurück und ließen ihren schlechter bezahlten Kollegen von den Tageszeitungen den Vortritt.
Frage: Liegen weitere Ergebnisse aus den toxikologischen Untersuchungen von Lucius Robertson vor?
Antwort: Nein. Einige Gewebeprobenuntersuchungen werden noch ein paar Wochen dauern.
F: Hat man ihn auf Rizin und Anthrax getestet?
A: Auf beides. In beiden Fällen negativ.
F: Wenn alles negativ war, woran ist Lucius Robertson dann gestorben?
A: Das wissen wir noch nicht.
F: Führt diese Unklarheit nicht zu noch stärkerer Beunruhigung der Öffentlichkeit?
A: Wenn wir die Todesursache kennen würden, würden wir sie bekannt geben.
F: War die Polizei von Las Vegas kooperativ?
A: Ja.
F: Konnte man feststellen, von wem die Fingerabdrücke auf den Postkarten stammen?
A: Größtenteils. Ein paar Briefsortierer bei der Post werden noch überprüft.
F: Gab es irgendwelche Hinweise auf den Mann mit der Kapuze, der am Tatort des Swisher-Mordes war? A: Nein.
F: Haben sich anhand der Untersuchung der Kugeln, mit denen die beiden Opfer erschossen wurden, Verbindungen zu anderen Straftaten ergeben? A: Nein.
F: Woher weiß man, dass es sich nicht um einen Anschlag von Al-Qaida handelt?
A: Es gibt keine Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund.
F: Eine Hellseherin aus San Francisco hat sich darüber beklagt, dass das FBI kein Interesse an einem Gespräch mit ihr hatte, obwohl sie mehrmals darauf hingewiesen hat, dass ein langhaariger Mann namens Jackson in den Fall verwickelt ist.
A: Das FBI interessiert sich für alle glaubwürdigen Hinweise.
F: Sind sich die Verantwortlichen darüber im Klaren, dass die Öffentlichkeit unzufrieden über die mangelnden Ermittlungsergebnisse ist?
A: Die Verantwortlichen hätten auch lieber eine schnelle Aufklärung, sind aber weiterhin zuversichtlich, dass die Ermittlungen letztlich zum Erfolg führen werden.
F: Glauben Sie, dass es noch weitere Morde geben wird?
A: Hoffentlich nicht, aber genau weiß das
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