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Die Nebelkinder

Die Nebelkinder

Titel: Die Nebelkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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oder Kind, die Mischler boten einen absonderlichen Anblick: Verdreckt, oft nur spärlich bekleidet, wirkten sie wie halbe Tiere. Wesen, die an keinen anderen Ort gehörten als in diese abgelegene Wildnis.
    Kinder und Frauen liefen dem anrückenden Trupp unter lautem Gejohle entgegen. »Die Jäger kehren zurück!« — »Sie haben Beute gemacht!« — »Fleisch, frisches Fleisch fürs Abendmahl!«
    Als die Schreihälse den Jagdtrupp umringt hatten, zeigten sie beim Anblick der beiden Gefangenen lange Gesichter. Sie hatten sich bei dem Gedanken an frisches Fleisch wohl eher ein paar Rehe oder Gämsen vorgestellt. Ihrem Unmut machten sie Luft, indem sie auf Albin und Findig einschlugen und sie anspuckten. Die Stangen mit den Gefangenen wurden auf je zwei in den Boden gerammte Astgabeln gelegt und der Fleischberg namens Ivo hockte sich davor auf den Boden, während Waldo sich mit den anderen Jägern zurückzog. Ein paar neugierige Frauen und Kinder blieben ein paar Schritte vor Ivo stehen und überschütteten die Gefesselten mit höhnischen Rufen, mit Schimpfwörtern und Flüchen.
    »Jetzt verstehe ich, weshalb du nicht versessen darauf warst, diesen Mischlern zu begegnen«, sagte Albin leise zu dem neben ihm hängenden Findig. »Da ist mir fast die Gesellschaft von Wenrichs Kriegern angenehmer. Was ist das für ein garstiges Volk?«
    »Kein eigenes Volk, sondern der Abschaum zweier Völker.« Findigs angewiderter Gesichtsausdruck zeigte deutlich, was er von den Mischlern hielt. »An den fehlenden Augen, Nasen oder Ohren bei vielen Großwüchsigen erkennst du, dass verurteilte Rechtsbrecher hier ihre Zuflucht gefunden haben. Sie haben sich mit Ausgestoßenen der verschiedenen Elbenstämme vermischt, daher ihr Name. Mancher Elb nahm sich ein Menschenweib zur Frau und umgekehrt. Waldo, ihr Anführer, ist das Ergebnis einer solchen Verbindung. Hätte ich gewusst, dass sie hier ihr Lager aufgeschlagen haben, wäre ich vorsichtiger gewesen.«
    »Du und dieser Waldo, ihr scheint euch nicht zu mögen.«
    »Eine nette Untertreibung.« Findig spie in hohem Bogen aus. »Die Mischler werden von unserem Volk und von den Großwüchsigen geduldet, weil sie in Zeiten, in denen beide Völker sich mehr und mehr voneinander abgrenzen, eine wichtige Brücke zwischen ihnen schlagen. Der Handel zwischen uns und den Menschen wird oft über die Mischler abgewickelt. Die großen Mischler können mit den Menschen, die kleinen mit den Elben handeln, ohne aufzufallen. Ich habe Durin davor bewahrt, bei einem dieser Geschäfte von Waldo um einen Teil seines Gewinns betrogen zu werden. Das hat Waldo mir nie verziehen.«
    »Wer ist Durin?«
    »Der König der Braunelben. In sein Reich wollte ich dich führen.«
    »Die Aussichten stehen nicht gut«, befand Albin. »Was wird Waldo mit uns machen?«
    »Frag mich was Leichteres, Albin. Auch wenn Waldo nur ein halber Elb ist, versteht er es meisterhaft, seine Gedanken zu blockieren. Was man zum Beispiel von diesem Ivo gar nicht sagen kann. Die große Schüssel Fleischsuppe, an die er unentwegt denkt, lässt auch meinen Magen knurren. Aber vielleicht liegt gerade darin eine Möglichkeit!«
    »In der Fleischsuppe?«
    »Nein, in der geistigen Beschränktheit dieses wandelnden Fleischbergs. Still jetzt, Waldo kommt!«
    Der Anführer der Mischler näherte sich in Begleitung einiger Krieger. Das schiefe Grinsen in dem Pferdegesicht verhieß nichts Gutes. »Wir haben beratschlagt und sind zu einer Entscheidung gelangt. Als Strafe dafür, dass ihr unsere Netze zerstört und uns um unseren Braten zum Abendmahl gebracht habt, sollt ihr für uns arbeiten, und zwar so lange, wie wir es verlangen.«
    »Du willst uns zu Sklaven machen?«, rief Findig voller Empörung.
    Waldo sah ihm offen ins Gesicht. »Wenn du es so nennen willst.«
    »Wie du meinst«, brummte Findig und gab sich auf einmal gleichgültig. »Ist dein Pech, Waldo.«
    Ein fragender Ausdruck trat in das Pferdegesicht. »Was soll das heißen?«
    »Ach nichts, schon gut.«
    Waldo trat auf Findig zu und zog ihn an den Haaren, bis der Elb vor Schmerz aufstöhnte. »Rede schon!
    Sonst lass ich dir jedes Haar einzeln ausreißen, danach die Zähne, dann die Augen.«
    »Na gut, wenn du so versessen darauf bist. Dieser Junge hier und ich waren auf dem Weg zu König Durin. Die Botschaft, die wir für ihn haben, wird auch dich interessieren, Waldo.«
    »Weiter!«, forderte der Mischler.
    Findig bedachte Albin mit einem bedeutungsvollen Blick. »Der Junge hat in der

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