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Die Nanowichte

Die Nanowichte

Titel: Die Nanowichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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knurrte. Mehr war aus dem dickschädeligen Zauberer jetzt nicht herauszuholen. Soviel war klar. Widerstrebend schickte er seinen Geist nach den Kugeln aus, packte mit einem mentalen Greifarm zwei Kugeln und mit dem anderen die dritte, grinste ergeben, warf eine Kugel hoch und setzte den gleichmäßigen Levitationszyklus in Gang – so wie er es vor Monaten gelernt hatte.
    Merlot lächelte. »Schön, schön. Und weil du doch auf etwas wirklich Aufregendes aus bist …«
    Hogshead blickte auf – wie ein übereifriger Labrador, der auf einen versprochenen Knochen wartete.
    »… auf etwas, daß die Adrenalinpumpe so richtig in Schwung bringt, was? Also deswegen – morgen zeige ich dir, wie man es mit vier Kugeln macht. Sind die Mädchen ganz verrückt drauf! Komm, Arbutus!«
    Eine kurze, nur flüchtige angedeutete Bewegung aus dem Handgelenk: Der Zauberer schimmerte, flimmerte wie flirrendes Lametta und verschwand in glitzerndem Flittergewirbel.
    Nach einer Sekunde war er wieder da. »Sagte ich eigentlich, daß ich morgen wiederkomme?« fragte er zerfahren. Hogshead nickte und wirbelte weiter seine Bälle durch die Luft. »Oh!« grunzte Merlot und setzte nachdenklich hinzu: »Wie lange sind wir jetzt schon hier oben?«
    »Zwei Wochen!« fauchte Hogshead. Zwei Wochen, die man wesentlich besser hätte nutzen können, dachte er. Mit Übungen zum mittigen Durchsägen von Küchenschaben zum Beispiel.
    »Ist wohl lange genug, denke ich, was?« fragte Merlot und fummelte an seinem Mantelsaum herum.
    Der Zauberer wirkte ein klein wenig verlegen. Hogshead sah ihn an. Er wußte genau, was jetzt kommen würde; er hatte es schon oft genug erlebt: Merlot hatte bestimmt vergessen, ihm irgend etwas mitzuteilen.
    »Eine lange Zeit, zwei Wochen, nicht wahr? Würde mich nicht wundern, wenn du gern wieder nach Cranachan zurückkehren wolltest. Würdest du doch gern, was?« stotterte Merlot nervös und versuchte angestrengt von der Tatsache abzulenken, daß er bei der Terminplanung geschlampt hatte.
    Hogshead sah ihn mit großen Augen an und spielte den Ahnungslosen. »Aber wenn ich jetzt mein Zelt abbreche und aufbreche, dann würde dir doch bestimmt langweilig werden!«
    »Nein, nein. Mach dir keine Gedanken um mich.« Merlot geriet in Begeisterung. »Macht mir überhaupt nichts aus. Ich hab da ein paar Eintrittskarten für die Offenen Polomeisterschaften der Kapiteldimensionen! Ausgezeichneter Platz, phantastische Mannschaftsaufstellung, die Sache geht drei Tage lang! Großartiges Geschenk. In vorderster Reihe. Wirklich nett, daß mir jemand so was schenkt, findest du nicht auch? Bestärkt einen doch im Glauben an das Gute im Menschen, nicht wahr?«
    Hogshead nickte geringschätzig.
    »Muß jemand sein, der mich wirklich gut kennt. Im Finale treffen höchstwahrscheinlich die Apokalyptischen Vier auf die Tempelritter. Zum Rückspiel. Du erinnerst dich doch: Die letzte Begegnung wurde abgebrochen, weil in der zweiten Spielhälfte der Hunger plötzlich auf mysteriöse Weise verschwand …«
    Hogshead jonglierte weiter. »Dann soll ich also mein Zelt abbrechen und mich auf den Rückweg machen?«
    »Aber ja doch. So wird’s wohl am besten sein. Bis später dann! Das erste Spiel beginnt in …« Merlot schimmerte und war verschwunden.
    »Aber ja doch!« schrie Hogshead und schlug mit der Faust Löcher in die Luft. Jetzt, da Merlot fort war …
    Grinsend führte er eine komplexe Folge von Gesten und Handbewegungen aus und gluckste hinterhältig, als aus heiterem Himmel eine weitere bunte Kugel auftauchte und noch im gleichen Augenblick regelmäßig durch die Luft kreiste.
    »Wie lange hätte ich wohl noch warten müssen, bis du mir das da gezeigt hättest?« fauchte Hogshead. Das leise Echo seiner Stimme war noch nicht verklungen, als noch einmal drei Kugeln auftauchten.
    Sieben Kugeln tanzten und drehten sich jetzt auf kompliziert verschlungenen Kreisbahnen um einander. Etwa dreißig Sekunden lang, dann … dann wurde es Hogshead wieder einmal langweilig.
    »Soll ich vielleicht eine Ewigkeit, etwa bis zu meinem dreißigsten Geburtstag, warten müssen, bis man mir sagt, wie man das da macht?« knurrte er und machte seiner Verdrossenheit mit scharf hervorgestoßenen, zischenden Konsonanten Luft. Dann zuckte er mit den Lippen, und – den Kugeln wuchs ein Pelz, sie bekamen Zähne und Krallen und verwandelten sich in verängstigte Hamster.
    Und gleich darauf fauchte er wieder. Das kreiselnde Septett quiekte erschrocken – den Hamstern wuchs

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