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Die Nanowichte

Die Nanowichte

Titel: Die Nanowichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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eine schuppige Panzerhaut. Hogshead starrte auf den leuchtenden Ring aus frei schwebenden Gürteltieren und spürte, wie ein leises, bösartiges Lachen in ihm aufstieg. Und dann, als aus den Gürteltieren schwere Sarazenensäbel wurden und als die schließlich aufplatzten und sich in Feuerbälle mit einem Durchmesser von drei Fuß verwandelten, da fing er an zu lachen. Das, dachte er, das war es wert, daß man ein wenig damit herumspielte! Das machte Spaß!
    Und gerade als er die Sache in Angriff nehmen und sich intensiver mit dem flammenden Mehrfachinferno befassen wollte, gerade da knackte links von ihm ein Ast unter einem überaus unvorsichtig aufgesetzten Fuß.
    Mit Hilfe der Formula Extinctionis Instantanea, die er vor einem Monat gelernt hatte, löschte Hogshead sein kreiselndes Spielzeug und verzog sich hinter einen Baum. Was wollte Merlot jetzt schon wieder? Ihm nachspionieren?
    Vorsichtig spähte er hinter dem Baumstamm vor, fragte sich noch, ob ihn der Zauberer wohl in flammabilite delicto ertappt hatte, da … da fiel ihm die Kinnlade herunter. Fast zwei Wochen trieb er sich jetzt in diesem Wald herum, war meilenweit entfernt von den Annehmlichkeiten des Lebens in Cranachan, hatte (von Merlot und seiner Eule einmal abgesehen) nie eine Menschenseele zu Gesicht bekommen und sah jetzt …
    Es waren Männer. Drei Männer.
    Irgend etwas hielt ihn zurück, sein Versteck zu verlassen und zu ihnen zu laufen. Ihre Macheten möglicherweise. Und die Art und Weise, wie einer von ihnen – der Kurzgewachsene mit der Nickelbrille und dem Petuniengehänge um den Hals – sich benahm: ganz so, als gehöre der Wald ihm allein.
    »Und? Wo sind sie, Praquat?« murrte der Kurzgewachsene einen seiner Begleiter an, einen dunkelhäutigen Mann mit Ziegenbärtchen, dem ein Fransenvorhang aus Rastalocken in die Stirn hing, der einen olivgrünen Kampfanzug trug und einen über Kreuz geschlungenen Messergurt umgeschnallt hatte.
    »Da. Unterm Busch da.« [7]
    »Das will ich auch hoffen«, murrte Ellis Dee. »Ich habe lang genug drauf gewartet und habe keine Lust, die Sache noch mal einen Monat hinauszuschieben!«
    Hogshead mußte feststellen, daß sich seine Ohren zunehmend neugieriger spitzten. Etwas am Klang dieser Stimme veranlaßte ihn zu der Vermutung, daß es unter Umständen ein klein wenig unterhaltsamer sein könnte, wenn er, statt seine Hausaufgaben in Botanik zu machen, herauszufinden versuchte, was diese Kerle vorhatten.
    Ellis Dee hackte mit seiner Machete rabiat auf das grüne Dickicht ein und holzte sich in südwestlicher Richtung durch den Wald – treulich, aber nicht ganz so schwungvoll gefolgt von seinen Mitarbeitern, die sich mit schweren Rucksäcken abschleppten, die mit Flaschen, Gläsern und einer Menge unerklärlicher aber äußerst faszinierender Gerätschaften vollgestopft waren.
    »Schon fast da«, behauptete Praquat und hackte dabei auf eine Liane des klebrig giftigen Nha-Palmbaums ein. Mit dieser Art von Live-Reportage heizte er das Interesse der Touristen jedesmal ganz gewaltig an. »Spür ich.« Er schlug noch einmal auf die gestutzte Ranke des Giftgewächses ein, schrie auf und zeigte aufgeregt auf die freigelegte Öffnung.
    Ellis Dee fuhr herum. Er erkannte umgehend, um welches toxische Kraut es sich handelte, riß Praquat zurück und hielt ihn von dem säurehaltigen Seim fern, warf ihn in den nächsten Bach und tauchte ihn unter. Ganz unter.
    »Laß los!« schrie Praquat und schnappte nach Luft. Und wurde unverzüglich wieder untergetaucht.
    »Ist nur zu deinem eigenen Besten!« fauchte Ellis Dee, der allmählich Spaß an der Sache fand. Das endlose Gewäsch des Reisebegleiters war ihm zum Schluß ganz erheblich auf die Nerven gegangen.
    »Nein, nicht!« schrie Praquat. »Ich hab’s doch gesehen!«
    »Und warum hast du dann nicht einen großen Bogen drum gemacht? Weißt du nicht, wie gefährlich Nha-Palmen sind, hä?« schrie Ellis Dee und drückte ihn wieder unter Wasser.
    »Nein! Da!« brüllte Praquat. Wie Neptun stieg er aus dem Wasser und zeigte verzweifelt über Ellis Dees Schulter. »Da drüben!«
    Der alchimische Anführer drehte sich um, sah es blau aufblitzen und ließ Praquat schleunigst fallen. Schneller noch, als er einen zappelnden Zitteraal fallen gelassen hätte, der an einen Generator angeschlossen war.
    Und schon war er unterwegs, zog schwungvoll ein Vergrößerungsglas aus der Tasche und stürzte sich voll Freude auf das betreffende Exemplar der Waldflora. Hogshead sah es und war

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