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Die Netzhaut

Die Netzhaut

Titel: Die Netzhaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torkil Damhaug
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gegen die Haustür schlagen. Aber als ich nach unten kam, war niemand da. Ich glaube, das habe ich bei meiner ersten Aussage vergessen.«
    Roar machte sich Notizen. Nicht weil er es sonst vergessen hätte, sondern weil es auf Zeugen einen entschlossenen Eindruck machte, wenn man so etwas sofort aufschrieb.
    »Sie haben im Ausland gelebt?«, fragte er, ohne aufzublicken.
    »Ja, in Chicago, zwischen meinem fünften und zweiundzwanzigsten Lebensjahr.«
    Roar fragte sich, woran es lag, dass manche Leute Dialekte und Akzente nur so aufsogen, während andere ihr Leben lang an der Sprachfärbung festhielten, mit der sie aufgewachsen waren. Sicher eine interessante Frage für einen Psychologen.
    »Wie ich hörte, widmen Sie sich einer ganz speziellen Behandlungsform«, sagte er.
    »Wer hat das gesagt?«
    »Tut mir leid, aber in diesem Punkt muss ich mich an meine Schweigepflicht halten«, entgegnete Roar und versuchte vergeblich, ein Grinsen zu unterdrücken. »Vegetariertherapie, hieß es nicht so?«
    »Vegetotherapie«, verbesserte Øvreby und grinste zurück.
    »Was bedeutet das?«
    »Das ist mit wenigen Worten nur schwer zu erklären. Man könnte sie als körperorientierte Therapieform bezeichnen. Es geht darum, den Panzer aufzubrechen, mit dem wir uns umgeben. Wenn es gelingt, die Energie in den angespannten Muskeln freizusetzen, lösen sich auch psychische Verspannungen.«
    »Reden wir hier von Massage?«
    Øvreby gähnte.
    »Sehr viel effektiver. Ich kann Ihnen einen Link dazu mailen.«
    »Vielen Dank«, entgegnete Roar, dessen Interesse sich in Grenzen hielt. Er stand auf. »Ich würde mir jetzt gerne die Praxis von Mailin Bjerke ansehen. Hat einer von Ihnen den Schlüssel?«

9
    T orunn hielt ihr Handy in der Hand und wollte gerade Dahlstrøm anrufen, als Pål, ohne anzuklopfen, zu ihr ins Zimmer stürzte.
    »Ging doch ganz gut«, sagte er und warf sich auf einen Stuhl. »Weder Hunde begraben noch ausgebuddelt.«
    Er gab oft solche Phrasen von sich, um sich interessant zu machen. Plötzlich empfand sie eine unbändige Wut auf ihn, ohne die genauen Gründe zu kennen. Abgesehen von den tausend Gründen, mit denen sie sich bereits irgendwie arrangiert hatte.
    »Ich arbeite«, sagte sie in aller Ruhe und fuhr fort, die Patientenakte zu vervollständigen.
    Pål überhörte sie.
    »Was für ein Schlaumeier«, fügte er hinzu, holte einen Zahnstocher hervor, bohrte ihn sich zwischen die Vorderzähne und ließ ihn dort stecken. »Also, wenn alle Bullen so sind wie der, dann werde ich mich auch bald dem allgemeinen Gejammer über die unzureichenden Ressourcen der Polizei anschließen.«
    Sie blickte von ihrer Patientenakte auf und drehte sich zu ihm um.
    »Wenn du wüsstest, wie sehr es allen zum Hals raushängt, dass du die ganze Welt mit deiner erbärmlichen Arroganz kontrollieren willst, würdest du vor Scham im Boden versinken.«
    Er zuckte zusammen und schmunzelte im nächsten Moment wieder.
    »Was du nicht sagst, meine Liebe. Ist das nun die Menstruation oder die Prämenstruation? Ich komme da nicht mehr mit.«
    Sein Kommentar ließ ihre Wut verfliegen. Er tat ihr leid.
    »Ich weiß, dass du es zurzeit nicht leicht hast, Pål.«
    Sie hörte, wie provozierend ihre Worte klangen, noch ehe er aufsprang.
    »Gib mir doch einen Termin!«, knurrte er. »Du müsstest ja genug Zeit haben, da die meisten deiner Patienten nicht wiederkommen.«
    Sie schüttelte betrübt den Kopf.
    »Ich glaube, es hat keinen Sinn mehr.«
    Er beruhigte sich ein wenig.
    »Mit deiner Behandlung?«
    »Mit uns.«
    Sie wollte das Thema jetzt eigentlich nicht anschneiden. Nicht solange die Sache mit Mailin so frisch war. Sie waren beide aus dem Gleichgewicht geraten.
    »Was ist mit uns?«
    Er drängte sie, es auszusprechen.
    »Ich will, dass du ausziehst.«
    Er zog den Zahnstocher heraus, betrachtete ihn für einen Augenblick und stocherte dann damit in seinem Oberkiefer herum.
    »Endlich mal was anderes als dein übliches Geschwätz«, sagte er. »Ich habe schon so lange darüber nachgedacht, dass ich es fast vergessen hätte.«
    »Lass uns darüber reden, wenn wir ein bisschen Abstand zu der Sache mit Mailin gewonnen haben«, entgegnete sie.
    »Ich will aber jetzt darüber reden!«, fauchte er. »Und zwar sofort! Du kannst nicht einfach solche Sachen raushauen und mich dann im Regen stehen lassen.«
    »Na gut«, sagte sie einlenkend.
    »Um gleich Nägel mit Köpfen zu machen: Wo soll Oda wohnen?«
    »Oda? Darüber diskutiere ich nicht.«
    Wieder dieses

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