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Die Nebel von Avalon

Titel: Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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erwiesen, edler Lancelot. Ich kam als Fremder an diesen
    Hof und bin nicht einmal Artus' Gefährte. Deshalb danke ich Euch für diese Lektion im Schwertkampf.« Sein Lächeln war ein vollkommenes Spiegelbild von Lancelots Lächeln. »Ich danke Euch.«
    Lancelot gelang es irgendwie, sein altes Lächeln wiederzufinden. Dies verstärkte die Ähnlichkeit der beiden Männer beinahe bis zum Punkt des Lächerlichen. »Ihr habt Euch höchst tapfer geschlagen, Gwydion.«
    »Dann«, sagte Gwydion und kniete vor ihm in den Staub des Turnierplatzes, »bitte ich Euch, Herr, schlagt mich zum Ritter!«
    Morgause blieb die Luft weg. Morgaine erstarrte zu Stein. Aber unter den Sachsen erhob sich tosender Beifall.
    »Wie schlau, Mordred! Wie geschickt, wie listig… sie können dich nicht ablehnen, nachdem du dich mit ihrem besten Ritter im Kampf gemessen hast!« Lancelot blickte Artus an. Der König schien gelähmt und erstarrt zu sein. Nach einem Augenblick, es schien Morgaine wie eine kleine Ewigkeit, nickte er. Lancelot winkte seinem Knappen, der ihm ein anderes Schwert brachte. Lancelot band es Gwydion um die Hüfte. »Tragt es stets im Dienst Eures Königs und im Dienst der gerechten Sache«, sagte der Ritter ernst und feierlich. Aus Gwydions Gesicht waren Spott und Trotz gewichen. Er wirkte aufrichtig und ergriffen, als er den Blick zu Lancelot hob, und Morgause sah, daß seine Lippen zitterten.
    Morgause empfand plötzlich tiefes Mitgefühl. Er war ein Bastard, von seinem Vater nicht einmal anerkannt und damit noch mehr ein Außenseiter als Lancelot in seiner Jugend. Wer konnte es Gwydion verargen, daß er seine Familie
zwang,
ihn so zur Kenntnis zu nehmen? Sie dachte:
Wir hätten ihn schon lange an Artus
'
Hof bringen sollen. Der König hätte ihn insgeheim längst anerkennen sollen, selbst wenn er es öffentlich nicht tun konnte. Ein Königssohn sollte nicht zu solchen Mitteln greifen müssen.
    Lancelot legte die Hände auf Gwydions Stirn. »Mit Erlaubnis unseres Königs nehme ich Euch unter die Ritter der Tafelrunde auf. Dient immer unserem König, und da Ihr diese Ehre durch Klugheit und nicht durch rohe Kraft gewonnen habt… obwohl Ihr auch Eure Kraft zu zeigen wißt… sollt Ihr in dieser Runde nicht Gwydion, sondern ›Mordred‹ heißen. Erhebt Euch, edler Mordred, und nehmt Euren Platz unter Artus' Gefährten ein.«
    Gwydion – nein,
Mordred,
erinnerte Morgause sich selbst, denn die Verleihung eines Namens unter den Gefährten bedeutete nicht viel weniger als die Taufe – erhob sich und erwiderte herzlich Lancelots Umarmung. Er schien tief bewegt und den Beifall und die Hochrufe beinahe nicht zu hören.
    Überwältigt sagte er: »Ich habe den Preis des Tages gewonnen, wer immer auch zum Sieger des Turniers ausgerufen wird, mein Gebieter Lancelot.«
    »Nein«, sagte Morgaine ruhig an Morgauses Seite, »ich verstehe ihn wirklich nicht. Ich hätte alles erwartet, nur das nicht.«
    Es entstand eine lange Pause, ehe sich die Gefährten zum abschließenden Schaukampf sammelten. Manche tranken Wasser oder aßen schnell einen Bissen Brot, andere standen in Gruppen zusammen und berieten, auf welcher Seite sie kämpfen sollten. Wieder andere kümmerten sich um ihre Pferde. Morgause ging auf den Platz hinunter zu den jungen Männern. Sie entdeckte Gareth – er überragte alle anderen um einen halben Kopf. Sie glaubte, er unterhalte sich mit Lancelot, aber beim Näherkommen sah sie, daß sie sich getäuscht hatte. Er stand vor Gwydion und sprach ärgerlich auf ihn ein. Sie hörte nur noch die letzten Worte: »… hat er dir je etwas getan? Du machst ihn vor allen zum Narren…«
    Gwydion erwiderte lachend: »Wenn unser Vetter vor seinen versammelten Freunden beschützt werden muß, dann helfe ihm Gott, wenn er in die Hände der Sachsen oder Nordmänner fällt! Sei doch vernünftig, Ziehbruder! Ich bin sicher, daß er seinen Ruf selbst zu wahren weiß. Hast du mir nach all diesen Jahren nicht mehr zu sagen, Bruder? Mußt du mich tadeln, weil ich mich mit jemandem geschlagen habe, den du liebst?«
    Gareth lachte und umarmte Gwydion herzlich. »Derselbe Dickkopf wie immer…«, sagte er. »Wieso mußtest du das tun? Artus hätte dich jederzeit zum Ritter geschlagen, wenn du ihn darum gebeten hättest!«
    Morgause dachte:
Gareth weiß nicht, wer Gwydions Vater ist. Er meint damit bestimmt nur: Du bist doch schließlich der Sohn seiner Schwester.
    Gwydion erwiderte: »Du hast recht… der König ist immer sehr freundlich zu seinen

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