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Die Nebelkinder

Die Nebelkinder

Titel: Die Nebelkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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wollte gerade mit den anderen Feldarbeitern das Kloster verlassen, da sah er die Wagen anrollen. Als Hauptmann Jodokus an Guntram und Gerswind vorbeiritt, die zur Verabschiedung erschienen waren, zügelte der Hauptmann seinen Falben und rief mit weithin hallender Stimme: »Ich werde König Odo berichten, was sich hier zugetragen hat. Er wird nicht erfreut über den Tod seines Verwandten sein. Und deine wilden Geschichten von Elben oder Nebelkindern, Graf Guntram, wird er kaum für voll nehmen.«
    »Du hast den Gefangenen selbst gesehen, Hauptmann«, erwiderte der ostfränkische Gesandte.
    »Ich habe einen kleinen Mann gesehen, der über Nacht verschwunden ist. Na und, was beweist das? Eine bessere Täuschungsmaßnahme, um den wahren Schuldigen zu verbergen, lässt sich kaum denken.«
    »Ich werde die Sache aufklären«, versprach Guntram.
    »Dann beeil dich damit, bevor Odo den Preis für das vergossene Blut verlangt!«
    Mit dieser Warnung verabschiedete sich Jodokus von dem Ostfranken. Der Hauptmann hieb seinem Pferd die Sporen in die Flanken und ritt aus dem Kloster. Guntram sah ihm und den Seinen mit düsterer Miene nach und auch die langsam aufsteigende Morgensonne konnte nicht die Schatten vom Gesicht des Grafen vertreiben.
    Am nächsten Morgen hatte Albin mit den anderen Feldarbeitern gerade das Haupttor der Abtei durchschritten, da kam der Novize Goswin ihnen mit hochgeraffter Kutte hinterhergelaufen und rief immer wieder Albins Namen. Als er den stehen gebliebenen Findling erreichte, war Goswin ganz außer Atem und japste wie ein an Land geworfener Fisch.
    »Gut, dass ich dich noch erwische«, keuchte er, während er, vornüber geneigt und die Hände auf die Knie gestützt, vor Albin stand. »Du sollst dich auf der Stelle bei Nonus Candidus melden.«
    Candidus war der Hospitarius der Abtei. Ihm oblag die Sorge für das Wohlergehen der Gäste.
    »Was will er von mir?«, fragte Albin, der sich keinen Grund für diese Aufforderung vorstellen konnte.
    »Hat er mir nicht gesagt. Komm schon, Albin. Er wartet beim Gästehaus auf dich.«
    Verwirrt folgte Albin dem Novizen zurück zur Abtei. Vor dem Gästehaus waren ein paar ostfränkische Knechte damit beschäftigt, einen vierrädrigen, mit einer Plane überspannten Wagen zu beladen. Der Anblick versetzte Albin einen Stich. Wollte auch Graf Guntram mit seiner Gesandtschaft abreisen? Das bedeutete, dass der Graf die Klärung von Chlodomers Tod aufgegeben hatte - und dass Albin Gerswind nicht wiedersehen würde.
    Bei näherem Hinsehen stellte er erleichtert fest, dass nur dieser eine Wagen beladen wurde. Die anderen Wagen und Karren der Gesandtschaft standen im
    Schuppen des Gästehauses und die Tiere im angrenzenden Stall.
    Candidus, der mit seinem kleinen, rundlichen Leib aussah wie ein rollendes Fass, kam Albin entgegen und rief: »Na endlich bist du da, Knabe! Hast du dich auch ordentlich gewaschen? Gut. Die holde Gerswind soll keinen Grund zur Klage haben.«
    »Gerswind?«, murmelte Albin. »Ich verstehe nicht...«
    »Ich auch nicht«, sagte der Hospitarius. »Sie hat doch genug Knechte und Mägde in ihrem Gefolge. Mag jemand anderer wissen, weshalb sie auf deiner Begleitung bestanden hat.«
    »Wohin soll ich sie begleiten?«
    »Zur alten Fischerinsel. Der Aufenthalt hier bei uns wird ihr langsam eintönig, hat sie gesagt. Deshalb unternimmt sie heute einen Ausflug zur Fischerinsel. Sieh, da kommt sie schon!«
    Begleitet von den beiden Nordmännern trat Gerswind aus dem Gästehaus. Sie trug ein braunes Kleid aus samtig schimmerndem Leder, das farblich zu ihrem Haar und ihren Augen passte. Stickerei aus grünen Perlen zierte das Gewand, ohne dass es überladen wirkte. Ein breitkrempiger Hut aus geflochtenem Stroh schützte ihr Gesicht vor der Sonne. Ihr Blick glitt kurz über die Versammelten, ohne dass sie Albin zu bemerken schien. Der größere Nordmann, Arne, half ihr auf den Wagen, wo sie neben dem Fahrer Platz nahm. Kurz daraufsetzte sich der kleine Zug in Bewegung.
    Die Spitze bildeten drei bewaffnete Reiter. Dann kam der von zwei kräftigen Pferden gezogene Wagen, flankiert von den berittenen Nordmännern. Hinter dem Wagen trottete Albin mit einem halben Dutzend
    Knechte und Mägde her. Zwei weitere bewaffnete Reiter bildeten den Schluss.
    Nach dem Verlassen des Klosters hielt der vorderste Reiter seinen Rappen an und wartete, bis Albin zu ihm aufgeschlossen hatte. Der große Soldat, dessen Mund unter einem mächtigen Schnauzbart fast gänzlich verborgen

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