Die Nanny und der Traummann
Jeans. Sein dunkelblondes Haar war feucht und leicht verstrubbelt, als hätte er es gerade mit einem Handtuch abgetrocknet. Dass er mit seiner kräftigen Figur, seinen hellblauen Augen und dem jungenhaften Lächeln attraktiv war, ließ sich nicht leugnen. Selbst die etwas schiefe Nase wirkte charmant. Aber am anziehendsten war wohl sein vollkommener Mangel an Unsicherheit. Trotzdem waren Sportler nicht Sierras Typ. Sie stand eher auf den intellektuellen Typ. Auf jeden Fall auf Männer, die ihren Lebensunterhalt nicht damit verdienten, mit Stöcken auf andere Leute einzuschlagen.
„Darf ich denn?“, fragte sie.
„Natürlich! Darum geht es bei diesem Termin doch.“
Sierra hob Fern aus der Wippe, setzte sich auf den Boden und nahm sie auf den Schoß. Die Kleine duftete nach Babyshampoo und Puder. „Sie ist so groß“, entfuhr es ihr.
„Ja, inzwischen müsste sie über sieben Kilo wiegen. Ich weiß noch, dass meine Schwägerin meinte, die Zwillinge wären durchschnittlich groß für ihr Alter. Keine Ahnung, was sie bei der Geburt gewogen haben. Ich glaube, irgendwo in den Kisten, die mir Susans Eltern geschickt haben, ist noch eins von diesen Babyalben. Da müsste alles Wichtige drinstehen.“
Die Zwillinge hatten bei der Geburt jeweils knapp drei Kilo gewogen, aber das konnte Sierra ihm ja schlecht sagen. Ebenso wenig, wie sie ihm erzählen konnte, dass sie es war, die die ersten Einträge in das Babyalbum gemacht hatte. Sie hatte es Ash und Susan als Geschenk überreicht, als die beiden die Zwillinge abholten. Sierra hatte die gesamte Schwangerschaft darin dokumentiert. Bei den Fotos von ihrem wachsenden Babybauch hatte sie sorgsam darauf geachtet, dass ihr Gesicht niemals zu sehen war, damit die Zwillinge sie nicht eines Tages als biologische Mutter identifizieren konnten.
Ivy fing an zu quengeln. Wahrscheinlich war sie eifersüchtig, weil ihre Schwester gerade die ganze Aufmerksamkeit bekam. Sierra dachte noch darüber nach, wie sie Ivy aus der Wippe holen sollte, während sie Fern auf dem Arm hielt, da kam Cooper ihr schon zu Hilfe. Ohne den leisesten Anflug von Berührungsängsten nahm er Ivy hoch und hob sie über seinen Kopf. Das Baby krähte vor Begeisterung und ruderte mit den Ärmchen.
Sierra musste besorgt wirken, denn Cooper lachte auf und sagte: „Lassen Sie sich nicht von ihr ins Bockshorn jagen. Sie tut zwar so, als wäre sie das reinste Unschuldslamm, aber in Wahrheit ist sie eine winzig kleine Draufgängerin.“ Dann setzte er sich Sierra gegenüber im Schneidersitz hin und bettete seine Nichte in seinen Schoß. Fern streckte die Ärmchen nach ihrem Onkel aus und versuchte sich aus Sierras Armen zu befreien. Sierra hatte nicht damit gerechnet, dass das Verhältnis zwischen Cooper und den Zwillingen so eng sein würde. Sie waren doch erst seit ein paar Wochen bei ihm! Außerdem war sie davon ausgegangen, dass er sich ungeschickt und desinteressiert verhalten würde. Doch davon konnte keine Rede sein.
„Arbeiten Sie im Krankenhaus mit Kleinkindern?“, fragte er.
„Ja, auf der Neugeborenenintensiv. Davor war ich auf der allgemeinen Kinderstation.“
„Ich gehe auf den Markt“, verkündete Ms Densmore aus dem offenen Küchenbereich. Sierra war so auf die Mädchen fixiert gewesen, dass sie die schicke Küche mit den Naturholzschränken, den Milchglasscheiben und den meterlangen Arbeitsflächen aus Granit überhaupt nicht bemerkt hatte. Nicht, dass sie sich sonderlich für Küchen interessiert hätte. Kochen – oder wenigstens gut kochen – hatte nie zu ihren besonderen Stärken gezählt.
Ms Densmore zog eine leichte Frühlingsjacke über, was in Anbetracht der tropischen Temperaturen draußen vollkommen unnötig war. Dann griff sie nach einer scheußlichen schwarzen Handtasche. „Brauchen Sie noch etwas?“, wollte sie von Cooper wissen.
„Windeln und Milchpulver“, erwiderte er. „Und diese kleinen Obstgläschen, die die Mädchen so mögen.“ Er dachte kurz nach, dann fügte er hinzu: „Und diese Getreideflocken, die in der blauen Schachtel. Ich glaube, die sind bald alle.“
Ms Densmore warf ihm einen genervten Blick zu und verschwand durch einen Personaleingang hinter der Küche. Sierra kam währenddessen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Cooper wusste, welche Nahrungsmittel zur Neige gingen? Warum interessierte er sich überhaupt dafür?
„Dann essen die Mädchen also schon feste Nahrung?“, fragte sie.
„Getreideflocken und Obst. Und natürlich
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