Die Nanokriege - Die Sturmflut
geringem Wert, oder zumindest schien es so, dass nur ihre menschlichen Offiziere behandelt wurden. Gewandelte überlebten entweder oder sie starben eben.
Rachel drehte den Hahn auf und hielt Hände und Unterarme unter das fließende Wasser. Das eine Gute an diesem Lager war, dass der Aufbruch im Lazarett fließendes Wasser installiert hatte. Andererseits war es kalt, und Blut mit kaltem Wasser abzuwaschen war nicht gerade angenehm.
Sie wandte den Kopf zur Seite, als sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung bemerkte, und musterte dann finster Conner, der, wie üblich gefolgt von seinem monströsen Elfding, da stand.
»Schade, dass du sein Bein nicht retten konntest«, sagte Conner nach einem Blick auf den Verwundeten.
»Ich habe dir ja gesagt, dass du nicht mit bester Arbeit rechnen kannst, wenn du mich ärgerst«, erwiderte Rachel kühl und wandte ihm den Rücken zu. Er wollte sie leiden sehen. Er konnte sie töten, er konnte sie vergewaltigen, aber verdammt wollte sie sein, wenn sie ihm zeigte, dass sie Angst hatte.
Wieder das Zucken einer Bewegung in ihrem Augenwinkel und ein deutliches »Wisch-Wumm«. Sie drehte sich um und sah gerade noch, wie der Gewandelte sein Schwert abwischte. Der Kopf des Offiziers hatte noch nicht genug Zeit gehabt, von dem blutbesudelten Operationstisch zu rollen. Das tat er jetzt vor ihren Augen und traf mit einem Geräusch wie eine zerplatzte Melone auf dem Boden auf.
»Du VERDAMMTER HUNDESOHN!«, schrie sie, griff nach
einem Skalpell und schleuderte es mit aller Wucht nach ihm.
Conner beugte sich leicht zur Seite, ließ das Geschoss an sich vorbeizischen und lächelte bösartig, als das Elfding vortrat.
»Nicht, Roc«, sagte Conner und hob lachend die Hand. »Sie soll sich ruhig abreagieren.«
»Du solltest meine Zeit nicht vergeuden !«, erregte sich Rachel. »Macht mit mir, was wir wollt. Ihr könnt mich foltern, vergewaltigen, umbringen, was auch immer. Aber nicht meine Zeit vergeuden!«
»Aber das«, sagte Conner mit einer Handbewegung zu der kopflosen Leiche hin. »Das war Zeitvergeudung. Wir brauchen keine Offiziere, die Krüppel sind. Das ist bloß ein weiterer Mund, den wir füttern müssen.«
»Ich verstehe euch nicht«, sagte Rachel, wandte sich wieder dem Ausgussbecken zu und schrubbte sich wütend die Hände, schnappte sich dann ein Handtuch und wies mit einer halb zornigen, halb verblüfften Geste auf ihn. »Ein verdammter Idiot bist du, weißt du das? Nicht nur verrückt, das versteht sich ohnehin, sondern ein Idiot !«
»Warum bin ich ein Idiot?«, fragte Conner ruhig und neigte den Kopf etwas zur Seite, als würde ihm ihre Meinung ungeheuer viel bedeuten.
»Weißt du, wer Herzer Herrick ist?«, fragte Rachel, warf das Handtuch in einen Korb und wechselte ihre Schürze gegen eine frische aus.
»O ja, dein Liebhaber, nicht wahr?«, erwiderte Conner lächelnd.
»Nein«, widersprach Rachel. »Deine ach so große Intelligenz täuscht dich in diesem Punkt. Aber würdest du sagen, dass er für die UFS nutzlos ist?«
»Nein«, antwortete Conner. »Eigentlich sogar recht nützlich. «
»Und wusstest du, dass ihm eine Hand fehlt?«, fragte Rachel mit sanfter Stimme.
»Ja.« Conner nickte zustimmend.
»IST ER MIT EINER HAND WENIGER NÜTZLICH?«, schrie Rachel, warf beide Hände in die Höhe und deutete dann auf die Leiche. »Weißt du auch nur das Geringste über diese Person?«
»Davon abgesehen, dass er keinen Kopf hat«, grinste Conner, »nein.«
»Du hast also keine Ahnung, ob er dir vielleicht hätte nützlich sein können«, sagte Rachel und hob erneut beide Hände. »Er hätte vielleicht ein Genie in der Logistik sein können! Jemand, der sich meisterhaft darauf versteht, Informationen auseinander zu klauben und den einen Hinweis zu finden, der die Schlacht gewinnt! Aber du weißt es nicht! Und jetzt wirst du es nie wissen! Weil du ihm den Kopf abgeschlagen hast! Schnipp – ab ist der Kopf! Deshalb bist du ein Idiot, ganz zu schweigen davon, dass du VERRÜCKT bist!«
»Miss Ghorbani, du leidest da an einem Missverständnis«, meinte Conner mit einem schwachen Lächeln. »Dem Missverständnis nämlich, dass das irgendjemanden beim Neuen Aufbruch interessiert . Oh, nicht was deine Meinung angeht, keine Frage. Nein, ich meine, was das Schicksal eines einzelnen Individuums betrifft, ganz gleich, was für potenzielle Fähigkeiten in ihm stecken. Bist du mit dem Satz vertraut, ›Quantität hat ihre eigene Qualität‹? «
»Stalin.« Rachel nickte. »Mein
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