Die Nebelkinder
Abtei am Mondsee als Knecht gearbeitet, ohne dass die dummen Pfaffen bemerkten, dass er ein Kind des Nebels ist. Dabei hat er herausgefunden, dass die Mönche einen wertvollen Schatz aus Gold, Silber und Edelsteinen hüten. Wenn du uns freilässt, wird Durin, sobald er sich den Schatz geholt hat, dich sicher an der Beute beteiligen.«
»Deshalb also wart ihr zu den Braunelben unterwegs«, überlegte Waldo laut. »Ich habe mich schon gewundert, was ihr hier sucht.«
»Jetzt weißt du es«, sagte Findig. »Den geraden Weg konnten wir nicht nehmen, weil der Vogt nach meinem entsprungenen Freund sucht.«
»Mag sein, mag sein«, knurrte Waldo. »Was aber ist, wenn du mich reinlegen willst, Findig?«
»Wie könnte ich das?«, stieß Findig im Unschuldston hervor.
»Vielleicht gibt es gar keinen Schatz und du willst nur deine Haut retten. Und wenn es den Schatz gibt, wer garantiert mir, dass Durin mir etwas abgibt? Er ist in letzter Zeit nicht gut auf mich zu sprechen, woran du nicht unschuldig bist!«
»Du kennst meinen Einfluss auf den König, Waldo. Ich verspreche dir, ein gutes Wort für dich einzulegen.«
Waldo zog sich mit seinen Begleitern ein Stück zurück und beriet sich mit ihnen. Dann traten sie wieder näher und Waldo sagte: »Also gut, es ist einen Versuch wert. Den Jungen behalten wir als Geisel, damit du nicht dein Wort brichst. Du bist frei, Findig. Ivo wird dich zu Durin begleiten, nur zu deinem Schutz natürlich, damit dir unterwegs nichts zustößt.«
»Dieser Schwächling von einem Fettkloß?« Findig kicherte. »Wozu soll der mir nütze sein?«
»Dieser Schwächling, wie du ihn nennst, kann dich am ausgestreckten Arm verhungern lassen«, stellte Waldo fest.
»Der doch nicht«, beharrte Findig. »Wenn er einen größeren Stein als ich heben kann, soll er mich begleiten. Schafft ers nicht, gehe ich allein.«
Ein belustigtes Funkeln trat in Waldos Augen. »Eine kleine Kraftprobe vor dem Abendmahl, warum nicht? Es gibt sicher viel zu lachen - wenn du dich lächerlich machst, Findig.«
Kurz darauf war Findig von seinen Fesseln befreit und stand neben Ivo vor einer ganzen Reihe unterschiedlich großer Steine, die eilends zusammengetragen oder, wenn sie größer waren, herbeigerollt worden waren. Der kleinste hatte die Größe eines Rinderschädels, der größte die eines kleinen Kalbes. Nur wenige Frauen waren bei den Feuern geblieben. Alle anderen Mischler, es mochten mehr als hundert sein, bildeten einen großen Kreis um Findig und Ivo. Albin, der noch an der Stange hing, musste den Kopf weit nach hinten drehen, um die Kraftprobe zu beobachten. Vergebens versuchte er zu erraten, was Findig vorhatte. Denn dass er stärker war als Ivo, konnte Findig selbst nicht glauben.
»Also, noch einmal zur Klarheit: Hebe ich den größeren Stein höher als Ivo, gehe ich ohne einen plumpen Aufpasser zu König Durin.«
»So sei es!«, bestätigte Waldo laut.
»Dann fangen wir mal an«, meinte Findig leichthin, trat zu dem kleinsten Stein und hob ihn bis über seinen Kopf. Achdos ließ er ihn wieder zu Boden fallen. Gelächter brandete auf. »Der fängt ja klein an!« - »Was Größeres kann der ja nicht heben!« - »Das überbietet Ivo mit einer Hand!« - »Mit zwei Fingern!«
Ivo nickte lächelnd in die Runde, um sich für den Beifall zu bedanken. Findig streifte er nur kurz mit einem mitleidigen Blick. Achdos ging der Koloss an den nächstgrößeren Steinen vorbei, die ganze Reihe entlang, bis er vor dem größten stehen blieb. Er wollte Findig nicht nur schlagen, er wollte allen zeigen, dass niemand es an Körperkraft mit ihm aufnehmen konnte. Als er tief Luft holte, wölbte sich sein ohnehin beeindruckender Brustkorb noch weiter vor und wollte den schmutzigen Kittel, den Ivo trug, fast sprengen.
Der Bulle in Menschengestalt bückte sich und streckte die Arme nach dem Steinbrocken aus. Noch bevor er den Stein berührte, zuckte er zurück. Er riss sein eines Auge auf und starrte den Stein ungläubig, ja erschrocken an. Mit einer fahrigen Bewegung wischte er über das Auge, wie um ein verstörendes Bild beiseite zu drängen.
Ein Aufstöhnen ging durch die Menge. Die Mischler drängten sich vor und versuchten vergebens festzustellen, was Ivo derart verunsichert hatte. Fürchtete er sich plötzlich vor dem eigenen Mut? Rufe wurden laut, einige anfeuernd, andere verhöhnend. Ivo hörte sie, setzte ein grimmiges Gesicht auf und trat einen Schritt vor, um endlich den Stein zu packen und hochzuheben. Aber
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