Die Navigatorin (German Edition)
etwas Fieber", überlegte Kyrell.
"Sind sie transportfähig?"
"Ich denke schon."
"Gehen Sie nach Hause, in einer halben Stunde vielleicht, damit Ihr Weggang nicht auffällt. Ich schicke Ihnen so bald wie möglich einen Boten, der Sie weiter instruieren wird."
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Gegen vier Uhr Morgens betrat ein ul'chanischer Razvaran Kyrells Wohnung. Er fand sie schlafend auf ihrer Couch im dunklen Wohnzimmer vor. Nur vom Flur aus drang etwas Licht in den Raum. Sanft legte der Mann der Schlafenden die Hand auf den Mund. "Kyrell!", flüsterte er ihr ins Ohr. Sie erwachte. Vor Angst weiteten sich ihre Augen. Ihr Herz raste.
"Keine Angst, Dame Kyrell. Ich bin Gerlin. Da'alder schickt mich. Ich nehme jetzt die Hand von Ihrem Mund. Versprechen Sie mir, nicht zu schreien?"
Kyrell nickte. Vorsichtig zog Gerlin seine Hand zurück. Kyrell rappelte sich auf. Sie wollte das Licht der Stehlampe einschalten, doch Gerlin hielt sie davon ab.
"Wir wollen doch nicht auf uns aufmerksam machen", ermahnte er sie.
"Wie kommen Sie hier herein?"
Gerlin lachte leise. "Ich bin ein Razvaran, ein Mitglied der Killerkaste, spezialisiert auf Einbruch. Ihre Wohnungstür war kein besonderes Hindernis für mich."
"Und die Überwachungs-Kameras?"
"Ich habe einen Computervirus in den Rechner eingeschleust, der die Kameras steuert. Der Geheimdienst bekommt nur die Bilder zu sehen, die ich für ihn vorbereitet habe. Bis die merken, dass sie an der Nase herumgeführt werden, sind Sie und Ihre beiden Kinder längst in Sicherheit."
"Sie sind in der Lage, in Computer des Liga-Geheimdienstes einzudringen?", wisperte Kyrell. Ein kalter Schauer fuhr über ihren Rücken. Der Razvaran bemerkte das wachsende Unbehagen seines Schützlings. Sanft nahm er Kyrells kalte Hände in die seinen. "Ich bin hier, um Ihnen zu helfen, Dame Kyrell, nicht, um Ihnen zu schaden. Sorgen Sie sich, weil ich ein Mitglied der Killerkaste bin? Wir Razvaran erfüllen vielfältige Aufgaben. Meistens arbeiten wir als Leibwächter. Es gibt Kollegen, die während ihrer gesamten Dienstzeit keinen einzigen Auftragsmord ausführen. Bitte vertrauen Sie mir."
Kyrell nickte zögernd.
"Wo sind die Mädchen?", fragte Gerlin.
"In ihrem Zimmer."
"Geht es ihnen gut? Man teilte mir mit, dass die Kinder Fieber hätten."
"Als ich das letzte Mal bei ihnen war, hatten sie lediglich etwas erhöhte Temperatur."
Gerlin erhob sich und ging zielstrebig in das Kinderzimmer. Eine kleine Nachtlampe spendete sanftes Licht. Mit seinem eigenen Scanner überzeugte sich der Razvaran von dem Gesundheitszustand der Mädchen.
"Ich denke, sie sind transportfähig", meinte er und zeigte Kyrell, die ihm gefolgt war, seine Ergebnisse.
"Und jetzt?"
"Ich werde beiden Mädchen ein Betäubungsmittel spritzen. Jeder von uns nimmt eines der Kinder auf den Arm. Wir werden einfach aus der Wohnung spazieren und den Schwebegleiter nehmen, mit dem ich hergekommen bin."
"Betäubungsmittel?!", rief Kyrell entsetzt.
"Es ist genau auf die Kinder abgestimmt."
"Nein!"
"Es gibt keine andere Möglichkeit. In Da'alders Gefolge gibt es keine Frauen mit Kindern. Sie würden mit den Zwillingen auf dem Raumhafen auffallen. Deshalb ist es notwendig, sie in Transportkisten zu betten und auf diese Weise zu schmuggeln. Betäuben wir die Mädchen sofort, ersparen wir ihnen Stress. Außerdem besteht so nicht die Gefahr, dass sie plötzlich in einem unpassenden Augenblick zu schreien anfangen."
"Transportkisten?!", fragte Kyrell mit schriller Stimme.
"Es ist alles vorbereitet, Dame Kyrell. Die Kisten sind warm und bequem. Es wird den Mädchen darin gutgehen."
"Wenn es keine andere Möglichkeit gibt, den Planeten zu verlassen, bleibe ich hier. Ich möchte meine Töchter keinesfalls gefährden."
Gerlin fluchte innerlich. Sein Zeitplan war eng. Wenn es ihm nicht bald gelang, Kyrell zur Kooperation zu bewegen, würde die Sache scheitern.
"Ein Vorschlag: Sie begleiten mich jetzt gemeinsam mit den Mädchen in die Botschaft und schauen sich die Kisten mit eigenen Augen an. Halten Sie dann das Unternehmen immer noch für zu gefährlich, bringe ich Sie in Ihre Wohnung zurück."
"Ich weiß nicht ..."
"Wollen Sie Ihr Leben weiter vom Geheimdienst bestimmen lassen?"
Kyrell starrte den Razvaran an. Für ihn schien alles so einfach zu sein. Nicht der geringste Zweifel zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Er beschwor sie:
"Ich selbst werde die Kisten die ganze Zeit begleiten. Ich garantiere mit meinem Leben dafür, dass alles gutgeht."
"Sind Sie ein guter Razvaran?", wollte Kyrell
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