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Die Nanokriege - Der Anschlag

Die Nanokriege - Der Anschlag

Titel: Die Nanokriege - Der Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner John; Bauer Heinz; Ringo Franz; Zwack Vohwinkel
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Prozent der Regenwälder zu fällen, aber die Leute, die sich darüber so aufgeregt haben, hatten wenig Ahnung davon, wie die Atmosphäre funktioniert. Tropische Regenwälder sind keine Karbonsenken; dazu ist ihr Zyklus viel zu schnell. Tatsächlich verbrauchen sie Sauerstoff. Die Sauerstoffproduktion und die Aufspeicherung von Kohlendioxid fanden vorzugsweise in den gemäßigten Regionen statt. Und die Hysteriker haben bloß nicht an den richtigen Stellen gesucht. An den Ufern, in Bereichen, wo industrieller Ackerbau betrieben wurde, in einer mächtigen Strömung vor der Küste von Anarchia. Tatsächlich war Norau, das damals
als das Land galt, das am verschwenderischsten mit der Natur umging, wegen seiner dichten Pflanzendecke ein netto Kohlendioxid verbraucher , und das, obwohl es in gewaltigem Ausmaß Kohlendioxid und Methan erzeugte. Aber die Wahrheit wollte damals eigentlich keiner hören. Sie wollten einfach, dass Norau aufhören sollte, Kohlendioxid zu erzeugen, und begriffen nicht, dass damit auch mindestens die Hälfte des Speichereffekts zum Teufel gegangen wäre. Und ebenso wenig haben sie begriffen, dass die Erwärmung Teil eines natürlichen Zyklus war, wie er nach den historischen Aufzeichnungen schon mehrmals stattgefunden hatte. Aber die Menschen haben sich gar nicht so sehr geändert, sonst gäbe es jetzt diesen Krieg nicht.«
    »Aber es gab doch eine von Menschen erzeugte Hitzewelle«, wandte Herzer ein.
    »Ja, im dreiundzwanzigsten Jahrhundert«, nickte Edmund. »Wenn man sechzehn bis dreißig Terawatt Energie erzeugt, wird die Wärmeeffizienz sehr schlecht. Aber die Kohlendioxidhysterie war genau das – Hysterie. Eine Menge Wissenschaftler, meist solche, die sich mit der Atmosphäre befassten, haben das schon vor langer Zeit gesagt und auch darauf hingewiesen, wie man die Ablagerung von Kohlenstoff steigern könnte. Aber wenn eine gute Hysterie zu haben ist, will keiner auf die Stimme der Vernunft hören. So sind die Menschen eben.«
    »Menschen sind ein Produkt der Evolution«, sagte Bast und setzte sich in das seichte Wasser. »Hysterie in kleinen Gruppen muss evolutionär positiv gewesen sein. Damit der ganze Stamm sich auf den Leoparden stürzen konnte, vielleicht. «
    »Vielleicht«, nickte Edmund und grinste. »Aus der Distanz betrachtet ist die Geschichte jener Periode wirklich komisch . Auf ihre Art ebenso tödlich wie der augenblickliche Krieg. Die Welt durchlief ein Goldenes Zeitalter, und keiner
wollte es wahrhaben. Zum Verrücktwerden, als würde man all das vor sich haben, was wir über die Inquisition wissen, und einfach sagen: ›Na und, warum habt ihr nicht einfach versucht miteinander auszukommen?‹ Die Naturwissenschaften und das Ingenieurwesen hatten einen Höchststand erreicht, die Lebensqualität auf der ganzen Welt verbesserte sich rapide. Die Umwelt kam allmählich wieder mit sich ins Reine. Mehr Menschen haben länger und besser gelebt, zumindest in den Gegenden, wo es vernünftige Regierungen gab. Aber alle erhoben ein Geschrei, dass die Welt untergehen würde.«
    »Warum?«, fragte Herzer.
    »Warum hat Paul diesen Krieg angefangen?«, erwiderte Edmund und seufzte. »Er hat den Trend erkannt, die zurückgehenden Geburtenzahlen, und er hatte das Gefühl, die Menschheit würde bald ausgelöscht werden. Die Leute jener Zeit haben die Gegenwartstrends, die gegenwärtigen Produktionsmethoden, die gegenwärtigen Ressourcen, die Bevölkerungsentwicklung, die Erzeugung von Kohlendioxid, das Temperaturwachstum genommen und daraus ein geradliniges Modell extrapoliert, dabei aber völlig ignoriert, dass die historischen Modelle alles andere als geradlinig verlaufen sind. Und jedes Mal, wenn jemand ihre Weltuntergangsprognosen widerlegt hat, wurde ihr Geschrei nur noch lauter, und sie haben die nächste drohende Katastrophe angekündigt. In einer Zeitspanne von nicht einmal dreißig Jahren hat dieselbe Gruppe so genannter ›Wissenschaftler‹ zuerst eine herannahende Eiszeit prophezeit, anschließend, dass die Eiskappen an den Polen schmelzen würden, und dann erneut die Eiszeit. Stattdessen sank das Bevölkerungswachstum. Die Industrien wurden effizienter. Jedes Jahr wurden neue, bislang nicht entdeckte Karbonsenken entdeckt. Neue Energiequellen wurden entwickelt, und jedes Mal kam gleich darauf erneut das Geschrei auf, irgendeine
Ressource würde bald erschöpft sein. Die Menschen ziehen es offenbar vor, schlimme Entwicklungen vorherzusehen, obwohl es ganz offensichtlich nicht

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