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Die Nebel von Avalon

Titel: Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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viel, um gewitzter als ein Sachse zu sein«, erklärte sie. »Aber sage mir, was hat dich bewogen, vor der Zeit hierherzukommen, die ich bestimmt hatte?«
    Gwydion antwortete achselzuckend: »Ich wollte meinen Rivalen sehen.«
    Morgaine sah sich furchtsam um. »Das darfst du nicht laut sagen!«
    »Ich habe keinen Grund, Galahad zu fürchten«, erklärte Gwydion ruhig. »Er sieht nicht so aus, als würde er lange genug leben, um an die Macht zu kommen.«
    »Sagt das Gesicht dir das?«
    »Ich brauche das Gesicht nicht, um zu erkennen, daß es eines stärkeren Mannes als Galahad bedarf, um auf dem Thron des Pendragon zu sitzen«, erwiderte Gwydion. »Aber wenn es Euch beruhigt, Herrin, werde ich Euch bei der Heiligen Quelle schwören, daß Galahad nicht durch meine Hand stirbt… noch«, fügte er nach einem Augenblick hinzu, als er bemerkte, wie sie bebte, »…durch Eure Hand. Wenn die Göttin ihn nicht auf dem Thron des neuen Avalon sehen will, können wir das getrost ihr überlassen.«
    Er legte die Hand einen Augenblick lang Morgaine auf den Arm. So sanft die Berührung auch war, Morgaine zitterte von neuem. »Kommt«, sagte Gwydion. Morgaine dachte:
Er sagt es so mitfühlend wie ein Priester, der die Absolution erteilt.
»Geben wir meinem Vetter das Geleit zu seinen Waffen. Es ist nicht richtig, daß jemand den großen Augenblick seines Lebens stört. Vielleicht ist es der einzige!«

4
    Sooft Morgause von Lothian auch schon nach Camelot gekommen war, sie genoß das Gepränge am Hof immer wieder von neuem.
    Sie saß neben Morgaine in der Kirche und dachte daran, daß sie als Königin und Mutter von drei der ersten Gefährten der Tafelrunde einen Ehrenplatz bei dem Turnier haben würde, das im Mittelpunkt des Tages stand. Galahad sollte am Ende des Gottesdienstes den Ritterschlag erhalten. Er kniete blaß, ernst und strahlend vor Erregung neben Artus und Gwenhwyfar. Bischof Patricius war von Glastonbury gekommen, um die Pfingstmesse in Camelot zu lesen.
    Er stand in seinen weißen Gewändern vor ihnen und intonierte: »Nehmet hin und esset, denn dies ist mein Leib, der für euch gebrochen wird…« Morgause hielt die rundliche Hand vor den Mund und unterdrückte ein Gähnen. Gleichgültig, wie oft sie an den christlichen Zeremonien teilnahm, sie verschwendete nie einen Gedanken daran. Sie waren noch nicht einmal so interessant wie die Rituale ihrer Kindheit in Avalon. Seit sie vierzehn war, hielt sie ohnedies alle Götter und alle Religionen für Spiele, die Männer und Frauen zur Beschäftigung ihres Geistes spielten. All das hatte nichts mit dem wirklichen Leben zu tun. Trotzdem nahm sie an Pfingsten pflichtschuldigst an der Messe teil – schon Gwenhwyfar zuliebe. Sie war ihre Gastgeberin, die Großkönigin und überdies eine nahe Verwandte. Jetzt schritt sie mit der gesamten königlichen Familie an den Altar, um das gesegnete Brot zu empfangen. Morgaine, die an ihrer Seite aufmerksam der Messe folgte, blieb als einzige der Kommunionbank fern. Gelangweilt dachte Morgause:
Morgaine ist wirklich sehr dumm.
Sie machte sich damit beim Volk nur unbeliebt; die Frommen im Gefolge des Königs nannten Morgaine eine Hexe und Zauberin und gaben ihr noch schlimmere Namen, wenn sie unter sich waren. Was machte es schon für einen Unterschied? Eine Glaubenslüge war doch so gut wie die andere… oder etwa nicht? König Uriens… er hatte ein besseres Gespür dafür, was angebracht war. Morgause hielt den alten König von Nordwales für nicht gläubiger als ihre Hauskatze; sie hatte die Schlangen von Avalon auf seinen Armen gesehen, und doch trat er wie sein Sohn Accolon nach vorne.
    Beim Schlußgebet, in dem auch der Toten gedacht wurde, stellte sie fest, daß ihr die Tränen kamen. Sie vermißte Lot – seine boshafte Fröhlichkeit, seine unerschütterliche Treue zu ihr… schließlich hatte sie von ihm auch vier Söhne. Gawain und Gareth knieten in ihrer Nähe zwischen den anderen des königlichen Gefolges – Gawain wie immer an Artus' Seite, Gareth neben seinem jungen Freund Uwain, Morgaines Stiefsohn. Sie hatte gehört, daß Uwain Morgaine ›Mutter‹ nannte und einen aufrichtig mütterlichen Ton bemerkt, als sie mit ihm sprach. Das hätte sie Morgaine nie zugetraut… Das königliche Gefolge erhob sich. Gewänder raschelten, Schwerter und andere Waffen klirrten gedämpft. Man strebte dem Ausgang zu. Gwenhwyfar war noch immer schön, obwohl sie ein bißchen hager wirkte. Ihre langen, glänzenden Zöpfe lagen auf ihrer

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