Die Nanokriege - Die Sturmflut
gibt’s?«
»Da kommen Schiffe, Miss!«, erregte sich Keith und packte sie am Arm. »Wir müssen hier weg!«
»Wir müssen Verwundete abtransportieren«, sagte Rachel und zog ihm den Arm weg.
»Keine Zeit !«, rief der Pfleger verzweifelt. »Die sind schon an den Kais, die haben sie nicht rechtzeitig angezündet. Die kommen jetzt .«
»Hier?«, fragte Rachel verärgert. »Warum hier ? Alle haben doch gesagt, die würden die Stadt angreifen.«
»Die sind hier, Miss«, sagte Keith und zerrte wieder an ihr. »Komm. Wir müssen weg .«
Schwach, aber nicht sehr weit entfernt, hörte Rachel das Klirren von Metall. Es klang wie in einer kleinen Schmiede, aber sie erkannte das Geräusch schnell, hatte es schon einmal gehört. Dann ein Schrei, auch nicht sehr weit entfernt.
»Spann sämtliche Karren an, Keith«, sagte sie mit trockenem Mund. »Wir …«
»Ich glaube, dafür haben wir keine Zeit, Miss«, widersprach Keith und schüttelte den Kopf.
»Tu, was ich sage!«, herrschte Rachel ihn an, als die Tür zur Klinik aufging.
Der Mann, der durch die Tür trat, war groß und blond und trug eine graue, mit Silber bestickte Robe. Am Saum der Robe waren Symbole, die Rachel nicht erkannte. Im Licht, das durchs Fenster hereinfiel, konnte sie auf dem Gewand ein paar dunkle Flecken erkennen. Aber Rachel brauchte nicht zu fragen, was das für Flecken waren. Und falls sie hätte fragen wollen, lieferte ihr das monströse, mit
Blut bedeckte Ding , das dem Mann in die Lobby folgte, die Antwort.
Es war mindestens zwei Meter groß und entsprechend breit, mit einem Gesicht, das einesteils bestialisch, aber auch auf schreckliche Weise schön war. Oben und unten hatte es vorstehende Fänge, schwarzes, strähniges Haar und irre blickende rote Augen. Aber das Gesicht selbst, die hohen Backenknochen, die Stirn und die Adlernase wirkten vertraut, und sie ertappte sich dabei, wie sie es entsetzt anstarrte.
»Elf?«, flüsterte sie.
»Einer der Gespielen meiner Herrin«, sagte der Mann und trat mit hinter dem Rücken verschränkten Händen auf sie zu. »Bloß einer davon. So wie ich das vermutlich auch bin«, fuhr er fort und stand jetzt vor ihr, ragte über ihr auf. Rachel stellte fest, dass es schier unmöglich war, sich dem Bann seiner grauen Augen zu entziehen.
»Dr. Rachel Ghorbani, vermute ich?«
»Was zum Teufel machst du hier?«, fragte Rachel.
» Dich suche ich natürlich«, sagte der Mann und lächelte. »Es gibt Leute, die der Ansicht sind, du könntest nützlich sein. Aber das werden wir ja sehen, nicht wahr?«
Rachel sah sich um, aber es gab kein Entkommen.
»Den Teufel werde ich …«, murmelte sie, als vom Treppenabsatz draußen ein Jaulen zu hören war. Sie drehte sich um und hob die Hand, als Azure mit gesträubtem Fell und hoch erhobenem Schwanz hereingetrottet kam. Sie hatte erlebt, dass ihr Hauslöwe mit ausgewachsenen Luchsen in den Fängen nach Hause zurückkehrte, aber die Gruppe von Orks, und insbesondere der Elf, würden den Tod ihres Lieblings bedeuten, der sie seit der frühen Kindheit begleitet hatte. »Nein!«
Die Orks hatten ihre Schwerter gezogen und musterten nervös den Hauslöwen, der die Größe eines Pumas hatte.
Das Elfending zog langsam das Schwert und richtete die Spitze auf die zischende Katze.
»Graaaa«, schnaubte das Ding, duckte sich und folgte gebannt den Bewegungen der Katze.
Azure hatte sich jetzt geduckt, sein Schwanz peitschte, er war bereit zu springen, aber seine Augen ließen die des Elf nicht los, als wüsste er, dass das Ding die einzige echte Bedrohung war. Azures Hinterpfoten kratzten am Boden, versuchten sich festzuhalten, und wieder schlug sein Schweif. Dann drehte er jaulend den Kopf zur Seite.
»Sraaaa«, erwiderte der Elf, und die Spitze seines Schwerts wippte leicht hin und her.
Azure sah noch einmal hin, setzte sich auf, leckte sich desinteressiert die Schultern, machte kehrt und trottete die Treppe hinauf.
»Azure?«, hauchte Rachel mit geweiteten Augen. Sie war sich nicht sicher, ob sie erleichtert sein sollte, dass ihr Liebling überleben würde, oder bedrückt, dass er sie im Stich ließ.
»So, das wäre dann ja geklärt«, meinte der Mann und griff nach ihrem Arm, »jetzt wollen wir gehen und sehen, wie du uns nützlich sein kannst.«
»Sir«, sagte die Läuferin und schob den Kopf durch die Tür. »Herzog Edmund kommt.« Diesmal hatte sie geklopft.
»Na großartig«, knurrte Herzer und zuckte zusammen, als Bast Salbe in seine Wunde rieb. »Hat man
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