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Die Nebel von Avalon

Titel: Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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gesund und stark… Aber sie war schon fast zu alt, um noch ein Kind zu bekommen. Würde
ihr
Kind eine Mißgeburt sein? Manchmal war das der Fall, wenn Frauen im Alter noch Kinder bekamen… Hatte der Wahnsinn sie gepackt, daß sie sich solchen Hirngespinsten überließ?
    Nein. Sie wollte nicht sterben, und es gab keine Hoffnung, die Geburt des Kindes zu überleben. Sie mußte sich die Kräuter beschaffen … Aber wie? An diesem Hof hatte sie keine Vertraute. Keiner von Gwenhwyfars Hofdamen konnte sie genug trauen, um sie zu bitten, ihr diese Dinge zu beschaffen. Und wenn das Gerücht sich am Hof verbreitete, daß die alte Königin Morgaine von ihrem noch älteren Gemahl ein Kind erwartete, würde man über sie lachen. Es gab Kevin, den Merlin… aber sie hatte ihn zurückgestoßen, ihm seine Liebe und Treue vor die Füße geworfen… Aber es mußte am Hof Hebammen geben! Vielleicht konnte sie eine bestechen, damit sie den Mund hielt… Sie würde eine rührselige Geschichte über die schwierige Geburt von Gwydion erzählen, und wie sehr sie in ihrem Alter eine Schwangerschaft fürchtete. Sie waren Frauen und würden sie verstehen. Unter ihren eigenen Kräutern hatten sie ein oder zwei Dinge – zusammen mit einem dritten, das an sich harmlos war, würden sie die gewünschte Wirkung hervorrufen. Selbst hier am Hof würde sie nicht die erste Frau sein, die sich von einem unerwünschten Kind befreite. Aber sie mußte es heimlich tun. Uriens würde es ihr nie vergeben… Aber was bedeutete das schon? Wenn es ans Licht kam, war sie bereits an Artus' – nein, an Accolons Seite Königin! Uriens war dann in Wales, tot oder in der Hölle…
    Uriens schlief ein, und sie schlich auf Zehenspitzen aus dem Gemach. Sie suchte eine der Hebammen auf und bat sie um die dritte, harmlose Wurzel. Dann kehrte sie in ihr Gemach zurück und braute den Trank über dem Feuer. Sie wußte, sie würde todkrank werden. Aber es ließ sich nicht ändern. Der Kräutertrank schmeckte gallebitter, und sie verzog beim Schlucken das Gesicht. Dann wusch sie den Becher aus und stellte ihn beiseite.
    Wenn sie nur wüßte, was jetzt im Feenreich geschah! Wenn sie nur wüßte, wie es ihrem Geliebten mit Excalibur erging… Ihr wurde übel, aber sie war zu unruhig, um sich neben Uriens auf das Bett zu legen. Sie konnte nicht ertragen, mit dem schlafenden Mann allein zu sein, aber ebensowenig wollte sie die Augen schließen, denn sie fürchtete sich vor den Bildern von Tod und Blut. Nach einiger Zeit nahm sie Spinnrocken und Spindel und ging hinunter in die Halle der Königin. Sie wußte, dort saßen alle, Gwenhwyfar mit ihren Hofdamen und auch Morgause beim Weben und Spinnen. Ihre Abneigung gegen das Spinnen hatte sich nicht verringert. Aber sie würde auf der Hut sein, und spinnen war immer noch besser, als allein zu bleiben.
    Wenn sich das Gesicht einstellte, würde sie zumindest wissen, was den beiden Männern, die sie liebte, an den Grenzen des Feenreiches zustieß…
    Gwenhwyfar begrüßte sie mit einer frostigen Umarmung und forderte sie auf, in der Nähe des Feuers auf ihrem eigenen Hocker Platz zu nehmen.
    »Woran arbeitest du?« fragte Morgaine und betrachtete Gwenhwyfars feine Stickerei.
    Die Königin breitete stolz ihr Werk vor Morgaine aus. »Es ist ein Altartuch für die Kirche… Siehst du, hier ist die Jungfrau Maria und dort der Engel, der ihr die Geburt des Gottessohnes verkündet… dort steht der staunende Josef… siehst du, ich habe ihn alt gemacht, alt mit einem langen Bart…«
    »Wenn ich so alt wäre wie Josef, und meine künftige Gemahlin würde mir erzählen, daß sie ein Kind bekommt, nachdem sie mit einem so gutaussehenden Mann wie diesem Engel allein war, würde ich mir ein paar Gedanken über den Engel machen«, sagte Morgause unverblümt. Morgaine überlegte zum ersten Mal, wie wunderbar die jungfräuliche Geburt wohl in Wirklichkeit gewesen war. Wer wußte, ob die Mutter Jesu ihre Schwangerschaft nicht einfach mit einer Geschichte von Engeln bemäntelte… Aber schließlich war es mit Ausnahme der christlichen in allen Religionen nichts Ungewöhnliches, daß eine Jungfrau von einem Gott schwanger wurde…
    Beinahe hysterisch dachte sie:
Ich habe meine Jungfräulichkeit dem Gehörnten geopfert und dem Gehörnten einen Sohn geschenkt… Wird man mich dafür als Mutter Gottes auf einen Thron im Himmel setzen?
Sie griff nach einer Handvoll gekardeter Wolle und begann zu spinnen.
    »Ihr habt vor nichts Ehrfurcht, Morgause«,

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