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Die Nanokriege - Die Sturmflut

Die Nanokriege - Die Sturmflut

Titel: Die Nanokriege - Die Sturmflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John; Heinz Zwack Lit. Age. Franz; Ringo Vohwinkel
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Teil des Pferdesports, eine Kombination aus Cross-Country-Reiten, Dressurreiten und Springen, und Kane war in dieser Disziplin Weltklasse gewesen. Damals hatte Rienzo sich insgeheim darüber lustig gemacht, dass der »Kavalier« stets riesige Schlapphüte und historische Kleidung trug, selbst bei den Veranstaltungen. Erst nach dem Zusammenbruch hatte Rienzo erfahren, dass Wettbewerbe für Kane eher Nebensache waren, seine eigentliche Leidenschaft galt der Wiederaufführung, besonders wenn es um Kavallerie aus dem achtzehnten Jahrhundert ging.
    Als Kane mit einer Vollmacht aufgetaucht war, die lediglich aus einer handschriftlichen Notiz von Edmund Talbot bestanden hatte, und aus der hervorging, dass er den Auftrag hatte, eine, wie Talbot es nannte, »Kavallerielegion« aufzustellen, war Rienzo zunächst skeptisch gewesen. Einen Kavalleristen auszubilden dauerte Jahre. Im Sattel zu kämpfen erforderte etwas mehr als nur die Fähigkeit, sich am Sattelknauf festhalten zu können. Und im Übrigen mussten nicht nur die Reiter, sondern auch die Kavalleriepferde gründlich ausgebildet werden. Aber auch wenn Kane wie die Reinkarnation eines Kavaliers aus dem achtzehnten Jahrhundert aussah und sich sogar manchmal wie ein solcher verhielt, war er doch, was militärisches Training
anging, ein sehr methodischer Mann. Er hatte eine große Gruppe von Reitern um sich versammelt, dazu eine noch größere Gruppe von Pferden, sich sein Gerät erbettelt, geborgt oder gestohlen und ein brutales Trainingsprogramm für Mann und Pferd entwickelt. Aus diesem Programm war eine Truppe von viertausend Reitern und fast sechzehntausend Pferden hervorgegangen, die es mit jeder Kavallerietruppe aufnehmen konnte, die jemals in der Menschheitsgeschichte existiert hatte. Sündteuer war sie auch, aber irgendwie fanden sie immer das nötige Geld. Ein Teil davon stammte aus Steuermitteln des Bundes, ein Teil aus geheimnisvollen Quellen, über die alle Schweigen bewahrten, aber irgendwie hatten sie es geschafft.
    Jetzt trabte er den Hügel hinauf, wo Kane und Fähnrich Tao die gerade in Gang befindliche Übung beobachteten. Das komplette Regiment hatte sich auf einer Seite eines weiten Tals formiert und stand dort einer »imaginären« Infanterieformation gegenüber. Während eine Schwadron die Vorderseite der Infanterieformation bedrohte, schwenkten die beiden anderen Schwadronen auf ein Flaggenkommando nach links ab und galoppierten an die Flanke der von einer großen Zahl von Heustapeln mitten im Feld dargestellten imaginären Formation. Als alle ihre Positionen eingenommen hatten, schwenkten alle drei Schwadronen ein und griffen die »feindliche Formation« an, passierten die feindlichen Heuhaufen und die eigenen Kameraden wie die Zähne eines Zahnrads. Als sie sich dem »Feind« näherten, senkten sich die langen Lanzen und durchbohrten die Heuballen, anschließend zogen sie die Schwerter und schlugen darauf ein. Wenige Minuten später war das Gelände mit zerfetztem Heu bedeckt.
    »Nicht schlecht«, sagte Kane. »Bravo, Leute, die erste Schwadron war ein wenig langsam.«
    »Sieht gut aus«, sagte Tao und machte sich eine Notiz in
seinem Buch. Der Fähnrich war neu hinzugekommen. Er war auf einem ausgemergelten Klepper plötzlich wie aus dem Nichts aufgetaucht. Da er anscheinend einer von Talbots Adjutanten gewesen war und die Flotte vor höchstens zwei Tagen mit Talbot an Bord abgesegelt war, musste er wie der Teufel geritten sein, um nach Kent zu kommen; von der Küste bis hierher waren es annähernd zweitausend Kilometer. Aber am nächsten Tag war er auf den Beinen gewesen und hatte, wenn auch leicht hinkend, seine Pflicht getan. Worin diese Pflichten bestanden, war nicht ganz klar. Meistens hielt er sich in Kanes Umgebung auf und leistete Melderdienste, soweit er nicht als Adjutant fungierte.
    »Sieht gut aus, Colonel«, sagte Kane, wendete seinen Hanarah auf den Hinterhufen und zog grüßend seinen Schlapphut.
    Kane war ein hoch gewachsener Mann, etwa neunzig Kilo schwer, mit langem, blondem, weitgehend ergrautem Haar. Er trug einen buschigen Schnurrbart und einen kleinen Spitzbart, der an jedem anderen albern gewirkt hätte, aber so gut zu seiner Persönlichkeit passte, dass man ihn kaum bemerkte. Bekleidet war er mit Lederhosen mit Schenkel- und Wadenschutz und einem schwarzen, bis zur Brust offenen Seidenwams, das den Blick auf ein rotes Seidenunterhemd freigab. Und da er sich nicht umgedreht hatte, konnte er nur aus den Geräuschen, die das

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