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Die Nebelkinder

Die Nebelkinder

Titel: Die Nebelkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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erreichen wird?«
    Findig stieß einen anerkennenden Pfiff aus. »Du hast es begriffen.«
    Dann müsste ich an Gerswind denken, schoss es Albin unwillkürlich durch den Kopf. Sie, die so wunderschön ist und doch unerreichbar für einen wie mich-einen Elb!
    »Meinetwegen denk an die Grafentochter«, sagte Findig. »Aber nicht so sehr, dass dir kein Raum mehr bleibt für andere Gedanken.«
    Albin versuchte es. Er stellte sich Gerswinds Gesicht vor, das wie ein unsichtbares Bildnis vor ihm schwebte. Gleichzeitig versuchte er einen anderen Gedanken darunter zu verbergen, nämlich den, Findig unerwartet von der Seite anzuspringen und zu Boden zu werfen. Als er diesen Gedanken in die Tat umsetzen wollte, brachte sich Findig mit einem flinken Sprung in Sicherheit und Albin fiel ins hohe Gras.
    Findig blickte auf ihn herab. »Das war ein guter Versuch, aber nicht gut genug. Du warst so erpicht, nicht an deinen plötzlichen Angriff zu denken, dass du erst recht dran gedacht hast. Gerswinds Bild - ich dachte schon, du hättest nichts anderes mehr im Kopf - verblasste dagegen. Übe dich weiter darin und du wirst es schaffen, Albin!«
    Wie Recht er hatte, bekam Findig am Nachmittag zu spüren. Sie hatten einen Teich entdeckt, an dem sie ihren Durst löschten. Während Findig noch trank, schlich sich Albin von hinten an ihn heran und stieß ihn kopfüber ins Wasser.
    Findig wälzte sich in dem flachen Gewässer herum, strampelte mit Armen und Beinen und schrie, als würde er aufgespießt werden: »Hilfe, Hilfe! Wasser, nein! Ich ertrinke! Hilf mir doch!«
    Schließlich stieg Albin in den Teich und zog Findig an Land, wo der pitschnasse Elb sich schüttelte und Wasser ausspuckte. Nur langsam beruhigte sich sein hektischer Atem, als müsse Findig erst richtig begreifen, dass er noch einmal mit dem Leben davongekommen war.
    »Bei allen guten Geistern«, stieß er hervor, »du hast mir das Leben gerettet, Albin!«
    »Wohl kaum. Das Wasser ist so flach, dass selbst du darin stehen kannst.«
    »Wirklich?«
    »Sieh doch auf den Grund, man kann ihn deutlich erkennen.«
    »Stimmt. Aber als ich plötzlich im Wasser lag, habe ich vor lauter Panik nicht daran gedacht.«
    Albin legte den Kopf schief und grinste ihn an. »Du kannst wohl nicht schwimmen, Findig?«
    »Und dir haben die Mönche als Kind die Klugheit wohl mit Löffeln eingeflößt, wie?«, schnarrte Findig. »Na und, man kann nicht alles können. Fische können nicht fliegen, Steine nicht singen und ich kann nicht schwimmen. Störts dich?«
    »Nein, eher dich, wenn ich dich so ansehe.«
    Findig schüttelte sich, und Tropfen flogen nach allen Seiten. »Ist halt ein gemeines Zeug, dieses Wasser. Ich trink es deshalb auch nur, wenn ich keinen Wein bekommen kann.«
    »Das erklärt so manches.«
    Findig bedachte ihn mit einem strafenden Blick. »Erklär du mir lieber, wie ich plötzlich in den neunmal verfluchten Teich gefallen bin. Eben hockte ich noch sicher am Ufer und dann ... Es war wie ein Schlag in den Rücken.«
    »Mein Schlag«, sagte Albin. »Ich habe dir den Stoß versetzt.«
    »Du? Aber du hast doch die ganze Zeit auf dem Baumstamm da gesessen und an deine geliebte Gerswind gedacht, die...« Findig schlug mit der flachen Hand gegen seine Stirn. »Jetzt begreife ich! Du hast es geschafft, du hast deine Absichten hinter Gerswinds Bild verborgen. Gut, sehr gut! Ich glaube, in dir schlummern die Fähigkeiten, die ich erhoffte.«
    »Warum?«, fragte Albin.
    »Was warum?«, entgegnete Findig.
    Albin hatte den Eindruck, sein Gegenüber stelle sich absichtlich dumm. »Was ist so besonders an mir, dass du dich mit mir abmühst? Es gibt doch noch viele andere Elben.«
    »Jeder ist anders, aber keiner ist wie du.«
    »Und wie bin ich?«
    »Anders.«
    Albin zog einen Flunsch, als er einsah, dass er Findig nichts endocken konnte.
    »Die Zeit für Antworten ist noch nicht gekommen«, erklärte Findig. »Die Zeit fürs Essen um so mehr. Mein Magen knurrt schon seit Stunden wie ein Bär, der aus dem Winterschlaf geschreckt wurde. Fang uns doch ein paar Fische aus dem Teich. Wir sind weit genug von allen Großwüchsigen entfernt, um ein Feuer zu entfachen.«
    »Fische fangen? Wir haben weder eine Angel noch ein Netz.«
    »Aber Hände.«
    Findig machte es ihm vor. Er hockte sich ans Ufer und wartete geduldig, bis der Schatten eines Fisches in seine Nähe kam. Beide Hände schössen so schnell ins Wasser, dass Albin der Bewegung kaum folgen konnte, und zogen einen fetten Fisch heraus, den

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