Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
zusammen. Sie kann es Ihnen bestätigen.«
Maria und Phillip wechselten einen Blick. Dann stellte sich Maria hinter Berger und deutete auf die Darts-Scheibe und die Bilder der Stein. Phillip verstand sofort. Seelenruhig ging er zur Darts-Scheibe und holte die Pfeile heraus. Maria lehnte sich ans Fenster und sah in den Innenhof. Das Schweigen im Raum wurde dann plötzlich durch das Zischen und Ploppen der Pfeile unterbrochen. Phillips Ziel war eine Großaufnahme vom Gesicht der Stein. Zuerst linkes Auge, dann rechtes, dann Nase, dann Mund – Berger fing stark zu atmen an – dann linke Wange – Berger japste kurz und unterdrückt auf – dann rechte Wange – Berger drehte sich ebenfalls zum Fenster. Doch Maria verweigerte ihm den erhofften Augenkontakt. Scheinbar interessiert und gespannt verfolgte sie nun die Wurfkünste ihres Partners. Phillip ging zur Pinnwand, holte die Pfeile heraus und begann von neuem. Jetzt hatte er sich eine Großaufnahme der Brüste ausgesucht. Linke Brustwarze – Berger ging einen schnellen Schritt auf Phillip zu und verharrte dann genauso plötzlich – rechte Brustwarze – Berger setzte sich wieder auf seinen Sessel und vergrub sein Gesicht in den Händen – Klitoris auf dem nächsten Bild – Berger starrte auf die Pinnwand, Tränen stiegen in seine Augen – Nabel.
»Warum machen Sie das? Hören Sie auf, verdammt noch mal, Sie perverses Schwein!«
»Warum stört Sie das, Herr Berger? Mein Kollege geht doch nur genauso locker mit dem Fall um wie Sie.«
Berger fuhr herum und schleuderte giftige Blicke zu Maria.
»Ich bin in Trauer, Sie … Sie … Schlange. Ja, kalt wie eine Schlange sind Sie.«
»Eher Sie, Herr Berger. Ich weiß ganz genau, dass Sie uns nicht alles sagen, dass Sie uns anlügen.«
Berger drehte sich weg und verschränkte die Arme. Phillip nahm sein Spiel wieder auf. Und er fing wieder bei den Augen an. Dann die alte Reihenfolge. Bei den Brüsten stand Berger auf und nahm Phillip die Pfeile aus der Hand. Mit der Hingabe eines Autisten versuchte er, die Löcher in den Bildern wieder zu schließen.
»Herr Berger, Sie haben Barbara doch … gemocht. Also wollen Sie doch wie wir, dass der … dass geklärt wird, wer sie umgebracht hat.«
»Ja.«
Berger wurde bei seinem Reparierversuch immer pitzeliger. Das schien seine ganze Aufmerksamkeit in Beschlag zu nehmen.
»Herr Berger! Michael! Haben Sie einmal nicht widerstehen können und sind mit Barbara ins Bett gegangen?«
Berger drehte sich endlich um. Sein Gesicht war schlagartig eingefallen. Die Augen waren ganz groß. Er wirkte wie ein kleiner Bub, der in der Nacht plötzlich Angst hat und das nicht versteht, weil er doch sonst nie Angst hat.
»Wir haben uns geliebt. Wir sind nicht ›ins Bett miteinander gegangen‹. Wir haben uns geliebt.«
Phillip wandte sich ab. Mit einem Kopfschütteln. Maria löste sich vom Fensterbrett und zündete eine Zigarette an. Sie gab sie Berger. Der sah das Ding mit einem eigenartigen Lächeln an, dann inhalierte er, als wäre es etwas ganz Besonderes.
»Sie hat mir nachher immer eine Zigarette gegeben. Sie müssen wissen, ich rauche für normal nicht. Aber wenn Barbara sie angezündet hat, haben sie mir geschmeckt.«
»Wie oft haben Sie sich geliebt?«
»Viel zu wenig.«
»Wie oft? Und seit wann?«
Langsam schien Berger aus seiner Verkrampfung zu erwachen. Sein Gesichtsausdruck wurde weich und verletzlich. Wenn er gekonnt hätte, hätte er zu weinen begonnen. Weich in den Knien, setzte er sich wieder auf den Stuhl.
»Es hat kurz vor unserer Hochzeit begonnen« – Seitenblick zu Phillip –, »auf dieser Premierenfeier. Danach wollte ich nicht mehr. Ich liebe Maria. Wirklich. Aber … irgendwie … es war so schön mit ihr. Bei ihr hatte ich das Gefühl … ja … irgendwie fliegen zu können, so leicht, so stark, so … ja, so, als ob ich der König der Welt wäre.«
»Bei Ihrer Frau nicht?«
»Ich weiß nicht.«
»Wusste es Ihre Frau?«
Berger schien sich wieder zu verschließen. Begann er wieder zu lügen, oder war es ihm nur unangenehm?
»Ich habe ihr nur das gesagt, was vor der Hochzeit passiert ist.«
»Wussten Sie, dass Ihre Frau etwas mit Barbara hatte?«
»Ja. Maria hat sich furchtbar dafür geschämt. – Deshalb hab ich sie nie darauf angesprochen.«
»Sie haben es gar nicht von ihr gewusst?«
»Nein, Barbara hat sich einmal verraten. Mir hat es nichts ausgemacht. Ich habe sie sogar verstanden.«
Mühsames Lächeln. Jetzt
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