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Die Nebel von Avalon

Titel: Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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wieder sagen, daß sie sich täuschen. Von allen Männern dieses Reichs, die mich gezeugt haben könnten, weiß ich, daß
einer
nicht mein Vater ist. Und so mußte ich ihnen wieder und wieder erklären, daß es sich nur um eine Familienähnlichkeit handelt… nicht mehr. Ich bin Euer Vetter, Galahad, nicht Euer Bruder.«
    Er lehnte sich gelassen im Stuhl zurück. »Ich hoffe, es ist Euch nicht zu unangenehm… daß jeder, der uns sieht, das Gegenteil glauben wird. Aber schließlich können wir nicht umhergehen und jedem die Wahrheit sagen.«
    Galahad wirkte verwirrt: »Ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn Ihr wirklich mein Bruder wärt, Gwydion.«
    »Aber dann wäre ich der Sohn Eures Vaters und vielleicht auch der Erbe des Königs«, erklärte Gwydion und lächelte. Gwenhwyfar wurde plötzlich klar, daß er das Unbehagen der anderen an der Tafel tatsächlich genoß. Er war wirklich Morgaines Sohn… wenn auch nur in diesem Anflug der Bosheit.
    Morgaine sagte mit der leisen Stimme, die so deutlich zu hören war: »Auch ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn Lancelot Euer Vater wäre, Gwydion.«
    »Das glaube ich Euch, Herrin.« Gwydion fügte hinzu: »Vergebt mir, Lady Morgaine, ich habe Königin Morgause immer Mutter genannt.«
    Morgaine lachte: »Ihr könnt in mir die Mutter nicht sehen, und mir fällt es ebenso schwer, Euch für meinen Sohn zu halten. Ich bin Euch dankbar für diesen Abend im Familienkreis, Gwenhwyfar«, sagte sie. »Sonst wäre ich vielleicht morgen auf dem großen Fest unvermittelt meinem Sohn gegenübergestanden.«
    Uriens sagte: »Ich glaube, jede Frau wäre auf einen solchen Sohn stolz. Und was Euren Vater angeht, Gwydion… wer immer es ist, es ist sein Verlust, daß er Euch nicht anerkennt.«
    »Oh, da bin ich anderer Ansicht«, erwiderte Gwydion. Gwenhwyfar beobachtete, wie er Artus beinahe unmerklich musterte.
Er mag aus irgendeinem Grund behaupten, nicht zu wissen, wer sein Vater ist. Aber er lügt.
Sie fühlte sich unbehaglich. Aber um wieviel unangenehmer wäre es, wenn er vor Artus stünde und zu wissen verlangte, weshalb er, der Sohn, nicht auch der Erbe war. Avalon – dieser verfluchte Ort! Sie wünschte, er würde im Meer versinken wie das Land Ys in der alten Geschichte, und man würde nie wieder etwas darüber hören!
    »Aber dies ist Galahads Abend«, erklärte Gwydion. »Und ich lenke die Aufmerksamkeit von ihm ab. Werdet Ihr heute nacht bei Euren Waffen wachen, Vetter?«
    Galahad nickte: »So ist es Brauch bei König Artus' Gefährten.«
    »Ich war der erste«, warf Gareth ein. »Es ist ein guter Brauch. Ich vermute, ein Laie kommt dadurch einem Priester am nächsten, denn er legt das Gelübde ab, seinem König, seinem Land und seinem Gott mit den Waffen zu dienen.« Er lachte. »Was für ein Dummkopf war ich damals… mein König und Gebieter, habt Ihr mir je vergeben, daß ich Euer Angebot, mich selbst zum Ritter zu schlagen, ablehnte?«
    »Vergeben, mein Junge? Ich beneidete dich«, erwiderte Artus lächelnd. »Glaubst du, ich wüßte nicht, daß Lancelot der bessere Krieger von uns beiden ist?«
    Cai sprach zum ersten Mal. Auf seinem ernsten Gesicht lag ein Lächeln. »Damals sagte ich dem Burschen, er sei ein guter Kämpfer und würde ein guter Ritter werden. Aber ein Höfling würde er nie!«
    »Um so besser«, erklärte Artus aufgeräumt. »Ich hatte weiß Gott genug von der Sorte!« Er beugte sich vor und sprach zu Galahad:
    »Hättet Ihr es lieber, daß Euer Vater Euch zum Ritter schlägt, Galahad? Er hat vielen meiner Gefährten den Ritterschlag erteilt…«
    Galahad senkte den Kopf. »Mein König muß das entscheiden. Aber mir scheint, die Ritterschaft kommt von Gott. Es ist nicht wichtig, wer sie verleiht. Ich… ich meine es nicht ganz so, wie es klingt, mein König… ich meine, ich lege das Gelübde Euch ab, aber in erster Linie Gott…«
    Artus nickte nachdenklich. »Ich weiß, was Ihr sagen wollt. Bei einem König ist es nicht viel anders… er gelobt, über sein Volk zu herrschen. Aber er legt den Schwur nicht vor dem Volk ab, sondern vor Gott…«
    »Oder«, unterbrach ihn Morgaine, »vor der Großen Göttin, als Zeichen, daß der König in ihrem Namen über das Land herrscht«, und blickte ihm fest in die Augen. Er wurde unruhig. Gwenhwyfar biß sich auf die Lippen… Morgaine erinnerte Artus von neuem daran, daß er Avalon die Treue gelobt hatte.
Verfluchte Morgaine! Aber das ist vorbei, und Artus ist ein christlicher König… er dient nur Gott!
    »Wir

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