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Die Nebel von Avalon

Titel: Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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einer Nacht geschmiedet worden war – brach unterhalb des Knaufs entzwei… Sie sah, wie Artus durch einen verzweifelten Sprung dem tödlichen Schlag entging und wie er Accolon einen heftigen Tritt versetzte. Accolon brach schmerzverzerrt zusammen. Artus entriß ihm Excalibur und schleuderte es mit aller Kraft weit von sich. Dann stürzte er sich auf den zusammengesunkenen Gegner und entriß ihm die Scheide. Sobald er sie in der Hand hielt, hörte das Blut aus der klaffenden Wunde am Arm auf zu fließen, und jetzt schoß ein Blutstrahl aus Accolons Schenkelwunde… Ein unerträglicher Schmerz durchzuckte Morgaine von Kopf bis Fuß, und sie sank in sich zusammen.
    »Morgaine!« rief Morgause im selben Augenblick. »Königin Morgaine ist krank… helft ihr!«
    »Morgaine«, rief nun auch Gwenhwyfar, »was ist mit dir?«
    Die Vision war verschwunden. Sosehr sie sich auch mühte, sie konnte die beiden Männer nicht mehr sehen; sie wußte nicht, wer gesiegt hatte.
War einer tödlich getroffen?
Ein mächtiger dunkler Vorhang schien sich unter dem Geläut der Kirchenglocken über sie zu senken… Im letzten Aufblitzen der Vision sah sie, wie die beiden Männer auf Bahren in das Kloster von Glastonbury getragen wurden.
    Dorthin konnte sie ihnen nicht folgen… Morgaine klammerte sich an den Sitz ihres Hockers, als Gwenhwyfar mit einer ihrer Hofdamen zu ihr trat. Man hob ihr den Kopf hoch.
    »Oh, seht nur, ihr Gewand ist blutgetränkt… Aber es sind nicht normale Blutungen.«
    Morgaine flüsterte mit trockenem Mund: »Nein, ich war schwanger, und ich habe eine Fehlgeburt… Uriens wird zornig auf mich sein…«
    Eine muntere Hofdame, die etwa in Morgaines Alter war, rief: »Ts ts ts! Welche Schande! Der König von Nordwales wird also zornig sein! So, so! Und wer hat ihn zum Gott gemacht? Ihr hättet den alten Bock nicht in Euer Bett lassen dürfen, Herrin. Für eine Frau in Eurem Alter ist schon eine Fehlgeburt gefährlich. Schande über den alten Lüstling, daß er Euch einer solchen Gefahr aussetzt! Er wird also zornig auf Euch sein?«
    Gwenhwyfar hatte all ihre Feindseligkeit vergessen, wie sie so neben Morgaine einherging und ihr mitfühlend die Hände streichelte, als man Morgaine in ihr Gemach trug.
    »Oh, arme Morgaine! Wie traurig. Nun hast du umsonst gehofft. Ich weiß nur zu gut, wie schrecklich es für dich sein muß, meine arme Schwester…« Sie hielt Morgaine die kalten Hände und stützte ihr den zitternden Kopf, als sie sich übergeben mußte. »Ich habe Broca rufen lassen. Sie ist die beste unserer Hebammen und wird sich um dich kümmern, du Ärmste…«
    Morgaine schien unter Gwenhwyfars Mitgefühl zu ersticken. Immer wieder durchzuckten sie Schmerzen, als würde ihr ein Schwert in den Leib gestoßen. Trotz allem, trotz allem, so schlimm wie bei Gwydions Geburt war es nicht, und sie hatte auch das überlebt…
    Zitternd und würgend versuchte sie, das Bewußtsein nicht zu verlieren. Sie mußte wahrnehmen, was um sie herum vorging. Vielleicht hätte sie ohnedies eine Fehlgeburt gehabt… So schnell konnte das Mittel nicht wirken. Broca kam, untersuchte sie, schnupperte an dem Erbrochenen und hob wissend die Augenbrauen. Leise sagte sie zu Morgaine: »Herrin, Ihr hättet vorsichtiger sein sollen… Ihr könnt Euch mit diesen Kräutern vergiften! Ich hätte Euch einen Trank geben können, der mit weniger Übelkeit dasselbe bewirkt und schneller dazu. Aber macht Euch keine Sorgen. Ich werde Uriens nichts sagen… Wenn er so unvernünftig ist, einer Frau in Eurem Alter ein Kind zuzumuten, dann wird ihm das, was er nicht weiß, auch nicht schaden.«
    Morgaine überließ sich der Krankheit. Bald wußte sie, daß ihre Lage ernster war, als man geglaubt hatte. Gwenhwyfar fragte, ob sie einen Priester sehen wolle. Aber Morgaine schüttelte den Kopf und schloß die Augen. Schweigend und trotzig lag sie im Bett; ihr war gleichgültig, ob sie starb oder am Leben blieb. Da Accolon oder Artus sterben mußte, würde auch sie in das Reich der Schatten gehen… Warum konnte sie die Männer in Glastonbury nicht sehen? Wer von beiden würde überleben? Sicher würden die Priester Artus, ihren christlichen König, pflegen. Aber würden sie Accolon dem Tod überlassen?
    Wenn Accolon ins Reich der Schatten gehen muß, soll der Geist seines Sohnes ihn begleiten…,
dachte Morgaine, und Tränen rannen ihr über das Gesicht. Aus weiter Ferne hörte sie die Stimme der alten Hebamme Broca. »Ja, es ist vorüber. Es tut mir leid, mein

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