Die Nanokriege - Die Sturmflut
gelernt. «
Brooks sah ihn von der Seite an und deutete dann mit einer Kopfbewegung zu den Arbeitenden hinüber.
»HALT! Okay, unteres Ende, ganz langsam!«
Das untere Ende des Masts kroch langsam, aber stetig –
»hübsch«, wie es in Marinesprache hieß – auf den Rand des Loches zu, rutschte dann aus und krachte zu Boden, dass die Erde ringsum erzitterte.
»Also, auf einem Schiff sollte man das nicht so machen!«, brüllte Brooks. »Sonst habt ihr nämlich ein verdammt großes Loch im Kiel! So, und jetzt die Taue vom unteren Ende und dann den Vorstag bemannen. Jetzt wollen wir den Burschen gerade richten!« Er wandte sich wieder dem Admiral zu und nickte. »Das ist jetzt der kitzlige Teil an der ganzen Geschichte, wenn es dir nichts ausmacht.«
»Viel Spaß«, erwiderte Edmund.
»Ja, ich weiß schon, Sir, gutes Training .«
13
»Das ist jetzt gutes Training«, deutete Vickie ihrem Flügelmann in Zeichensprache an.
Als sie aufgestiegen waren, war der Himmel bedeckt gewesen, aber als sie an ihrem Ziel eingetroffen waren – einem kleinen Versorgungsschiff, der Harry Black , das man für Drachenlandungen umgebaut hatte –, hatte es angefangen zu regnen. Sie waren zu weit draußen, dass der Silverdrake es zurück bis ans Land hätte schaffen können, und jetzt konnten sie nicht einmal mehr das Meer sehen, geschweige denn ihre Landeplattform.
In gewisser Hinsicht war Vickie freilich froh, einen Silverdrake zu reiten. In dieser verdammten Waschküche hätte man auf einem Powell kaum seinen eigenen Drachen sehen können. Bei Silverdrakes war das nie ein Problem.
Es ging die Rede, die Erfindung der Silverdrakes gehe auf einen Witz zurück. Sie waren klein und sehr schnell. Große Sprinter, auch wenn sie nicht das Durchhaltevermögen der Powells hatten. Für Renndrachen waren das gute Eigenschaften, und sie waren wirklich gut konstruiert. Aber was die Körpermarkierungen anging, war der Konstrukteur offenbar … ein wenig zu witzig gewesen.
Der Drache, auf dem sie saß, war von strahlendem, fluoreszierendem Grün mit rosa Punkten, manche so groß wie ihr Daumen, andere fast so groß wie ihr Kopf. Das Reittier ihres Flügelmanns war in mancher Hinsicht sogar noch schlimmer, eine Art von geflecktem »Tarnmuster« in Neonblau
und Gelb: die Augen konnten einem dabei wehtun. Über die Jahre hatte man immer wieder versucht, die Drachen zu etwas traditionelleren Farben hin zu wandeln. Aber Silverdrake-Reiter waren eigenartige Leute und hatten ihre Drachen gern so, wie sie waren. Unstet, reizbar und alles das.
»Dort drüben?«, winkte Ramani und deutete nach links.
»Versuchen wir’s«, signalisierte Vickie zurück.
Sie lenkte den Silverdrake ein Stück nach links unten und bremste ihn etwas ab, um zu verhindern, dass sie mit dem Schiff kollidierten oder ins Meer plumpsten. Ihrer Schätzung nach waren sie höchstens zweihundert Meter hoch, aber in dieser Waschküche konnte man nicht feststellen, ob sie ein paar hundert oder ein paar tausend Meter hoch waren. Und weit und breit war nichts als Wasser.
Der Flugdrache kippte plötzlich hart nach links ab, als er mit der Flügelspitze beinahe einen Mast streifte. So viel zu ihrer Annahme, zweihundert Meter hoch zu sein …
Vickie schüttelte den Kopf und steuerte gegen, hoffte, die Landefläche im Regen ausmachen zu können. Die Schiffe waren nur teilweise umgebaut, von der Mastspitze führte ein massives Tau, ein Stag, zum Heck des Schiffes. An den Seiten waren weitere Taue. Aber es gab eine schmale Lücke zwischen den Stagen, die den Zugang zu der über dem Achterdeck errichteten Plattform ermöglichte. Bedauerlicherweise war die Lücke freilich nicht so breit wie die Flügelspanne eines Silverdrake, so klein die auch war.
Zur Landung mussten sie also herunterstoßen wie ein Jagdfalke. Der Silverdrake, der abgesehen von seiner bunten Färbung die Gestalt eines Wanderfalken hatte, setzte zur Landung an, verringerte seine Geschwindigkeit durch Flügelschläge, klappte die Flügel dann hoch, ließ sich durch den Schlitz auf die Plattform fallen und prallte mit einem mächtigen Plumpser auf, der das ganze Schiff zum Beben brachte.
Vickie hatte gelernt, beim Landen den Kopf einzuziehen
und sich am Sattel einzustemmen; wenn man das nicht tat, trug einem das eine gebrochene Nase ein. Trotzdem schwor sie sich nach jeder Landung immer wieder, dass sie sich irgendwann eine bessere Landemethode würde einfallen lassen. Diese hier war einfach zu gefährlich.
Vickie
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