Die Nanokriege - Die Sturmflut
jeder sich bietenden Gelegenheit gereinigt werden. Und das heißt, wenn wir im Einsatz sind. Und wenn du es dann nicht schaffst, musst du die Flugdrachen eben hinausführen und es dann tun. Die können so lange im Korridor stehen, oder du kannst sie auf Deck bringen.«
»Jawohl, Sir«, sagte der Bootsmann mit kläglicher Miene.
»Mach so sauber, dass man vom Boden essen kann«, fuhr Herzer fort. »Was ihr übrigens tun werdet.«
»Sir?«
»Die nächste Woche wirst du mit deiner ganzen Abteilung die Mahlzeiten in den Drachenpferchen einnehmen.«
»Sir …«
»Das ist mein voller Ernst, Bootsmann. Ich denke, dann bekommt ihre eine Vorstellung, wie sauber es hier sein muss. Ich würde vorschlagen, ihr fangt mit diesem hier an, ehe der Kapitän sieht, wie es hier aussieht. Du solltest vielleicht etwas Bleiche verwenden …«
»Streng zu meinen Leuten, nicht wahr, Major?«, fragte Joanna ruhig, als die Matrosen die Flugdrachen hinausführten und anfingen, den Pferch noch einmal zu säubern. Anschließend würde das Deck natürlich mit Sand behandelt werden müssen. Hoffentlich säuberten sie die Pferche und sandeten die Decks erst dann , dachte Herzer; um es in anderer Reihenfolge zu tun, reichte die Zeit nicht.
»Dazu gibt es Vorgesetzte«, erklärte Herzer. »Eigentlich ist es die Aufgabe des Bootsmanns. Und deshalb werde ich mir anschließend Bootsmann Riebech vorknöpfen. Ich habe mich so auf die Reiter konzentriert, dass ich keine Zeit hatte, hinreichend dafür zu sorgen, dass bei der Bodenmannschaft alles richtig läuft.«
»Stimmt nicht ganz«, wandte Joanna ein. »Du hast dich zwar auf die Reiter konzentriert, hättest aber gleichzeitig auch dafür sorgen müssen, dass alles andere funktioniert. Wenn die Reiter dann eine Weile allein hätten trainieren müssen, wäre das eben nicht zu vermeiden gewesen.«
»Ich sitze denen zu sehr im Nacken?«, fragte Herzer.
»Vielleicht«, meinte Joanna. »Was denkst du?«
Herzer überlegte und zuckte dann die Achseln.
»Das ist eine Standpauke von wegen Mikromanagement, was?«
»Von mir?«, erwiderte Joanna. »Wenn ich eine Standpauke verpasse, hört man das in der nächsten Flotte, das weiß jeder.«
»Es sei denn, du kennst eine bessere Methode«, sagte Herzer. »Okay, ich soll also ein Auge zudrücken? Ich würde der Bodenmannschaft wirklich gern ein wenig Mores beibringen. «
»Nein, ich bin ganz der Ansicht, dass die Bodenmannschaft auf Trab gebracht werden muss«, gab Joanna zu. »Mein Horst war der reinste Schweinestall. Ich habe bloß gewartet, bis du es bemerkst.«
»Weil das meine Aufgabe ist«, sagte Herzer. »Tut mir Leid.«
»Achte einfach darauf, dass es nicht wieder vorkommt«, erwiderte Joanna milde gestimmt.
»Du machst das gut.« Herzer schmunzelte.
»Sohn, hast du eine Ahnung, wie alt ich bin?«, schnaubte Joanna. »Alle staunen immer darüber, wie alt deine Freundin ist. Aber wie alt ich bin, fragt keiner.«
»Wie alt bist du denn?«
»Das geht dich einen feuchten Staub an, Junge«, erwiderte Joanna schmunzelnd. »Wie sieht’s denn sonst aus? Ich meine, was die Inspektion angeht?«
»Alles gut in Schuss«, nickte Herzer. »Wir haben noch drei Stunden. Bis dahin sollte alles tipptopp sein.«
»Dann mach noch eine Runde«, schlug Joanna vor. »Gib einfach den bösen Vorgesetzten. Ich werde mich unterdessen noch mal eine Weile aufs Ohr legen.«
Es war Samstag, und Edmund hatte keine Lust, sich den Samstag mit Papierkram zu verderben. Nachdem er daher aufgestanden war und sichergestellt hatte, alle wissen zu lassen, dass er wach war, legte er sich noch einmal aufs Ohr.
Bis ihn ein Klopfen an der Tür aus dem Schlaf riss.
Edmund überlegte, ob er so tun solle, als habe er am Schreibtisch gegessen, beschloss dann aber, es bleiben zu lassen. Admirale hatten schließlich gewisse Privilegien. Er wälzte sich zur Seite und sagte: »Herein.«
»Mer-Nachricht, Sir«, meldete der Signalgast. Gewöhnlich wurden Nachrichten von einem Läufer gebracht, es musste also etwas Besonderes sein.
Edmund nahm das Pergament, warf einen Blick darauf und nickte dann. Er sah auf seinen Kalender und runzelte die Stirn.
»Sag Admiral Shar Bescheid«, sagte Edmund und legte sich wieder hin. »Operation Front Royal einleiten.«
»Front Royal, Sir?«, quiekte der Signalgast.
»Front Royal.«
»Major Herrick«, sagte Skipper Karcher, als sie den Broadway hinunterging. Sie öffnete einen der Drachenpferche, trat ein, tippte dem Flugdrachen auf
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