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Die Nebelkinder

Die Nebelkinder

Titel: Die Nebelkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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Vogt geht es mehr um seine toten Hunde als um Graf Chlodomer.«
    »Du scheinst keine hohe Meinung von ihm zu haben.«
    »Ich kenne ihn noch nicht lange«, erwiderte Albin ausweichend. »Er kam erst im letzten Jahr zu uns, zusammen mit Abt Manegold, als der vorige Abt, Hit- to, gestorben war.«
    »Ach, die beiden sind nicht von hier?«
    »Die Abtei untersteht dem Bischof von Regensburg und er bestimmt, wer am Mondsee Abt und wer Vogt wird.«
    Zumindest mit Wenrich hatte der Bischof keine gute Hand gehabt, dachte er. Manegold war zwar kein so herzlicher Mann wie sein Vorgänger Hitto, aber er bemühte sich, zu Mönchen und Knechten gerecht zu sein.
    Vielerlei kalte Speisen breiteten sich auf mehreren Decken aus: Fleisch- und Fischpasteten, in Scheiben geschnittener Ziegenbraten, gebratene Enten und Hammelkeulen. Dazwischen lagen mehrere prall gefüllte Weinschläuche. Gerswind lud alle, Wachen und Bedienstete, ein, das Mahl mit ihr zu teilen. Nur die beiden Nordmänner setzten sich nicht zu den anderen. Sie nahmen sich Hammelkeulen und Pasteten, blieben aber am Rande der kleinen Gesellschaft stehen und beobachteten unablässig die Fischerinsel.
    Für kurze Zeit waren die Grenzen zwischen Herrin und Beherrschten aufgehoben. Albin, der neben Gerswind saß, schoss die Frage durch den Kopf, ob dies auf Dauer ein wünschenswerter Zustand sein mochte. Aber das war natürlich Unsinn. Niemals würde ein Knecht wie Albin mit einer edlen Dame wie Gerswind auf gleicher Stufe stehen. Einem wie ihm blieb nur, von Gerswind zu träumen.
    Nach dem Mahl bat Gerswind ihn, sie noch einmal zum Fischerdorf zu begleiten.
    Zweifelnd blickte Albin auf den See hinaus. »Es zieht sich zu. Nebel und Wolken scheinen sich gegen die Sonne verschworen zu haben. Vielleicht sollten wir besser zur Abtei zurückkehren.«
    Gerswind zog die Brauen hoch. »Hat mein Vater etwa auch dich zu meinem Aufpasser bestellt?«
    »Nein, aber ich sorge mich um dich.«
    »Na, dann begleite mich!«
    Sagte sie, sprang auf und lief zur Inselspitze. Albin eilte ihr nach und ihm folgten Arne und Arwed. Die Waffen der Nordmänner verursachten beim schnellen Laufen ein klapperndes Geräusch. Zwischen den Hütten war es noch düsterer als vorhin.
    »Hier ist es richtig unheimlich«, stellte Gerswind fest, aber es schien ihr zu gefallen. Sie zeigte auf einen alten, brüchigen Steg von etwa dreißig Fuß Länge. »Lass und dort hinausgehen, da sind wir ungestört.«
    »Ungestört?« Albin blickte über die Schulter zu den beiden Nordmännern, die dicht hinter ihnen standen. »Wie du meinst.«
    Gerswind drehte sich zu ihren Beschützern um und sagte lächelnd: »Ihr braucht uns nicht auf den Steg zu folgen. Wir können euch ja nicht davonfliegen.«
    Die Nordmänner blieben vor dem Steg stehen. Ihre Blicke aber folgten Albin und Gerswind, die vorsichtig über das brüchige Holz gingen.
    »Zwei schräge Vögel sind das«, sagte Albin und zeigte mit dem Daumen nach hinten, als er und Gerswind sich am Ende des Stegs auf die Bohlen hockten. »Warum stellt dein Vater ausgerechnet Nordmänner zu deiner Bewachung ab? Traut er ihnen mehr als seinen eigenen Soldaten?«
    »Den beiden schon. Sie sind hervorragende Krieger, wie du neulich im Kräutergarten gesehen hast.
    Arne und Arwed haben meinem Vater bedingungslose Treue geschworen.«
    »Und ich dachte, die Nordmänner hätten jedem Christenmenschen den Tod geschworen.«
    »Nur jedem Christenmenschen, der sich nicht von ihnen ausrauben lässt«, meinte Gerswind augenzwinkernd. »Auch Arne und Arwed haben gegen uns gekämpft. Mein Vater hat im Auftrag des Königs einen Feldzug gegen die Wikinger geführt, die an unserer Küste gelandet sind. Eine ihrer Siedlungen, in der auch Frauen und Kinder lebten, wurde von den Soldaten meines Vaters eingekreist. Die Krieger wurden gefangen, aber die anderen ließ Vater ziehen, auch den alten Vater der beiden Brüder, den Fürsten jenes Stammes. Aus Dankbarkeit schworen Arne und Arwed meinem Vater ewige Treue.«
    »Brüder sind sie also, deshalb die Ähnlichkeit. Bis hin zu den seltsamen Narben.«
    »Die hat Vater ihnen eingebrannt. Es ist der Rabenkopf, sein Wappentier.«
    »Ein harter Mann, dein Vater.«
    Gerswind versteifte sich. »Wer gegen die Wikinger kämpft, muss hart sein. Mein Vater besonders. Vor fünf Jahren wurde meine Mutter bei einem Wikingerüberfall getötet. Es heißt, die Nordmänner hätten ihr vorher Gewalt angetan.«
    Albin wollte ihr sagen, dass es ihm wegen ihrer Mutter Leid

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