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Die Nebel von Avalon

Titel: Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Platz eines jeden Gefährten dessen Namen in roter und goldener Schrift.
    Beim Eintreten bemerkte Morgause, daß auf dem Platz neben dem König, der in all den Jahren für seinen Erben freigehalten worden war, Galahads Name stand. Aber sie sah es nur flüchtig aus dem Augenwinkel, denn über den großen Thronsesseln, auf denen. Artus und Gwenhwyfar Platz nehmen sollten, lagen zwei weiße Banner. Sie erinnerten an die grellen Fahnen der Spaßmacher auf dem Turnierplatz
    und waren über und über mit Kritzeleien und häßlichen Spottbildern bedeckt. Auf dem einen sah man einen Ritter auf den Köpfen zweier gekrönter Gestalten stehen, die Artus und Gwenhwyfar täuschend ähnlich waren; auf das andere hatte man etwas so Obszönes gezeichnet, daß selbst Morgause errötete, die keineswegs prüde war: eine nackte, dunkelhaarige Frau in der Umarmung eines riesigen Teufels. Umgeben waren die beiden von nackten Männern, die merkwürdige und abstoßende geschlechtliche Praktiken über sich ergehen ließen.
    Gwenhwyfar schrie schrill: »Heilige Jungfrau, beschütze uns!«
    Artus blieb wie angewurzelt stehen und herrschte die Diener mit Donnerstimme an: »Wie kommt das… das hierher?« Ihm versagten sich weitere Worte, und er wies stumm auf die Banner.
    »Mein König…«, stammelte der Haushofmeister, »…es war nicht hier, als wir die Halle schmückten… Alles war in bester Ordnung, bis hin zu den Blumen am Platz der Königin…«
    »Wer war als Letzter in der Halle?« fragte Artus, der seine Sprache wiedergefunden hatte. Cai hinkte vorwärts. »Ich, mein König und Bruder. Ich kam, um mich zu vergewissern, ob auch alles trefflich gerichtet war. Und ich schwöre bei Gott, es war alles bereit, um meinem König und meiner Königin Ehre zu machen. Und wenn ich diesen Hund finde, der diese dreckigen Schmierereien zu verantworten hat, werde ich ihm…« Er machte eine Geste, als wolle er einem Huhn den Hals umdrehen.
    »Helft Eurer Herrin!« rief Artus. Die Frauen tuschelten und steckten die Köpfe zusammen, als Gwenhwyfar in Ohnmacht fiel. Morgaine fing sie auf und sagte leise, aber eindringlich: »Gwen, gib ihnen nicht diese Genugtuung! Du bist eine Königin… was kümmert es dich, wenn ein Narr etwas auf eine Fahne sudelt? Nimm dich zusammen!«
    Gwenhwyfar schluchzte: »Wie können sie… wie können sie… wie kann mich jemand so hassen?«
    »Kein Mensch kann leben, ohne den einen oder anderen Schwachkopf zu beleidigen«, erwiderte Morgaine, während sie ihr zum Thronsessel half. Aber dort lag immer noch das obszöne Banner, und Gwenhwyfar fuhr zurück, als berühre sie etwas Schmutziges. Morgaine warf es zu Boden, winkte einem Pagen, den Becher vor Gwenhwyfar mit Wein zu füllen, und reichte ihn der Königin.
    »Mache dir keine Sorgen, Gwen… Ich glaube,
das
zielt auf mich«, sagte sie. »Man flüstert sich schon zu, der Teufel käme in mein Bett. Aber was kümmert es mich?«
    Artus befahl: »Entfernt diesen Schmutz und verbrennt ihn! Entzündet Weihrauch und duftendes Holz, damit der Gestank des Bösen weicht.« Die Diener beeilten sich, seinem Befehl zu folgen, und Cai erklärte: »Wir werden den Täter finden. Ich bin sicher, es ist der Diener, den ich entlassen habe. Er wollte mir bestimmt eine Schmach antun, weil ich in diesem Jahr auf den Schmuck der Halle besonders stolz war. Bringt Wein und Bier, Männer. Wir wollen darauf trinken, daß diese schäbige Laus, die versucht hat, unser Fest zu stören, ihrer gerechten Strafe nicht entgeht. Trinken wir auf König Artus und unsere Königin!«
    Zaghafte Hochrufe ließen sich vernehmen, die in Beifall übergingen, als Artus und Gwenhwyfar sich erhoben und vor allen sich verneigten. Die Gäste nahmen Platz, und Artus sagte: »Man lasse die Bittsteller vor.«
    Morgause beobachtete, wie man einen Mann hereinführte, der eine belanglose Grenzstreitigkeit vortrug. Ihm folgte ein Baron, der sich darüber beklagte, daß ein Nachbar Hirsche auf seinem Land jagte.
    Morgause beugte sich zu Gwenhwyfar und fragte leise: »Weshalb hört Artus diese Fälle selbst? Jeder seiner Dorfschulzen könnte das erledigen. Damit muß er doch seine Zeit nicht verschwenden.«
    Gwenhwyfar murmelte: »Das dachte ich früher auch. Aber jedes Jahr zu Pfingsten hört er sich ein oder zwei solcher Fälle an, damit das Volk nicht glaubt, daß er nur für die Edelleute und seine Gefährten sorgt.«
    Nun,
dachte Morgause,
das ist klug.
Noch zwei oder drei andere Bittsteller traten vor, dann wurde das

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