Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
Schwestern.«
»Genau, und die Guthaus war auch eifersüchtig auf die Stein, weil die immer mehr im Rampenlicht gestanden ist als sie.«
»Na geh, das ist ja schon zu viel des Guten. Das ist ja nicht mehr nur ein Motiv, das ist ja beinahe der gesamte Katalog.«
»Eben.«
»Haben Sie nach dem Alibi gefragt?«
»Ja. Diplomatisch. Der Ehemann.«
Phillip verdrehte nur die Augen. Maria setzte sich zu ihm auf den Gehsteig. Sie brauchte jetzt dringend eine Zigarette. Sie liebte den Zustand, wenn nur mehr ein Puzzlesteinchen fehlte. Und das eine Puzzlesteinchen war nur mehr –
»Wenn sie ihn schon als Alibi angibt, wird er halten. Wir müssen ihn brechen. Sie wird gar nichts gestehen. Und wir können ihr auch nichts beweisen. Und selbst wenn wir sagen, er ist befangen, nützt uns das gar nichts. Okay, wir durchsuchen die Wohnung. Nur glaube ich nicht, dass wir dort was finden. Die Guthaus ist nicht so blöd. So wie die den Mord angelegt hat, hat sie auch die Tatwaffen und die Perücke und den Anzug bestens verschwinden lassen.«
Sie schwiegen eine Weile. Maria hasste dieses Problem, das immer wieder auftauchte bei ihrer Arbeit. Plötzlich war man sich sicher, wer der Mörder war, und dann war es das Schwierigste, Beweise zu finden. Es war anders als bei einem Spiel, wo man nur die Lösung finden musste. Phillip ließ nervös die Seiten seines Notizkalenders durch seine Finger rattern.
»Nur … ich verstehe es trotzdem nicht. Die Stein hat sie vielleicht sitzen gelassen. Aber das ist Jahre her, da begeht man keinen Mord mehr.«
»Sie hat sich dafür geniert. Die Guthaus ist streng katholisch, nein, evangelisch.«
»Aha.«
Phillip setzte seine nervöse Übersprungshandlung fort. Maria zündete sich die nächste Zigarette an. Nur ruhig bleiben. Aber sie war aufgeregt wie ein Jagdhund. Phillip sah sie an.
»Aber die Stein kann sie nicht damit erpresst haben?«
»Nein, das passt nicht zu ihr. Leben und leben lassen. Und sie haben zusammengearbeitet. Nein, Blödsinn. Das passt überhaupt nicht.«
»Eben. Das passt alles nicht. Was kann die Stein der Guthaus angetan haben, dass sie so ausrastet? Nein. Eben nicht ausrastet, sondern so grauslich kalkulierend vorgeht?«
»Ich weiß es nicht.«
»Weil, selbst wenn die Vermutung, die Ihnen dieser Schorsch erzählt hat, stimmt, dann ist das ebenfalls zu lange her. Und noch dazu war es vorher, das gilt nicht. Und außerdem: Bringt man jemanden deswegen um? Ich weiß, blöde Frage. Haben schon genug Menschen getan.«
Maria drehte ihre Zigarette zwischen den Fingern. Ja, sie konnte sich das jetzt vorstellen. Sie hätte gestern Elsa umbringen können. Ganz einfach. Ohne Probleme. Ohne Nachdenken. Aber das war es ja eben. Es wäre eine Affekthandlung gewesen.
»Ja, es ist zu lange her. Irgendetwas stimmt da nicht.«
»Ja, irgendetwas wissen wir noch immer nicht.«
»Vielleicht haben die zwei noch immer ein Verhältnis miteinander gehabt?«
»Affekt.«
»Richtig.«
Maria nahm Phillip den Notizblock aus der Hand und suchte die Seiten mit der ersten Einvernahme der Guthaus.
»So genial ist kein Mörder. Sie muss sich irgendwie verplaudert haben.«
»Und einen Fehler hat sie ja immerhin schon gemacht: Sie hat das Parfum benutzt. So ein markantes noch dazu.«
»Wahrscheinlich hat es die Stein gemocht.«
Nach erfolgloser Suche ob Phillips unleserlicher Schrift hielt sie ihm den Block wieder hin. Er blätterte – mit einem Lächeln, das Maria nur allzu gut gefiel – und hatte prompt die gesuchten Seiten gefunden. Verstehen ohne Worte. Wie schade um diesen Mann.
»Also … sie hat uns damals auf die Clubs aufmerksam gemacht. Und sie hat uns zum Moser geführt.«
Phillip stutzte. Er sah nun seinerseits wie ein Jagdhund aus. Was für ein idealer Partner – na, wenigstens etwas. Mit leuchtenden Augen sah er Maria an.
»Sie hat gesagt, dass der Moser mit der Stein gebumst hat.«
»Und dass er sie terrorisiert hat. Wie war das? ›Ein Irrer‹!«
»Entweder lügt sie oder der Moser tut es.«
»Sie hat uns ganz bewusst zu ihm geführt, sie muss das mit dem Fenster gewusst haben. Deswegen auch die Verkleidung. Und sie hat sich nicht gedacht, dass er ein Alibi hat. Falsch kalkuliert.«
»Gut, aber auch da kann sie sich herausreden. Irgendwie. Noch immer nicht genug.«
»Aber gut. Denn ich habe mich eh immer gefragt, warum sie sich eine Perücke aufgesetzt hat. Gott sei Dank waren sie so sehr Freundinnen, dass sie es gewusst hat. Hat den Plan verkompliziert. Da
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