Die Nanokriege - Die Sturmflut
kein nennenswertes Drachenkontingent«, erwiderte der Marschall. »Und wir haben mehr als genug Gewandelte, um die dort stationierte Kompanie Blood Lords zu vernichten. Sende die Befehle. Dort draußen gibt es einen einzelnen Träger. Findet ihn. Zerstört ihn. Wir werden denen zeigen, dass ich mit mir keine Spielchen treiben lasse.«
»Spielchen wirst du also mit mir treiben?«, fragte Herzer den für das Flugdrachendeck verantwortlichen Bootsmann. »Wenn es um Spielchen geht, bin ich Meister.«
Inzwischen war es so etwas wie eine Tradition geworden, dass der Skipper am Samstagmorgen das Schiff inspizierte. Und wie es bei solchen Inspektionen stets der Fall ist, gab es eine Vorausinspektion durch den Ersten Offizier des Schiffes. Und zuvor eine Voraus-Vorausinspektion der diversen
für die verschiedenen Bereiche des Schiffs zuständigen Offiziere und Bootsleute.
Im Falle Herzers bedeutete das kurz nach Morgendämmerung eine Inspektion sämtlicher Bereiche, in denen Flugdrachen und ihre Reiter untergebracht und versorgt wurden. Er hatte die Reiterlatrine, die Proviantlager, die Bereiche, wo das Futter zubereitet wurde, die Quartiere der Bodenmannschaften, die der Reiter und die ihrer Offiziere inspiziert. Und er hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass alles in Ordnung zu sein hatte, wenn er durchkam, ganz gleich, wie früh das war. Er war durch die Schule der Blood Lords gegangen, und Blood Lords akzeptierten keine Entschuldigungen.
In den meisten Fällen waren kleine Korrekturen notwendig gewesen. In der Mannschaftslatrine hatte einiges herumgelegen, von dem die Reiter geglaubt hatten, er würde es nicht sehen. Er sah es. In den Mannschaftsquartieren gab es ein paar nicht den Vorschriften entsprechende Gegenstände, von denen die Reiter geglaubt hatten, sie hätten sie gut genug versteckt. Hatten sie nicht. Ein paar Mitglieder der Mannschaft hatten geglaubt, eine ordentlich gemachte Pritsche bedeutete schmutzige Wäsche und schlampige Falten. Das wurde jetzt korrigiert. Aber das waren alles Kleinigkeiten. Auf einem gewissen Niveau war es wichtig, dass man auf Kleinigkeiten achtete; wenn Soldaten in so einfachen Dingen wie beim Bettenmachen schlampig waren, kamen sie vielleicht auf die Idee, dass sie sich auch in wichtigen Bereichen Schlampereien leisten durften. Das war der ganze Sinn der Inspektionen.
Die Deckabteilung hatte das offenbar nicht richtig begriffen.
»Sieh dir das an«, sagte Herzer, zerrte den Bootsmann in einen der Flugdrachenpferche und schob den Drachen zur Seite. In der Ecke hatte sich Unrat aufgetürmt, auf dem
hässlicher, gelber Schimmel wuchs. Im Allgemeinen waren die Flugdrachen so liebenswürdig, sich im Flug zu entleeren. Aber wenn sie zu lange eingepfercht waren, beispielsweise während eines Sturms, war das nicht möglich. Und wenn sie unter Seekrankheit litten, und das taten sie fast ebenso oft wie Menschen, war die Hölle los. Vorne wie hinten …
Es gab Pumpen und Abläufe, um da Abhilfe zu schaffen; Herzer hatte das bei seiner letzten Reise auf die harte Tour gelernt. Doch dabei blieb meistens ziemlich viel zurück. Manchmal an sehr schwer erreichbaren Stellen. Aber es war einfach Vorschrift , dass auch diese Stellen so schnell möglich gesäubert wurden.
»Sir, es ist schwer, in die Pferche zu kommen, wenn …«
»Dieser Dreck liegt jetzt seit Wochen hier, Bootsmann«, fiel Herzer ihm ins Wort. »Das kann man am Schimmel erkennen. Ich bin auf mich selbst sauer, dass ich das nicht schon früher entdeckt habe. Und das ist nicht der einzige Pferch.«
Der Flugdrache wählte diesen Augenblick dazu aus, laut aufzujaulen und dem Bootsmann einen Schubs zu versetzen, worauf dieser fast an die Decke ging.
»Sir …«
»Bootsmann Riebech, dieser Flugdrache ist vor kurzem gefüttert worden. Er wird dich nicht fressen . Du brauchst ihn nur am Kopf zu streicheln und seine Schnauze wegzuschieben, dann lässt er dich in Frieden. Und wenn er das nicht kapiert, dann gibst du ihm eins auf die Nase.«
Der Bootsmann rieb den Drachen kurz am Kopf und stieß ihn dann weg, was allerdings dazu führte, dass er selbst in die Ecke gedrängt wurde.
»Bootsmann«, seufzte Herzer, »dieser Schimmel kann den Drachen in die Haut eindringen, wenn sie sich Verletzungen geholt haben, beispielsweise im Kampf. Solche Pilzinfektionen
sind verdammt schwer zu kurieren. Diese Pferche müssen sauber sein. Nicht nur ausgewischt – nein, bis aufs Holz hinunter wirklich sauber. Und deshalb müssen sie bei
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