Die Nanokriege - Der Anschlag
entdeckte.
»Was ist das?«, fragte er die Wache an der Tür des Generals.
»Jemand hat gesagt, das sei ein Schwerkraftdetektor.« Der Marine zuckte die Achseln. »Hängt irgendwie mit der Navigation zusammen. Frag einen der Offiziere.«
Joel ging auf die Box zu und untersuchte sie neugierig. Er konnte sie leise ticken hören und fürchtete zuerst, es handle sich um eine Art Bombe. Aber klein wie das Kästchen war, konnte es nur eine winzige Ladung enthalten. Oder vielleicht Gift?
»Wer hat das hier angebracht?«, wollte Joel wissen.
»Wie zum Teufel soll ich das denn wissen?«, knurrte der Marine.
»Ich frag ja bloß«, erwiderte Joel und ging zur Kombüse zurück.
Wenn das ein Schwerkraftdetektor war, wollte er Paul Bowman sein. Die Frage war, wer das Ding angebracht hatte und weshalb.
Am Ende der Schicht hatte er in Erfahrung gebracht, dass der Ingenieur es dort angebracht hatte und dass es insgesamt drei davon gab, eines im Korridor im Offiziersbereich, eines am Hauptmast und eines auf dem Vordeck.
Damit war allerdings die Frage nach Sinn und Zweck der Dinger noch nicht beantwortet. Aber vielleicht war er auch nur paranoid. Immerhin war er hinreichend mit den Grundlagen der Physik vertraut, um anzuzweifeln, dass man mit einem so kleinen Gerät vernünftige Schwerkraftdaten bekommen konnte. Besonders, wenn man nicht über fortgeschrittene Technik verfügte. Dass das Ding irgendetwas maß, war allerdings möglich …
Beispielsweise Emissionen von Avataren. Verdammt, das bedeutete, dass da jemand herumstolperte und die undichte Stelle suchte. Er erinnerte sich, dass Sheida gesagt hatte, »man solle versuchen, sich nicht gegenseitig auf die Zehen zu treten«. Inzwischen lag ziemlich klar auf der Hand, dass es an Bord jemanden gab, der Informationen an den Neuen Aufbruch weitergab; drei Angriffe – und alle drei exakt auf ihrem Kurs! – waren für einen Zufall einfach zu viel .
Sein einziger Kontakt war Herzog Edmund. Zugegeben, die Frau des Herzogs war die Schwester von Königin Sheida, aber das hieß noch lange nicht, dass sie sich als Kontaktperson eignete. Er plapperte seine Einsatzbefehle nicht an Dedra und Miriam aus.
Schließlich beschloss er so lange abzuwarten, bis sie sich mit dem Herzog trafen, wobei er nur hoffen konnte, dass bis dahin nicht jemand irgendwelche Dummheiten machte. Hoffentlich war es bald so weit.
Die Delfinos hatten die Bucht vor Anbruch der Morgendämmerung verlassen müssen, als die Ebbe das Wasser wieder nach draußen saugte, aber niemand griff sie an, und so zog die Gruppe, nachdem sie die übrig gebliebenen Rochen verspeist hatte, weiter nach Westen.
Sie übernachteten in einer kleinen Bucht in der Nähe des Ausgangs zu den Bänken. In der Umgebung der Bucht gab es keine Inseln, aber die Untiefen zu beiden Seiten waren so seicht, dass da kein Ixchitl oder Orca durchkommen konnte. Am Morgen wachten die Drachen hungrig auf; während der Reise über die Bänke hatte es für sie nichts zu fressen gegeben.
»Geh mit ihnen fressen«, forderte Edmund Joanna auf. »Das tiefe Wasser ist im Westen von uns. Sieh dich dabei nach dem Träger um; der Treffpunkt liegt ein Stück nördlich des Eingangs.«
»Wird gemacht«, versprach Joanna und stieg auf eine der Sandbänke. Die Flut hatte eingesetzt, und die Sandbänke waren für sie knöcheltief, aber sie und die Flugdrachen konnten trotzdem noch aufsteigen.
»Wo kommt bloß all der viele Sand her?«, fragte Herzer, hob eine Hand voll davon auf und ließ ihn durch die Finger gleiten. »An Land sind das die Überreste von erodiertem Quarz. Aber das hier ist nicht Quarz.«
»Hauptsächlich erodierte Korallen«, erwiderte Jerry. »Also Kalziumkarbonat. Ich sage, ›erodiert‹, aber ob du es nun glaubst oder nicht, der größte Teil stammt aus dem … Kot … von Papageienfischen. Aber es ist reines Karbonat. Die Bänke gehören zu den wenigen Orten auf der Welt, wo genau die richtige Temperatur herrscht, dass das Kohlendioxid Karbonat bilden kann. Es reagiert mit dem Kalzium im Meerwasser. In diesem Bereich gibt es davon nicht viel, aber auf der anderen Seite der Tiefen ist eine riesige Bank, die sich ständig vergrößert.«
»Damit ist es eine Karbonsenke«, stellte Edmund fest. »In der Vergangenheit, als alle wegen ›Treibhauseffekt‹ und ›globale Erwärmung‹ in Hysterie gerieten, redeten die Leute ständig davon, dass es unmöglich sei, das zu korrigieren. Zugegebenermaßen war es ziemlich unvernünftig, neunzig
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