Die Nanokriege - Die Sturmflut
es sich um eine gute Konstruktion handelte. Er hatte mindestens eine Woche gebraucht, bis er sich mit all den Veränderungen an der Hazhir auseinander gesetzt hatte, aber dann hatte er verblüfft und ein wenig bewundernd den Kopf geschüttelt.
»Das alles habt ihr auf Blackbeard -Basis geschafft?«, fragte er.
Äußerlich unterschied sich das Schiff kaum von einem ganz gewöhnlichen Träger der Bonhomme Richard -Klasse. Die Startplattform an Backbord war vielleicht einen Meter länger, und für ein geschultes Auge gab es auch ein paar kleine Unterschiede in der Takelage. Aber der größte Teil der Veränderungen war unter der Wasserlinie oder im Inneren vorgenommen worden.
»Na ja, die Flügel anzubringen war nicht leicht«, grinste Evan. »Aber dabei haben uns die Mer geholfen.«
Schiffe, die nicht unmittelbar vor dem Wind segelten, neigten immer dazu, etwas vom Wind abzufallen, »nach Lee«. Es gab verschiedene Methoden, um das zu verhindern, aber Evan hatte sich für große »Flügel« aus Holz und Kupfer entschieden, die seitlich aus dem Schiffsrumpf ragten. Um sie sehen zu können, hatte der Ingenieur über Bord gehen und unter das Schiff tauchen müssen. Das war kalt, aber sehr instruktiv gewesen. Insgesamt waren es vier solcher Flügel, zwei vorne und zwei achtern. Sie erhöhten den Tiefgang des Schiffes nicht, aber wenn das Schiff zur Seite krängte, wirkten die Flügel wie eine Art Kiel und sorgten dafür, dass es nicht zu stark nach Lee abtrieb.
Es gab Dutzende weiterer kleiner Änderungen, Evan hatte dafür eine ausführliche Liste aufgestellt und auch Vorschläge ausgearbeitet, wie man die Änderungen in die Praxis umsetzen konnte.
»Will der Admiral bloß die Träger …?«, fragte der Ingenieur nach einem Blick auf die Liste und nachdem er im Geiste zusammengezählt hatte, wie viel Mannstunden das erfordern würde.
»Für den Augenblick bloß die Träger«, erwiderte Evan. »Wenn es die Zeit erlaubt, nehmen wir uns auch die Fregatten und Kreuzer vor. Aber da ist noch etwas.«
»Und das wäre?«
»Wir brauchen auch Schiffe für die Drachenabwehr«, erklärte Evan. »Und ich sehe diese Dreadnoughts da rumliegen …«
»Verdammt noch eins, das bedeutet einen völligen Umbau der Takelage!«, erregte sich Ennesby. »So wie die jetzt angelegt ist, kann man nicht nach oben schießen.«
»Wir haben eine ganz brauchbare Skizze, wie eine Fregatte des Neuen Aufbruchs aussieht«, erklärte Evan.
»Tatsächlich?«
»Ja, die haben wir«, erwiderte Evan. »Und um gleich deine nächste Frage zu beantworten, ich weiß nicht, woher sie stammt. Wir haben auch Spezifikationen für die Ballisten, und einiges daran gefällt mir und einiges andere nicht. Ich denke, wir kriegen das besser hin, viel besser sogar. Aber ich weiß nicht, ob wir es in der Zeit schaffen, die uns zur Verfügung steht.«
»Also, dann bring mal die Pläne, danach wollen wir sehen«, meinte Ennesby und rieb sich die Hände. »Was passt dir denn an deren Ballisten nicht?«
»Die ähneln zu sehr einem römischen Modell«, sagte Evan. »Und sie verwenden Sehnen für das Elastiksystem. Das Problem damit ist …«
»Wie man es auf dem Schiff trocken hält?«, fragte der Ingenieur.
»Ich glaube nicht, dass die das besonders gut machen«, nickte Evan. »Wahrscheinlich decken sie sie gut ab, aber die Feuchtigkeit würde die Leistung beeinträchtigen.«
»Das wird sie bei unseren auch«, gab Ennesby zu bedenken.
»Nur, wenn wir Ballisten benutzen«, erwiderte Mayerle, der wieder seinen abwesenden Gesichtsausdruck bekam. »Wir haben einen großen Auftrag für Rohre und Pumpgerät für die Kühlung erteilt, stimmt das?«
»Allerdings«, seufzte der Ingenieur. »Du hast ja keine Ahnung, was das kostet.«
»Mhm …«
»Woran denkst du?«, fragte Ennesby.
»Ich frage mich, welchen maximalen Druck uns Mutter wohl durchgehen lässt«, sagte Evan, immer noch mit einem Blick, der in weite Ferne gerichtet schien.
»Willkommen im Grundkurs«, sagte Herzer und musterte grinsend die gemischte Gruppe aus Unteroffiziersdienstgraden und Offizieren in dem kleinen Raum. Sie befanden sich im Erdgeschoss eines zweistöckigen »provisorischen« Baus, den der Pioniertrupp des Stützpunkts in zwei Tagen errichtet hatte. Aus den Wänden rann noch Harz, und der Boden war alles andere als eben. Herzer war sich ziemlich sicher, dass das Dach beim ersten Regen wie ein Sieb lecken würde. Aber für den Anfang reichte es.
»Die meisten von euch kennen mich,
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