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Die Nebel von Avalon

Titel: Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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und lächelte seinen alten Freund voll tiefer Zuneigung an. »Du und Gawain, Ihr seid die Stützen meines Reiches. Ich glaube, mein Thron würde bersten und aus der Höhe von Camelot stürzen, wenn ich einen von Euch verlieren sollte.«
    Er hob den Kopf. Am anderen Ende der Halle wurde die Tür geöffnet. Ein Priester in weißen Gewändern trat in Begleitung zweier weiß gekleideter junger Männer ein. Galahad erhob sich eifrig.
    »Gestattet, mein Gebieter…« Auch Artus stand auf und umarmte den Thronerben. »Gott segne dich, Galahad. Geh und halte Wache!«
    Der junge Mann verbeugte sich, wandte sich seinem Vater zu und umarmte ihn. Gwenhwyfar konnte nicht hören, was Lancelot sagte. Sie reichte Galahad die Hand, und er beugte sich darüber, um sie zu küssen. »Gebt mir Euren Segen, Herrin.«
    »Immer, Galahad«, erwiderte Gwenhwyfar, und Artus fügte hinzu: »Wir werden dich zur Kirche geleiten. Du mußt deine Vigilien alleine halten, aber wir begleiten dich ein Stück des Wegs.«
    »Das ist eine zu große Ehre, mein König. Habt Ihr nicht Wache gehalten, als Ihr zum König gekrönt wurdet?«
    »O ja«, sagte Morgaine schnell und lächelte. »Aber es war eine andere Wache als diese.«
    Die ganze Gesellschaft machte sich auf den Weg zur Kirche. Gwydion ging etwas langsamer und schritt schließlich an Morgaines Seite. Sie blickte zu ihrem Sohn auf; er war nicht so groß wie Artus – der König hatte die Gestalt des Pendragon –, aber neben ihr wirkte Gwydion groß.
    »Ich hatte nicht erwartet, dich hier zu sehen, Gwydion.«
    »Ich hatte nicht erwartet, hier zu sein, Herrin.«
    »Ich hörte, daß du in diesem Krieg an der Seite der verbündeten Sachsen gekämpft hast. Ich wußte nicht, daß du ein Kriegsmann bist.«
    Er entgegnete achselzuckend: »Ihr hattet kaum Gelegenheit, mich kennenzulernen, Herrin.«
    Ohne zu wissen, was sie sagen würde, bis sie ihre Worte hörte, fragte Morgaine plötzlich: »Haßt du mich, mein Sohn, weil ich dich verlassen habe?«
    Gwydion zögerte. »Vielleicht… habe ich Euch eine Zeitlang gehaßt… als ich noch jünger war«, antwortete er schließlich. »Aber ich bin ein Kind der Göttin. Dies zwang mich zur Erkenntnis, daß ich auf keine irdischen Eltern hoffen kann. Ich trage Euch nichts nach, Herrin vom See«, sagte er.
    Morgaine sah den Weg plötzlich nur noch undeutlich. Der junge Lancelot schien neben ihr zu stehen… ihr Sohn reichte ihr freundlich den Arm.
    »Gebt acht, der Weg ist uneben…«
    Sie fragte: »Wie geht es allen in Avalon?«
    »Niniane geht es gut«, erwiderte er. »Mit den anderen stehe ich kaum in Verbindung.«
    »Hast du Galahads Schwester gesehen? Sie ist bei den Jungfrauen. Man nennt sie Nimue.« Morgaine versuchte angestrengt, sich daran zu erinnern, wie alt Nimue jetzt sein mußte. Galahad war sechzehn… Nimue mußte mindestens vierzehn sein… war also beinahe erwachsen.
    »Ich kenne sie nicht«, antwortete Gwydion. »Die alte Orakelpriesterin… Raven heißt sie doch?… hat sie zu sich in das Schweigen und in die Abgeschlossenheit genommen. Kein Mann darf sie sehen.«
    Warum hat Raven das getan?
Ein Schauer durchlief Morgaine. Aber sie fragte nur: »Was macht Raven? Geht es ihr gut?«
    »Ich habe nichts Gegenteiliges gehört«, antwortete Gwydion. »Als ich sie allerdings das letzte Mal bei den Riten sah, wirkte sie älter als die Eichen. Aber ihre Stimme klang noch immer jung und schön. Ich habe jedoch nie mit ihr gesprochen.«
    Morgaine erklärte: »Das hat noch kein Mann und haben nur wenige Frauen, Gwydion. Ich habe zwölf Jahre bei den Jungfrauen verbracht und hörte sie nur ein halbes dutzendmal sprechen.« Sie wollte nicht an Avalon denken, deshalb fragte sie wie beiläufig: »Du hast also Erfahrungen im Kampf bei den Sachsen gesammelt?«
    »Gewiß, und in der Bretagne… ich verbrachte einige Zeit an Lionels Hof. Lionel hielt mich für Lancelots Sohn und wünschte, daß ich ihn Onkel nenne. Ich habe ihm den Gefallen getan. Es wird Lancelot nicht schaden, wenn man glaubt, er sei fähig, einen Bastard zu zeugen. Wie dem guten Lancelot, gaben die Sachsen an Ceardigs Hof mir einen Namen.›Elfenpfeil‹ nannten sie ihn… sie geben jedem Mann, der sich auszeichnet, einen Namen. Mich nennen sie
Mordred
… in unserer Sprache bedeutet es etwa ›Listiger Rat‹ oder sogar ›Übler Rat‹. Ich glaube, sie wollten mir damit nicht schmeicheln.«
    »Ich habe gehört, daß sie Taliesin so nannten, als er zu Uthers Ratgebern gehörte. Es bedarf nicht

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