Die Nanokriege - Die Sturmflut
blickte erneut in die Runde. »Viel Glück und gute Fahrt.«
»Das sind verdammt seltsame Befehle«, sagte Karcher, als sie zum Schiff zurückflogen.
»Allerdings«, erwiderte Joanna. »Aber ich kann den Grund dafür erraten.«
»Das kann ich auch«, miaute Karcher angewidert. »Es stimmt, dass Informationen durchsickern.«
»Oh, es geht um mehr als das«, erwiderte der Drache. »Du kennst Edmund nicht so lange wie ich. Seine Gedanken sind tief und schwarz wie ein Sumpf. Er sagt einem nie, was er plant, oder wenn er es sagt, dann ist das meist nicht das, was er tatsächlich tut. Zum Teil, zum großen Teil, tut er das, um dem Feind die Information vorzuenthalten.
Aber hinzukommt, dass niemand es weiß, wenn er es sich anders überlegt oder der Plan nicht so gut läuft, wie er sich das vorgenommen hat.«
»Den Teil kann ich verstehen«, sagte Karcher bedrückt, als sie zur Landung ansetzten.
19
»Zeit zum Aufmischen«, signalisierte Jason und begann aufzusteigen.
Als Jason den Befehl erhalten hatte, die Orcas und Ixchitl anzugreifen, hatte er sich dafür bereits einen Plan ausgedacht. Und bis jetzt lief auch alles plangemäß ab.
Beinahe das Schwierigste daran war, die Orca-Rudel und Ixchitl-Schwärme zu finden. Aber die Delphinos hielten ständigen Kontakt mit Schnabeldelfinen, den Hochseedelfinen, die alle größeren Ozeane der Erde bevölkerten. Insbesondere konnten sie die Sprache dieser Delfine verstehen, zumindest in dem Maße, dass sie ihre Alarmrufe aufnehmen konnten, wenn die Delfine Orcas oder Ixchitl, die sie inzwischen als gefährlich erkannt hatten, sichteten.
Jedes Mal wenn ein solcher Ruf aufgenommen wurde, rückten die Delphinos vor, um zu entscheiden, ob es sich bei den gesichteten Orcas um natürliche oder Gewandelte handelte. Abgesehen von den kleinen Pseudohänden der Gewandelten waren die Unterschiede nur geringfügig, aber im Allgemeinen konnten die Delphinos instinktiv erkennen, womit sie es zu tun hatten, ohne dazu zu nahe heranzugehen. Und bei den Ixchitl gab es überhaupt keine Frage. Und dann umringten sie das Rudel oder den Schwarm und schickten ihren Alarmruf.
Jason hatte seine Truppenformation verändert und den Selkies den Großteil der ufernahen Tätigkeiten übertragen. Auf die Weise verfügte er über ausreichend Mer, um »Killerteams«
im Ozean zu verteilen. Wenn ein Zielrudel oder -schwarm gesichtet wurde, war deshalb häufig bereits irgendwo in der Nähe ein Killerteam postiert. Und sobald der Kurs ihres Zielschwarms feststand, bezogen die Mer Angriffsposition.
Im Großen und Ganzen zogen die Mer seichtere Gewässer vor, aber ihr Körperbau erlaubte ihnen durchaus auch das Eindringen in größere Tiefen. Außerdem waren sie Wasseratmer, also konnten sie auch unten bleiben , solange sie nur genügend Nahrung bekamen, um Unterkühlung zu vermeiden. Orcas und Ixchitl andererseits hielten sich fast ausschließlich in den obersten hundert Metern des Wassers auf. Ixchitl konnten in der Tiefe bleiben und taten das manchmal auch, aber im Allgemeinen bewegten sie sich ähnlich den Orcas am liebsten in Oberflächennähe. Und deshalb brauchten die Killerteams bloß tief zu tauchen und leise zu warten, bis ihr Ziel herankam.
In diesem Fall handelte es sich um ein kleines Rudel Gewandelter, das offensichtlich versuchte, eines der Trägerschiffe zu orten. Edmund hatte gesagt, dass es hohe Priorität hatte, genau das zu verhindern. Und deshalb war diese Gruppe im doppelten Sinn ein wichtiges Ziel.
Von ihrem augenblicklichen Standort aus – fast dreihundert Meter unter der Wasseroberfläche – konnten sie den Schwarm nicht sehen und auch sonst nicht entdecken. Aber die Delfine sendeten immer noch, und auf die Weise konnten sie die Position des Schwarms einigermaßen genau bestimmen. Die Delfine hatten um den Schwarm Gewandelter so etwas wie ein gleichschenkeliges Dreieck gebildet, und als dieses Dreieck über ihren Standort hinwegzog, schickte Jason seine Truppe lautlos nach oben.
Dabei vergewisserte er sich erneut, dass das Versorgungsschiff auf Position war, sechzig Kilometer von ihnen entfernt im Südosten. Ihm ging häufig durch den Sinn, dass die Versorgungsschiffe
die wahren Helden dieses Krieges waren. Die kleinen Schoner beförderten Proviant und Waffen für die Mer und Delphinos über die Meere, konnten sich aber selbst nicht gegen feindliche Angriffe verteidigen, so dass nur die endlose Weite des Ozeans sie schützte. Jedes Versorgungsschiff hatte einen Sanitäter an
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