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Die Nanokriege - Der Anschlag

Die Nanokriege - Der Anschlag

Titel: Die Nanokriege - Der Anschlag
Autoren: Werner John; Bauer Heinz; Ringo Franz; Zwack Vohwinkel
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Jahrhunderts hatte die Weltbevölkerung einen Höhepunkt von zwölf Milliarden erreicht, dann hatte ein langer, langsamer Niedergang eingesetzt, bis die Bevölkerung vor dem Zusammenbruch gerade noch etwa eine Milliarde Individuen ausgemacht hatte, die hauptsächlich in weit verstreuten Häusern und kleinen Dörfern lebten. In Anbetracht der schier grenzenlosen Zerstreuungsmöglichkeiten und seit man die Frauen von der Bürde des Gebärens befreit hatte – einem Vorgang, den man auf Gebärmutterreplikatoren übertragen hatte –, standen Kinder ganz unten auf den Wunschlisten der meisten Menschen. Darüber hinaus verhinderten einschneidende Protokolle, dass beliebige Gruppen nach freiem Ermessen Kinder hervorbrachten, Protokolle, die man in früheren Zeiten zum Gesetz erhoben hatte, als es massive gesellschaftliche Fehler gegeben hatte und über die Mutter wachte.
    Jedes menschliche Wesen, das in einem Gebärmutterreplikator geschaffen wurde, musste der Grundgenetik von zwei Menschen entstammen, und einer oder beide dieser Menschen musste die Verantwortung dafür übernehmen, das Kind »richtig« großzuziehen. Wer immer sich dieser Pflicht entzog, verlor die Geburtsprivilegien, und das galt grundsätzlich für beide Individuen.
    Im Jahr vor dem Zusammenbruch hatten weniger als zehn Prozent der Bevölkerung Kinder erzeugt. Man konnte durch Extrapolation errechnen, dass der letzte Mensch nach geschätzten fünfhundert bis tausend Jahren die Tür hinter einer dann ausgestorbenen Spezies schließen würde.
    Der wissenschaftliche Fortschritt hatte den gleichen Weg genommen. Zwar gab es weiterhin Individuen, die gerne an den Grenzen der Wissenschaft »herumbastelten«, aber der letzte größere Durchbruch, nämlich die Erfindung der Teleportation, lag beinahe fünfhundert Jahre zurück.

    Im Hinblick auf diese beiden Trends hatte das dienstälteste Ratsmitglied, Paul Bowman, beschlossen, dass »Etwas Geschehen Musste«. Er hatte entschieden, dass die Menschen wieder lernen mussten, zu arbeiten. Dass die Menschen lernen mussten, wieder »stark« zu sein. Und dass man durch Einführung eines Arbeitsethos, in dem nur denjenigen Energie zugänglich war, die für die Gemeinschaft »produzierten«, einen Neubeginn von Wissenschaft, Kunst und Literatur sicherstellen würde. Sobald das alles verwirklicht war, würden auch die in den letzten Jahrtausenden gesunkenen Geburtsraten wieder ihren alten Stand erreichen. Davon war Paul Bowman fest überzeugt.
    Im Laufe der Jahre hatte er um sich Mitglieder des Rates geschart, die aus eigenen Interessen bei ihm Führung suchten. Und als der Rest des Rates sich am Ende seinen Wünschen widersetzte, hatten sie zugeschlagen, hatten die anderen bei einem Ratstreffen mit Insekten angegriffen, die ein tödliches, binäres Neurotoxin trugen.
    Sheida gehörte zu denen im Rat, die sich gegen ihn gestellt hatten, und war deshalb sozusagen Führerin der Opposition. Sie hatte stets großes Interesse an der Geschichte gezeigt, ganz im Gegensatz zu den meisten ihrer Ratskollegen, und hatte deshalb schon längere Zeit befürchtet, dass Paul Bowmans Fanatismus zu Gewalt führen würde. Sie hatte sich mit einem Freund beraten, der noch tiefer gehende Geschichtskenntnisse als sie besaß, und hatte sich so gut es ging vorbereitet. Es war nicht möglich, gefährliche Gegenstände in den Ratssaal zu bringen, praktisch nicht möglich. Die toxischen Wespen hatten nur funktioniert, weil sie individuell nicht giftig waren, nur wenn zwei verschiedene Typen ihr Opfer stachen, wurde das Neurotoxin aktiviert.
    Sie war gestochen worden, zweimal sogar, allerdings nur von einem Wespentyp. Andere, die ihrer Fraktion angehörten, waren gestorben.

    Aber sie hatten zurückgeschlagen, hatten Angehörige von Pauls Fraktion getötet. Javlatanugs Cantor, ein Werbär, hatte einen getötet und war dann selbst im Kampf gefallen, Ungphakorn, ein gewandelter Quetzalcoatl, hatte einen weiteren getötet und dessen Schlüssel an sich gebracht.
    Am Ende freilich hatten sich Sheida und ihre überlebenden Gesinnungsgenossen zurückgezogen. Und der Krieg hatte begonnen. Der Zusammenbruch.
    Jetzt führte der Rat Krieg gegen sich selbst und setzte dazu die Energie ein, die einstmals die Menschheit versorgt hatte. Der Lavasee, der ihr Haus umgab, war eine Nebenwirkung der gewaltigen Energiestrahlen, die Pauls Seite, die sich »Neuer Aufbruch« nannte, auf sie richtete. Ebenso wie andere Energiestrahlen, die Kraftwerke unter der Kontrolle
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