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Die Nebelkinder

Die Nebelkinder

Titel: Die Nebelkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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befreien!
    Zwei Elben mit Fackeln betraten die kleine Höhle, gefolgt von Waldo, und Albins neu entflammte Hoffnung erlosch. Waldo ließ sich neben Albin auf die Knie nieder.
    Als der Mischler zu sprechen begann, umwehte der durchdringende Geruch von Beerenmost den Gefangenen.
    »Ziemlich unbequem, so die Nacht zu verbringen, wie? Man kann sich nicht auf die Seite drehen und sich noch nicht mal jucken, wenn’s einen kratzt. Wenn du willst, befreie ich dich von deinen Fesseln, Junge.«
    »Ja, bitte.«
    »Nicht ganz so schnell, du musst schon was dafür tun. Verrat mir, wo die Pfaffen ihren Schatz versteckt haben!«
    »In der Abtei.«
    »Und wo genau?«
    »Kennst du dich in der Abtei aus?«, fragte Albin.
    »Nein«, grunzte Waldo und ließ einen gewaltigen Rülpser folgen. »Wieso?«
    »Dann kann ich es dir nicht beschreiben. Dort gibt es viele ähnliche Gänge. Ich müsste dich schon hinführen.«
    »Das würdest du tun?«
    »Ja«, sagte Albin, der darin das einzige Mittel sah, seine Fesseln loszuwerden. Darüber, wie er den Mischlern entkommen würde, musste er erst noch nachdenken.
    »Warum willst du uns helfen?«, fragte Waldo. »Du könntest doch warten, bis Findig zurückkommt.«
    »Und wenn er nicht zurückkommt?«
    »Aber er braucht dich, um Durin den Weg zum Schatz zu zeigen.«
    »Findig hat sich des Öfteren heimlich ins Kloster geschlichen. Vielleicht glaubt er, den Schatz auch ohne meine Hilfe zu finden.«
    »Dieser Schuft, dieser Betrüger!«, schimpfte Waldo. »Deshalb war er so schnell bereit, ohne dich abzuziehen. Er benötigt deine Hilfe gar nicht!«
    »Wir können ihm und Durin zuvorkommen«, sagte Albin.
    »Ja, das können und das werden wir.«
    »Dann lass mich losschneiden!«
    Ein wölfischer Ausdruck schlich sich auf Waldos Antlitz. »Morgen, mein Freund, morgen. Diese Nacht in Fesseln soll dir klarmachen, dass mit uns nicht zu spaßen ist.«
    Die Mischler verließen das Erdloch und das Gatter wurde wieder vor den Eingang geschoben.
    Irgendwann schlief Albin wider Erwarten ein und im Schlaf suchte ihn ein Dämon heim. Er drückte ihm die Luft ab und wollte, dass Albin erstickte. Gefesselt, wie er war, konnte der Findling sich nicht gegen den Nachtdämon wehren.
    Hör schon auf, den Kopf von einer Seite zur anderen zu werfen! Ich lasse deinen Mund erst los, wenn du still liegst und nicht rumschreist wie ein Neugeborenes.
    Das war Findig! Albin erkannte die Stimme in seinem Kopf, obwohl ihr der Klang laut gesprochener Worte fehlte. Er wollte Findig sagen, dass er nicht schreien würde, aber wegen der Hand auf seinem Mund brachte er nur ein undeutliches Gemurmel zustande.
    Schon gut. Ich glaube, du bist jetzt wach und vernünftig.
    Findig nahm die Hand von seinem Mund und Albin japste nach Luft wie ein Ertrinkender. Gleichzeitig spürte er ein Zerren an seinen Fesseln, bis die Stricke endlich gelöst waren. Findig hatte sie durchgeschnitten.
    »Woher hast du den Dolch?«, fragte Albin leise.
    »Von dem Wächter, der vor diesem Loch gesessen und gedöst hat. Ich musste ihn mit einem Schlafzauber belegen, wie Waldo es wohl nennen würde. Wird langsam zur Gewohnheit, dich aus lästiger Lage zu befreien.«
    »Zuerst musste ich dich befreien, Findig.«
    »Fängst du schon wieder an?«, schnaubte Findig. »Streiten wir uns später. Solange die Nacht über den Bergen liegt und die Mischler ihren Mostrausch ausschlafen, sollten wir zusehen, dass wir hier wegkommen.«
    Albin folgte ihm nach draußen, wo der Wachtposten, ein Elbenmischling, zusammengesunken vor dem Eingang hockte.
    Findig schob das Gatter vor und winkte Albin. Folge mir! Ich habe einen Weg ausgekundschaftet, der an den Wachen vorbei aus diesem Tal führt. Allerdings ist es nicht ganz einfach, schon gar nicht bei Dunkelheit. Wir müssen ein wenig klettern.
    Was Findig als »ein wenig klettern« bezeichnete, empfand Albin als höchst anstrengend, besonders wenn man seit langer Zeit nichts als eine wässrige Suppe im Magen hatte. Seine Elbenfüße halfen ihm dabei, die steilen Felsen zu erklimmen. Mit den kräftigen Zehen fand er auch in kleinen Ritzen festen Halt. Findig hatte ebenfalls seine Füße entblößt, um leichter voranzukommen. Endlich hatten sie den steilsten Teil hinter sich und legten auf einem kleinen Felsvorsprung eine kurze Rast ein.
    »Danke für die Hilfe, Findig, du hast mich beschämt«, sagte Albin und berichtete ihm von dem Abkommen, das er mit Waldo getroffen hatte. »Ich hätte mehr Vertrauen zu dir haben

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