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Die Nebel von Avalon

Titel: Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Verwandten. Auch dich hätte er Gawain zuliebe zum Ritter geschlagen. Aber du hast dich ebenfalls für einen anderen Weg entschlossen, Ziehbruder.« Er lachte leise. »Ich glaube, Lancelot ist mir etwas dafür schuldig, daß ich die ganzen Jahre mit seinem Gesicht herumlaufe!«
    Gareth lenkte ein: »Nun ja, er scheint dir nichts nachzutragen, und ich muß dir wohl auch vergeben. Du hast jetzt selbst erlebt, wie großmütig er ist.«
    »Gewiß«, erwiderte Gwydion sanft, »er ist so…« Der junge Ritter hob den Kopf und entdeckte Morgause. »Mutter, Ihr hier? Kann ich etwas für Euch tun?«
    »Ich wollte nur Gareth begrüßen, der heute noch kein Wort mit mir gesprochen hat«, erklärte Morgause, und Gareth beugte sich über die Hand seiner Mutter, um sie zu küssen. Sie fragte: »Auf welcher Seite werdet ihr kämpfen?«
    »Wie immer«, antwortete Gareth, »bin ich an Gawains Seite in der Partei des Königs. Du hast ein Pferd, nicht wahr, Gwydion? Willst du auf der Seite des Königs kämpfen?«
    Gwydion antwortete mit seinem dunklen, rätselhaften Lächeln: »Da Lancelot mich zum Ritter geschlagen hat, sollte ich vermutlich an der Seite von Lancelot und Accolon für Avalon kämpfen. Aber ich werde heute nicht kämpfen, Gareth.«
    »Warum nicht?« fragte Gareth, legte dem Jüngeren die Hand auf die Schulter und blickte auf ihn hinunter, wie er es immer getan hatte. Dabei erinnerte er Morgause an den jungen Gareth, der zu seinem jüngeren Bruder hinunterlächelte. »Man erwartet es von allen, die zum Ritter geschlagen wurden… Galahad kämpft auch.«
    »Auf welcher Seite?« erkundigte sich Gwydion. »Auf der Seite seines Vaters oder auf der Seite des Königs, der ihn zum Erben seines Reiches gemacht hat? Ist es nicht grausam zu verlangen, daß er sich entscheiden soll, wem er die Treue hält?«
    Gareth wirkte verzweifelt: »Wie sollen wir denn sonst zwei Parteien bilden? Glaubst du, Lancelot oder Artus sehen darin einen Treuebeweis? Der Großkönig führt seine Partei nicht selbst an, damit keiner gegen unseren Gebieter das Schwert heben muß. Gawain ist seit Artus' Krönung sein Ritter. Willst du die alte Geschichte wieder aufwärmen?
Du?«
    Gwydion erwiderte achselzuckend: »Da ich weder auf der einen noch auf der anderen Seite kämpfe…«
    »Aber was wird man von dir denken? Man wird sagen, du seist feige und scheust den Kampf…«
    »Ich habe in Artus' Heer oft genug gekämpft. Mir ist es gleichgültig, was man sagt«, antwortete Gwydion. »Aber wenn du willst, kannst du ihnen erklären, daß mein Pferd lahmt und ich es schonen will… das ist eine ehrenhafte Entschuldigung.«
    »Ich kann dir ein Pferd von Gawain geben«, bot ihm Gareth verwirrt an, »aber wenn du eine ehrenhafte Entschuldigung suchst… Warum, Gwydion? Oder muß ich dich jetzt Mordred nennen?«
    »Du kannst mich nennen, wie du willst, Ziehbruder.«
    »Aber sag mir doch endlich, warum du diesem Kampf aus dem Weg gehst, Gwydion.«
    »Niemand außer dir dürfte das ungestraft behaupten«, entgegnete Gwydion. »Aber da du mich fragst, will ich es dir sagen: Um deinetwillen, Bruder.«
    Gareth fuhr auf: »Was soll das in Gottes Namen bedeuten?«
    »Ich weiß wenig von Gott«, antwortete Gwydion und starrte vor sich auf den Boden. »Da du es unbedingt wissen willst, Bruder… du erinnerst dich sicher… ich habe das Gesicht…«
    »Na und?« fragte Gareth ungeduldig. »Hast du in einem bösen Traum gesehen, daß ich durch deine Lanze falle?«
    »Nein, du darfst darüber nicht spaßen«, erwiderte Gwydion. Morgause spürte, wie es ihr eiskalt über den Rücken lief, als er Gareth in die Augen blickte. »Ich schien zu sehen…«, er schluckte, als würde ihm etwas die Kehle zupressen, »…ich schien zu sehen, daß du im Sterben lagst… Ich kniete an deiner Seite, und du wolltest nicht mit mir spre
    chen… Ich wußte, es war meine Schuld, daß du dein Leben verlieren würdest.«
    Gareth spitzte die Lippen und pfiff tonlos. Aber dann schlug er seinem Ziehbruder auf die Schulter. »Ach was, ich glaube nicht an Träume und Visionen, Kleiner. Dem Schicksal kann kein Mensch entrinnen. Hast du das in Avalon nicht gelernt?«
    »Doch«, erwiderte Gwydion leise. »Und wenn du im Kampf durch meine Hand fallen solltest, wäre es Schicksal… Aber ich will das Schicksal nicht im Spiel herausfordern, Bruder. Durch ein Mißgeschick könnte meine Hand beim Schlag ausrutschen… Lassen wir es gut sein, Gareth. Ich werde heute nicht kämpfen. Sollen die anderen sagen,

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