Die Nanokriege - Die Sturmflut
warf einen Blick auf ihre Notizen. »Sie sagen, sie hätten eine ungewöhnlich große Zahl von Booten entdeckt, die die Flotte begleiten.«
»Und es sieht so aus, als wären sie auf Südkurs?«, fragte Shar.
»Ja, so lauten die letzten Nachrichten, Sir.«
»Das sieht mir nach einem Stoßtruppunternehmen aus.« Demetra Staffieri war Einsatzoffizier der Flotte, eine schmächtige Brünette, deren blaue Augen fast schwarz waren, aber dennoch eiskalt wurden, wenn sie intensiv überlegte,
wie sie das jetzt tat. »Ich wette, dass die Klipper Kampftruppen an Bord haben, Sir.«
»Blackbeard«, sagte Edmund plötzlich. »Die haben es auf Blackbeard abgesehen.«
Die Kinder der Mer konnten ihre Kiemen in den ersten beiden Lebensjahren nicht benutzen und waren daher in dieser Phase zu einer amphibischen Lebensweise gezwungen. Die Basis Blackbeard war speziell dafür gebaut worden, um die Kinder und schwangeren Frauen der Mer zu schützen. Der Stützpunkt wurde zwar vom größten Blood-Lord-Kontingent außerhalb von Raven’s Mill beschützt, aber die würden den Einheiten nicht standhalten können, die der Feind auf sie ansetzte, das war jedem am Tisch klar.
»Das ist nur eine Vermutung, Sir«, gab die G-2 zu bedenken. »Wahrscheinlich eine recht realistische, aber dennoch durch nichts bestätigt.«
»Wenn wir der Kampfflotte entgegensegeln, entkommt uns die Invasionsflotte«, sagte Chang nach einem Blick auf die Karte. »Und wenn wir die Invasionsflotte angreifen und die tatsächlich Kurs auf Blackbeard haben, haben wir eine Menge toter Mer-Kinder auf dem Gewissen.«
»Wir verfügen nicht über genügend Landtruppen, um einen Angriff dieser Stärke aufhalten zu können«, sagte Edmund. »Sie können überall ausschwärmen, wo sie landen. Ich glaube nicht, dass sie von ihrem Brückenkopf aus weit landeinwärts vorstoßen können, aber einen Brückenkopf können sie allemal errichten.«
»Ich darf darauf hinweisen, dass wir auch keineswegs sicher sind, ihre Kampfeinheiten vernichten zu können«, meinte der G-3 nachdenklich. »Wie wäre es, wenn wir Blackbeard evakuieren? Sollen sie doch einen leeren Stützpunkt einnehmen.«
»Wir haben eine ganze Menge Schiffe mit Vorräten und Bauarbeitern dort hinuntergeschickt«, wandte der G-4 ein.
»Ja, und die sind jetzt alle weg«, sagte Edmund. »Wenn wir die Blood Lords zurückließen, könnten wir vielleicht rechtzeitig genügend Schiffe für die Evakuierung der Mer dort hinunterbringen. Den Blood Lords würde es wahrscheinlich nicht einmal etwas ausmachen, auf verlorenem Posten ausharren zu müssen. Aber das scheidet für mich aus.«
»Interessante Frage mal«, meinte Shar mit einem leichten Lächeln. »Fällt das jetzt in deine oder meine Entscheidungsbefugnis? «
»Meine«, sagte Edmund, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und blickte zur Decke. Gott sei Dank hatte er seine Seekrankheit überwunden und konnte wieder klar denken. »Wann haben die abgelegt? Wie alt ist diese Information?«
»Gestern früh«, erklärte Viesseman. »Sie hatten die Delphinos aus dem Hafen vertrieben, aber die haben sich dann draußen wieder an sie angehängt.«
Edmund legte die Fingerspitzen aneinander und betrachtete sie einen Augenblick lang, dann schob er kampflustig das Kinn vor.
»Wir gehen auf Nordkurs«, stieß er mit rauer Stimme hervor. »Shar, Plan Orca implementieren.«
»Wir greifen also die Invasionsflotte an«, meinte der G-3 und wirkte nicht sonderlich überzeugt. »Du glaubst, die Blood Lords können standhalten.«
»Wir nehmen Kurs nach Norden«, erwiderte Chang. »Genauer gesagt Nordosten. Veranlasse das sofort. Und ich brauche sämtliche Trägerkommandeure und die Kommandeure des Drachenkontingents zu einer Besprechung. Anschließend gehen Meldungen an alle anderen Schiffskommandeure hinaus. Das ist für den Augenblick alles.«
Die Mitglieder des Stabes standen auf, schüttelten den Kopf und verließen einer nach dem anderen den Raum.
»Du greifst also die Kampfflotte an?«, fragte Shar.
»Nicht genau«, erwiderte Edmund. »Und ich brauche eine sofortige Operationsmeldung an alle Landstreitkräfte: Plan Grimme Taten.«
Colonel Olin Rienzo dachte wieder einmal, dass Sir Robert Kane, Baron Marshfield, wie der Inbegriff eines Kavaliers aussah.
Sie waren vor dem Zusammenbruch entfernte Bekannte gewesen, als Rienzo Vollblutpferde gezüchtet hatte und Kane ein bekannter Züchter von Hanarahs und Veranstalter von Events gewesen war. Diese Events waren ein wichtiger
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