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Die Narbe

Die Narbe

Titel: Die Narbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schmitter
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Gruppe? Das habe ich nie kapiert.«
    Dr. Chateaux schoss sein blitzschnelles Lächeln. Endlich befand er sich wieder auf dem Terrain, auf dem er sich souverän fühlte. Und er kostete diesen Moment weidlich aus.
    »Haben Sie wirklich noch nicht geahnt, was hinter seinem penetranten Macho-Gehabe steckt, diesem permanenten Aufpumpen der Muskeln, das Mahlen mit den Kiefern, wenn er spricht?« Er machte eine Kunstpause, um den Blick zu Batzko schweifen lassen. »Mit purem Willen kann man vielleicht Eisen stemmen, aber nicht mit einer Frau schlafen. Er leidet unter schwersten Erektionsstörungen, freilich ohne jeden organischen Befund. Sein aggressives Verhalten in der Gruppe ist nichts weiter als der innere Protest, als das Anrennen gegen die Erkenntnis, dass Gefühle nicht der Feind sexueller Energie sind, sondern ihr unendlich stimulierender Katalysator. Es wird noch eine lange, lange Reise mit ihm geben, er zeigt sich in der Gruppe leider immer noch als Schwergewichtsboxer im Ring.«
    Gerald hatte längst nicht mehr zugehört. »Wir müssen los. Sofort«, sagte er zu Batzko.
    Während der Fahrt nach Haidhausen berichtete Gerald von seinem Anruf am Vorabend. Übelkeit lag wie Schleim in seinem Mund, er öffnete das Fenster, um frische Luft atmen zu können.
    »Mach dir keine Sorgen«, sagte Batzko, »was kann passieren, wenn die ganze Gruppe da ist?«
    »Du bist und bleibst ein Trottel, Batzko. Er hat Franziska gesagt, dass er die anderen anrufen würde. Das heißt, er hat es nicht getan, und sie hat keine Ahnung«, sagte Gerald erregt und wunderte sich selbst darüber, wie klar er denken konnte. Die Szene vor der Deutschen Bank stürzte in sein Bewusstsein. Natürlich, die abschließende Geste der Frau, der Fingerzeig auf den Kopf, hatte genau diese Bedeutung. Es war nicht die Frau, die auf dem Motorrad vor Chateaux’s Haus auf ihn gewartet hatte. Das bedeutete, Lutz machte kontinuierlich Frauen an, scheiterte sexuell und versuchte es sofort bei der nächsten, weil er nicht akzeptieren konnte, dass das Problem nicht bei der Frau, sondern in ihm selbst lag. Lutz hatte jene Frau vor der Bank nicht physisch attackiert, wie konnte er auch in der Öffentlichkeit, aber Franziska würde allein sein in ihrer Wohnung. Wenn Lutz dort ausrastete …
    Batzko antwortete nicht. Er kurbelte das Seitenfenster herunter, setzte das Blaulicht aufs Dach und beschleunigte gleichzeitig.
    »Ich kann dir gar nicht sagen, wie sie mir auf die Nerven gehen, diese Freiwilligkeitskrüppel und dieser Psychoklempner. Tut mir jetzt schon leid, dass ich ihn nicht gleich mit einbuchten kann.«
    Nach wenigen Minuten hatten sie ihr Ziel erreicht. Batzko hatte den Alarmton ausgeschaltet, um Lutz nicht zu warnen, und parkte in der Einfahrt des Nebenhauses.
    Gerald lief voraus und drückte nur kurz auf die Klingel.
    Im Stillen zählte er die Sekunden, bis endlich die Tür aufsprang. Die beiden Kommissare eilten die Treppe hoch. Im dritten Stock hielt Gerald seinen Kollegen zurück: »Warte besser hier. Mich kennt er. Er wird sich nichts dabei denken. Ich lasse die Tür nur angelehnt. Warte ein halbe Minute.«
    Batzko nickte und zog sich so weit zurück, dass er vom vierten Stock aus nicht zu sehen war.
    Franziska erschien im Türrahmen. Sie wirkte überrascht, Gerald zu sehen, aber noch bevor sie etwas sagen konnte, legte er den Zeigefinger senkrecht auf seine Lippen und machte mit dem linken Arm eine beruhigende Geste. Franziska nickte und gab zögernd den Weg frei. Gerald berührte sie kurz an der Schulter und warf einen Blick in den Wohn-/Schlafraum.
    Lutz saß in seinem schwarzen »Hard Rock Café«-T-Shirt, die Beine auseinandergestellt, auf dem Sofa. Darüber trug er eine schwarze Bomberjacke, die Ärmel hochgekrempelt. Seine Augen wirkten glasig, als hätte er Alkohol getrunken oder sich mit Amphetaminen vollgestopft.
    »Ach du!«, sagte er, überrascht und enttäuscht zugleich. »Franziska hat dich wohl angerufen. Ich wusste gar nicht, ob du mitmachen wolltest. Außerdem hatte ich deine Telefonnummer nicht.«
    »Doch, doch«, antwortete Gerald, »ich freue mich auf euch. Kommen die anderen beiden auch noch? Du wolltest sie doch anrufen, hat Franziska gemeint.«
    Lutz schaute irritiert zwischen Gerald und Franziska hin und her. Franziska entzog sich seinem Blick, indem sie in die Küche ging.
    Lutz starrte Gerald an. Er schien zu ahnen, dass etwas nicht stimmte mit dieser Situation. Aber er konnte es nicht greifen. Plötzlich blickte er an Gerald

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