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Die Nebelkinder

Die Nebelkinder

Titel: Die Nebelkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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Findig hinter sich aufs Ufer warf.
    Zufrieden betrachtete Findig seinen zappelnden Fang. »Ein Rotauge, nicht schlecht. Hat zwar ein bisschen viele Gräten, schmeckt aber ganz lecker. Und jetzt mach du weiter, ich suche Feuerholz.«
    Erst nach einer ganzen Anzahl gescheiterter Versuche gelang es Albin, eine hellglänzende Brachse zu erwischen. Als er seine Beute an Land warf, bemerkte er, dass Findig hinter ihm stand und ihn genau beobachtete. Auch dies schien eine Probe zu sein, eine Prüfung seiner Geschicklichkeit.
    Kluger Bursche, wirklich, huschte durch Albins Kopf ein Gedanke, der nicht sein eigener war.

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    9.
    Zwei erschöpfte Elben stapften am Nachmittag des folgenden Tages durchs Gebirge. Das Gelände war steil und unwegsam. Immer wieder löste sich unter ihren Füßen Geröll und brachte sie ins Stolpern. Albin verlor mehr als einmal den Boden unter den Füßen. Findig hingegen schien daran gewöhnt, aber auch er keuchte und wischte sich mehrmals den Schweiß von der Stirn.
    »Führt kein anderer Weg zu den Nebelkindern?«, ächzte Albin, als er abermals hinschlug.
    »Doch.« Findig setzte ein schiefes Grinsen auf. »Den hier nehme ich nur, wenn Vogt Wenrich mich mit seiner Meute jagt.«
    Albin stieß einen leisen Fluch aus, erhob sich und folgte dem Gefährten, der seinen Marsch nicht unterbrochen hatte. Ein kalter Wind zog durch die Berge, Albin schwitzte und fror zugleich. Das leckere Mahl aus gebratenem Fisch war längst Vergangenheit, Hunger wühlte in seinem Magen. Sein linker Fuß hatte wieder leicht zu schmerzen begonnen und er befürchtete, dass es schlimmer werden konnte. Gab es überhaupt ein Land der Nebelkinder? Oder war dieser Findig ein Verrückter, der seinen Spaß daran hatte, Albin in die Irre zu führen?
    Findig hatte seinen zweifelnden Blick bemerkt. »Frag ruhig, wenn du etwas wissen willst. Ich gebe mir keine Mühe mehr, deine Gedanken zu lesen. Du hast schnell gelernt, sie gut zu blockieren. Ich möchte auch mal an was anderes denken als an deine Gerswind.«
    Albin verkniff sich die Frage, die seinen Begleiter sicher beleidigt hätte. Findig hatte sich wirklich Mühe mit ihm gegeben. Es stimmte, Albin konnte seine Gedanken blockieren und er konnte andere Gedanken - Findigs Gedanken - lesen, soweit der es ihm erlaubte. Ansonsten stieß er bei Findig auf eine Blockademauer im besten Sinne des Wortes: Felsen, die der Elb in seinem Kopf errichtet hatte, um seine wahren Gedanken abzuschirmen.
    Irgendwann ließ die Steigung nach, schließlich auch das Geröll. Gab es anfangs nur vereinzelt Bäume, so schlössen sie sich bald zu einem Wald zusammen. Der weiche Belag aus Laub und Moos tat Albins nackten Füßen gut. Jedenfalls, solange er gehen konnte. Denn plötzlich verlor er den Boden unter den Füßen. Wie von einem Riesen gepackt wurde er in die Luft geworfen. Dort blieb er hängen, zehn Fuß über dem Erdreich, gefangen in einem Netz, das an einer wuchtigen Eiche befestigt war. Findig hing an einer anderen Eiche, etwa fünfzehn Fuß entfernt. Die Netze waren unter dem Laub verborgen gewesen. Die beiden Wanderer mussten einen verstecken Mechanismus ausgelöst haben, der die Falle zuschnappen ließ. Als Albin versuchte die Orientierung zurückzuerlangen und dazu die Finger in den Maschen des Netzes verkrallte, bimmelten Glocken, die am oberen Netzrand befestigt waren. Obwohl die Glocken klein waren, besaß ihr Gebimmel einen durchdringenden Klang.
    »Mach nicht so viel Lärm, du verrätst uns noch!«, herrschte Findig ihn an. »Vermeide jede überflüssige Bewegung. Zieh deinen Dolch und versuch ein Loch ins Netz zu schneiden, ehe sie hier sind!«
    »Wer denn?«
    »Die Mischler, bei allen Waldgeistern! Ich hatte sie ganz woanders vermutet.«
    »Die Mischler? Wer ist das?«
    »Frag lieber, was sie sind, nämlich höchst gefährlich. Also rede nicht so viel, fang lieber an zu säbeln!«
    Findig schien wirklich beunruhigt zu sein. Wie ein Besessener schnitt er an dem Netz herum, konnte es aber nicht vermeiden, dass die Glocken mit jeder Bewegung bimmelten. Wenn Findig sich fürchtete, mussten diese geheimnisvollen Mischler wirklich unangenehm sein. Also tat Albin es seinem Gefährten nach und durchschnitt eine Netzmasche nach der anderen. Da die Netze aus einem sehr festen Strick geknotet waren, war es eine mühevolle, langwierige Arbeit. Findig schaffte es als Erster. Das Loch in seinem Netz war groß genug, dass er sich hindurchzwängen konnte. Federnd kam er auf dem Boden

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