Die Nanny und der Traummann
Tür kaum mehr zubekam. Neben dem Kochen zählte auch Ordnungssinn eher zu Sierras Schwächen. Hier würde sie sich allerdings etwas mehr Mühe geben müssen als es bei ihrem ebenfalls nicht sonderlich ordentlichen Dad.
Als Cooper an ihr vorüberging, stieg ihr der Duft einer angenehm männlich riechenden Seife in die Nase. So albern es auch sein mochte: Seit Coop das Baby auf dem Arm hatte, wirkte er auf Sierra sogar noch attraktiver als zuvor. Vielleicht lag es daran, dass sie im Krankenhaus so viele Männer erlebt hatte, die grauenhafte Väter waren. Bei dem Anblick musste Sierra sich regelrecht dazu zwingen, nicht zu vergessen, dass man noch lange kein guter Vater war, nur weil man gut mit Kleinkindern zurechtkam. Oder ihnen ein riesiges, schönes Kinderzimmer mit schrankweise Spielsachen und Kleidung herrichtete. Was die Zwillinge brauchten, waren Aufmerksamkeit und Liebe, gerade jetzt, wo ihre Eltern tot waren.
Sie strich Fern über den Rücken. Das Baby ließ den Kopf auf Sierras Schulter sinken und steckte sich den Daumen in den Mund.
„Dann zeige ich Ihnen mal Ihr eigenes Zimmer“, sagte Coop und führte sie in einen Raum, der dem Kinderzimmer direkt gegenüberlag. Er war sogar noch größer als dieses und verfügte ebenfalls über ein eigenes Bad sowie einen begehbaren Kleiderschrank.
Die Einrichtung allerdings traf Sierras Geschmack nicht wirklich. Alles war in Schwarz, Weiß und Grau gehalten, dazu noch Edelstahl und Glas. Aber wenn sie die maskuline Atmosphäre mit ihren eigenen Sachen etwas auflockerte, würde sie sich bestimmt irgendwann halbwegs wohlfühlen.
„Ist es wirklich so schlimm?“
Erschrocken fuhr Sierra zu Coop herum, der sie stirnrunzelnd musterte. „Das habe ich nicht gesagt.“
„Sie nicht. Aber Ihr Gesichtsausdruck. Sie finden es grauenhaft hier.“
„Grauenhaft würde ich nicht unbedingt sagen.“
Er hob eine Braue. „Jetzt lügen Sie aber.“
„Ich hätte es eben anders eingerichtet. Aber es ist sehr … elegant.“
Er lachte laut auf. „Sie sind eine miserable Lügnerin! Mein Gott, müssen Sie das Zimmer schrecklich finden!“
Sierra verkniff sich ein Lachen, konnte aber nicht verhindern, dass ihre Mundwinkel zuckten. „Ich werde mich schon daran gewöhnen.“
„Unsinn. Ich rufe gleich meinen Inneneinrichter ein. Machen Sie mit dem Zimmer, was Sie wollen. Möbel, Wandfarbe, Deko … Sie haben freie Hand.“
Sie wollte protestieren, aber Coop ließ sie nicht zu Wort kommen. „Ich kann Sie ja wohl schlecht in einem Raum unterbringen, den Sie scheußlich finden. Ab morgen sind Sie hier zu Hause, und ich möchte, dass Sie sich wohlfühlen.“
Ob er wohl immer so nett war? Oder suchte er nur so verzweifelt nach einer zuverlässigen Nanny, dass er alles getan hätte, um einen guten Eindruck zu machen?
„Wenn es sicher kein Problem ist, würde ich gerne das eine oder andere verändern“, erwiderte sie zögernd.
„Sie können im Kinderzimmer schlafen, bis hier alles fertig ist. Falls Sie etwas mehr Privatsphäre haben möchten, können Sie solange aber auch gerne das Ausziehsofa in meinem Büro benutzen.“
„Danke, aber ich nehme gerne das Kinderzimmer.“ Denn ihr gefiel die Vorstellung, bei ihren Töchtern schlafen zu können.
Er wies mit einem Nicken auf Fern und sagte: „Ich glaube, wir sollten die Mädchen ins Bett bringen. Es ist Zeit für ihren Mittagsschlaf.“
Sierra sah auf das Baby in ihrem Arm und stellte fest, dass es, den Daumen noch immer im Mund, eingeschlafen war. Auch Ivy hatte ihr Köpfchen auf Coops Schulter sinken lassen und wirkte ziemlich schläfrig.
Nachdem sie die Kinder ins Bett gebracht und leise die Tür hinter sich geschlossen hatten, fragte Sierra: „Wie lange schlafen sie denn so?“
„An guten Tagen zwei Stunden. Aber heute Morgen sind sie erst gegen acht wach geworden, wahrscheinlich also kürzer.“ Während er sie in den Wohnbereich zurückführte, fragte er: „Darf ich Ihnen noch etwas zu trinken anbieten, ehe ich meinen Anwalt anrufe? Ich hätte Mineralwasser und Säfte im Angebot. Und Milchpulver natürlich.“
Sie lächelte. „Nein, danke.“
Und nach kurzem Zögern sagte er: „Wenn Sie irgendwelche Bedenken haben, wäre jetzt ein geeigneter Augenblick, um abzuspringen.“
So weit würde es niemals kommen. Nein, Sierra war gekommen, um zu bleiben. „Keine Bedenken.“
„Toll, dann ab ins Büro, damit wir Ben anrufen können“, erwiderte Coop. „Auf geht’s!“
3. KAPITEL
Coop stand vor Sierras
Weitere Kostenlose Bücher