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Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabina Naber
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an all die Dinge denken, die sie inzwischen erfahren hatte. Ein neues Bild. Nicht nur eine mit Trauer kämpfende Schauspielerin, sondern auch ein gewisses Maß an Kälte und Unergründlichkeit. Und Stärke. Und Kraft.
    »Es freut mich, dass Sie Zeit gefunden haben, die Matinee zu besuchen. Irgendwie habe ich angenommen, dass Sie auch heute arbeiten würden. Verzeihen Sie mir das bitte, das liegt nicht an Ihrer Person, aber ich dachte, bei Mord arbeitet man rund um die Uhr.«
    Wenn sie wüsste, wie sehr ihre Annahme stimmte. Maria konnte der Guthaus beinahe nicht in die Augen sehen, obwohl diese ihren Blick im Spiegel suchte.
    »Das ist von Beamten zu Beamten und von Fall zu Fall verschieden. Aber regelmäßige Arbeitszeiten kennen wir nicht. Das ist eben anders bei uns, da haben Sie schon Recht.«
    »Wie bei uns. Die anderen Menschen können sich das gar nicht vorstellen. Ich habe zum Beispiel immer für liberale Öffnungszeiten plädiert, denn ich habe immer gesagt, es gibt mehr Menschen, als man denkt, die keinen so genannten normalen Lebensrhythmus haben.«
    »Da haben Sie Recht. – Frau … Berger … ich wollte Sie heute auch gleich noch etwas fragen, weil ich morgen einen Zwischenbericht fertig haben muss. Und daher ist mir jetzt aufgefallen, dass ich Sie noch nicht nach Ihrem Alibi gefragt habe. Das brauch ich aber, wegen der Vollständigkeit. Sie verstehen?«
    »Natürlich. Kein Problem. Nur weiß ich nicht, ob es anerkannt wird« – freundschaftliches, kumpelhaftes Lachen –, »denn ich war mit meinem Mann zusammen. Und ist es nicht so … in Stücken kommt das jedenfalls ab und zu vor … dass die Aussage des Ehepartners nicht gilt?«
    »Nun ja, Ehepartner neigen eher dazu, füreinander zu lügen. Aber das nehme ich bei Ihnen ja nicht an.«
    »Nein, das brauchen Sie nicht.«
    Wieder dieses Lachen. Die Guthaus war überraschend gut gelaunt. Und so als hätte sie Marias Gedanken gelesen, verdüsterte sich ihr Gesichtsausdruck.
    »Wissen Sie, ich habe bestimmte Rituale, bevor ich auf die Bühne gehe. Die versetzen mich in gute Laune. In Spiellaune. Und auch heute habe ich diese Rituale selbstverständlich absolviert. Nur … da ist niemand mehr, der sich darüber lustig macht.«
    War diese Trauer jetzt echt? Maria war irgendwie verunsichert. Vielleicht hätte sie doch noch schlafen sollen. Sie musste die Guthaus jetzt angehen, ihr alles auf den Kopf zusagen. Die Guthaus kramte im Schminkkoffer. Als sie die Hand wegzog, fiel Marias Blick auf eines der vielen kleinen Fotos, die in seinem Deckel montiert waren. Sie rückte näher, um sich zu überzeugen, ob sie richtig gesehen hatte. Und das hatte sie. Die Guthaus mit blonden Haaren und Pferdeschwanz. Und Maria kam es vor, als hätte sie bei der Guthaus eine Bewegung bemerkt, als sie das Foto entdeckt hatte.
    »Frau Berger … ich habe da noch eine Frage, und zwar eine, die Ihnen nach allem, was ich gehört habe, sehr unangenehm sein wird.«
    »Meine Körbchengröße?«
    »Ich finde auch kleine Brüste schön.«
    Die Guthaus fuhr herum und starrte Maria, die sich nach dem Ausrutscher den neutralsten Gesichtsausdruck, den sie auf Lager hatte, verpasste, an. Nach dem Screening, bei dem sie offensichtlich festgestellt hatte, dass auch Maria nicht besonders gerundet war, lachte sie wieder – dieses Lachen.
    »Ja, aber die meisten Männer nicht.«
    »Ihr Mann doch sicher, oder?«
    »Sie wollten mich etwas fragen?«
    »Frau … Guthaus« – Maria verwendete den alten Namen bewusst, vielleicht, um die Guthaus aus der Reserve zu locken –, »ich habe gehört, dass Sie mit Frau Stein einmal ein Verhältnis gehabt haben.«
    Nichts passierte. Die Guthaus war ein Wunder an Beherrschung. Sie malte konzentriert an ihren Augen weiter.
    »So ein Blödsinn. Wer hat denn das verbreitet?«
    »Herr Dornhelm, der es von seiner Verlobten erfahren hat.«
    »Da muss er Barbara falsch verstanden haben. Sie, ja, sie hat des Öfteren auch zu Frauen Kontakt gehabt. Aber das entspricht nicht meiner Neigung. Außerdem, wir waren ja wie …«
    »Schwestern. Richtig. Ich werde ihn noch einmal genau befragen. – Sind das wirklich Sie?«
    Maria zeigte auf das Foto. Die Guthaus schenkte dem Bild nur einen Seitenblick.
    »Ja, das war in unserer Anfangsphase. Wir dachten damals, da wir ja beide dunkelhaarig sind … waren … also, wir dachten, dass es gut wäre, wir würden zwei gegensätzliche Typen verkörpern. Später haben wir verstanden, dass wir das ohnehin machten,

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