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Die Nanokriege - Der Anschlag

Die Nanokriege - Der Anschlag

Titel: Die Nanokriege - Der Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner John; Bauer Heinz; Ringo Franz; Zwack Vohwinkel
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sehr stark«, erklärte Megan. »Der Duft wird sich schnell verflüchtigen. Ich brauche eine zweite Destillationsanlage, um echtes Parfüm zu machen, im Gegensatz zu leichtem Kölnisch.«
    »Kannst du das?«, fragte Christel. Sie roch an ihrem Handgelenk und stellte fest, dass der Duft schon beinahe verflogen war.
    »O ja.« Megan nickte. »Aber man muss es von einem Glasmacher bestellen. Der Aufwand dafür ist innerhalb unseres … nun ja, im Budget habe ich es als ›Flitter‹ eingetragen. So wie Stoff, um daraus Kleider zu machen, Brettspiele, derlei Dinge. Bis jetzt haben wir von dem Budget noch kaum etwas verbraucht. Und das Glasgerät ist nicht so teuer.«
    »Also gut«, sagte Christel, roch wieder an ihrem Handgelenk und tupfte sich etwas Kölnisch hinter die Ohren.
    »Äh. Ich hatte eigentlich gehofft, dass ich das … zum Tauschen benutzen könnte«, sagte Megan. »Ich kann nicht nähen , und ich hatte gehofft, ich könnte das mit den anderen Mädchen tauschen. Aber du hast natürlich den Vortritt.«
    »Ja, natürlich«, meinte Christel und feixte. »Aber das ist schon in Ordnung. Pass nur auf, dass es nicht zu viel Streit gibt, okay?«
    »Okay.«
    Christel sah sich in dem kleinen Raum um und blickte dann unter die Werkbank.
    »Was ist das für ein großer Kübel?«, fragte sie.

    »Das sind Überbleibsel«, erklärte Megan. »Über kurz oder lang werde ich das wegschaffen lassen, aber dafür gibt es zwei Fässer mit je zweihundertfünfzig Liter Fassungsvermögen. Sie sind mit Kunststoff ausgekleidet, also rinnt nichts heraus.«
    »Okay«, erwiderte Christel, sah sich um und schüttelte den Kopf. »Du erstaunst mich immer wieder, Megan.«
    »Danke, Ma’am«, sagte Megan, als die Ältere den Raum verließ. »Das will ich auch hoffen«, fügte sie hinzu, als die Tür sich hinter ihr geschlossen hatte.

7
    Megan musterte mit gefurchter Stirn die neueste Rechnung über Kosmetika, als plötzlich Paul in ihrem Büro erschien. Sie stieß einen kleinen Schrei aus und ließ das Blatt fallen, das sie in der Hand hielt.
    »Herrgott, Paul!«, fuhr sie auf. »Du könntest doch klingeln oder so etwas, wenn du portierst!«
    »Tut mir Leid«, sagte Paul und musterte dann sie und die über ihrem Schreibtisch verstreuten Papiere mit finsterer Miene. »Was machst du hier?«, fragte er streng, und seine Züge verdüsterten sich. Er hatte in den letzten Wochen weiter abgenommen und war jetzt so mager, dass man seine Rippen sehen konnte. Auch seine Kleider waren nicht mehr elegant. Tatsächlich wirkte er wie eine wandelnde Leiche.
    »Ich kümmere mich um die Buchhaltung«, sagte Megan und wies dabei auf die Papiere. Sie machte sich Sorgen um sein Aussehen. Dass Paul an Unterernährung starb, würde nicht in ihre Pläne passen. »Und auch um andere Dinge.«
    »Was für ›andere Dinge‹?«, fragte Paul mit gefährlich klingender Stimme. Er starrte sie an, und in seinen Augen funkelte es raubtierhaft. »Und warum machst du die Buchhaltung? «, fuhr er schroff fort.
    »›Andere Dinge‹ heißt, dass ich Parfüm mache«, erklärte sie, erhob sich graziös, ging auf ihn zu und hielt ihm die Unterseite ihres Handgelenks unter die Nase.

    »Nett«, sagte Paul leicht besänftigt. »Du machst das?«
    »Das muss ich.« Ihre Züge verfinsterten sich. Sie kehrte zu ihrem Schreibtisch zurück und nahm auf die graziöse Weise wieder Platz, die Mirta ihr beigebracht hatte. »Weißt du, dass es in ganz Ropasien keinen einzigen Parfümeur gibt? Außer mir natürlich. Willst du zur Abwechslung einmal Geld verdienen, statt es auszugeben?«
    »Mit Parfümherstellung?«, schnaubte Paul.
    »In der präindustriellen Zeit war Parfüm ein großes Geschäft«, erwiderte Megan hitzig. »Wenn man bedenkt, was an Kosmetika für die Mädchen bezahlt wird, könnte ich ein Vermögen verdienen, wenn ich noch draußen wäre. Eine Parfümmanufaktur einzurichten wäre zwar teuer, aber ich garantiere, in einem Jahr hätte ich die Investition zurück!«
    »Du kommst hier nicht raus, Megan«, erklärte Paul mit freundlicher Stimme und hockte sich neben den Schreibtisch auf den Boden. »Du hast Wichtigeres zu tun. Mach … mach nicht den Fehler, den andere gemacht haben.«
    »Paul, ich versuche doch nicht zu fliehen, ja?«, erwiderte Megan und fragte sich zugleich besorgt, ob dies nicht sogar die Wahrheit war. »Ich weiß nicht einmal, wo wir sind. Schön, ich bin einmal zu einem Fenster hinaufgeklettert, durch das ich nicht passen würde, und habe hinausgesehen.

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