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Die Nebel von Avalon

Titel: Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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empfand gleichzeitig Widerwillen und Dankbarkeit über seine freundlichen Worte. Er mußte nie erfahren, dachte sie, daß es Accolons Sohn gewesen war. Sollte er ruhig stolz darauf sein, in seinem Alter noch ein Kind gezeugt zu haben.
    »Sieh mal«, sagte Uriens und streckte den Kopf vor. »Wer kommt denn da durch das Tor?«
    Ein Reiter in Begleitung eines Mönchs auf einem Maulesel und einer Bahre auf einem Pferd näherten sich dem Tor… »Kommt«, sagte sie und zog ihn an der Hand mit sich. »Wir müssen hinuntergehen.« Blaß und schweigend ging sie neben ihrem Gemahl zum Burghof. Sie schritt aufrecht und gebieterisch, wie es sich für eine Königin ziemte.
    Die Zeit schien stillzustehen, und sie glaubte, wieder im Reich der Feen zu sein. Warum begleitete Artus die beiden Männer nicht, wenn er gesiegt hatte? Aber wo blieben das Zeremoniell und die Pracht, die beim Tod eines Königs entfaltet wurden, wenn es sich um Artus' Leichnam handelte? Uriens wollte ihr den Arm reichen, aber sie stieß ihn zurück und hielt sich am hölzernen Torpfosten fest. Der Mönch schlug die Kapuze zurück und fragte: »Seid Ihr Königin Morgaine von Nordwales?«
    »Das bin ich«, sagte sie.
    »Dann habe ich eine Botschaft für Euch«, erwiderte er. »Euer Bruder Artus liegt verwundet in Glastonbury und wird von den Nonnen gepflegt. Er wird wieder genesen. Er schickt Euch dies…«, er wies auf das Pferd mit der Bahre, »… als Geschenk. Er trug mir auf, Euch zu sagen, daß er sein Schwert Excalibur und die Scheide zurückgewonnen hat.« Mit diesen Worten zog er das Bahrtuch zurück, und Morgaine sah Accolons blicklose Augen ins Leere starren. Wie Wasser strömte alle Kraft aus ihrem Körper.
    Uriens schrie auf – es klang wie ein herzerschütternder Todesschrei. Uwain stürzte durch die Menge, die sich an den Stufen gesammelt hatte, und fing seinen Vater auf, der auf den Boden zu sinken drohte.
    »Vater, lieber Vater! O Gott, Accolon«, stöhnte er auf und ging zu dem Pferd mit Accolons Leichnam. »Gawain, mein Freund, stütze meinen Vater… ich muß mich um meine Mutter kümmern. Sie wird ohnmächtig…«
    »Nein«, sagte Morgaine. »Nein.« Sie hörte ihre Stimme wie ein Echo und wußte nicht einmal, was sie verneinte. Sie hätte sich über Accolons
    Leiche geworfen und verzweifelt aufgeschrien. Aber Uwain hielt sie fest.
    Gwenhwyfar erschien auf der Treppe. Jemand erklärte ihr flüsternd, was vorgefallen war. Gwenhwyfar schritt die Stufen nach unten und blickte auf Accolon. »Er ist für seine Auflehnung gegen den Großkönig gestorben«, sagte sie deutlich vernehmbar. »Er soll nicht mit christlichen Ehren begraben werden. Werft seinen Leichnam den Raben zum Fraß vor und hängt den Kopf des Verräters an die Mauern!«
    »Nein! O nein!« rief Uriens wehklagend, »ich bitte Euch, ich flehe Euch an, Königin Gwenhwyfar. Ihr kennt mich als Euren treuesten Untertanen. Mein armer Sohn hat für sein Vergehen bezahlt… Ich flehe Euch an, Herrin! Auch Jesus starb wie ein gemeiner Verbrecher zwischen zwei Dieben. Und selbst der Dieb an seiner Seite fand Gnade vor ihm… Zeigt die Barmherzigkeit, die Jesus gezeigt hätte…«
    Gwenhwyfar schien ihn nicht zu hören. »Wie geht es meinem Herrn und Gebieter Artus?«
    »Er ist auf dem Weg der Besserung, Herrin. Er hat viel Blut verloren«, erwiderte der Mönch, »aber er läßt Euch mitteilen, Ihr sollt Euch nicht ängstigen. Er wird wieder gesund werden.«
    Gwenhwyfar seufzte: »König Uriens«, sagte sie, »um Uwains willen, dieses guten Ritters wegen, will ich Euren Wunsch erfüllen. Bringt den Leichnam in die Kapelle und bahrt ihn dort auf…«
    Morgaine fand ihre Stimme wieder: »Nein, Gwenhwyfar. Gebt ihm ein Grab, wie es sich geziemt, wenn Ihr das über Euch bringt. Aber er war kein Christ, deshalb erspart ihm ein christliches Begräbnis. Uriens ist von Trauer überwältigt und weiß nicht, was er sagt.«
    »Schweigt, Mutter!« erklärte Uwain und packte sie an der Schulter. »Macht mir und meinem Vater zuliebe keinen Skandal. Wenn Accolon kein Anhänger Christi war, bedarf er um so mehr der Gnade Gottes, der einem Verräter vergeben möge!«
    Morgaine wollte Einspruch erheben, aber ihre Stimme gehorchte ihr nicht. Uwain führte sie in die Burg zurück, aber drinnen schüttelte sie seinen Arm ab und ging allein weiter. Sie fühlte sich leblos und wie versteinert. Erst vor wenigen Stunden, so erschien es ihr, hatte sie im Feenreich in Accolons Armen gelegen und ihn mit Excalibur

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