Die neue A....- Klasse
wenig, und es beschenkt uns mit ungeahnt berührenden Geschichten und Einsichten über das Leben als Übergewichtige. Ich freue mich über diesen neuen Gesprächsansatz und spende meinen Beifall.
Lieben Sie sich selbst und Ihre Freunde und Familie, und dann sehen Sie zu, dass Sie das Beste aus Ihrem Leben machen. Das ist genug. Schließen Sie Frieden mit sich selbst.
Teil I
Die Geburt der Big Fat Ass Babes
Nichts als Worte
Bekenntnisse eines Gründungsmitglieds von Laura Banks
Sollte Sie der Titel dieses Buches in irgendeiner Weise beleidigen, bedauern Janette und ich das nicht im Mindesten. Wir haben es geschrieben, um Freundinnen zu gewinnen, um viele von Ihnen kennenzulernen und Gelegenheit für ein paar tolle Parkplatz-Partys zu bekommen, aber es gibt einfach keinen geeigneteren Titel für dieses Buch als diesen: Die neue A****-Klasse. Durchaus möglich, dass jede Anspielung auf dieses böse »A-Wort« bei der Rezension in einem Provinzblatt oder der Präsentation in einem Hinterwäldler-Sender rigoros gestrichen oder mit einem Piepton ausgeblendet wird, aber das stört uns nicht. Janette liebt das Wort »Arsch«, neben anderen blumigeren Umschreibungen. Erst durch die Verwendung einer Obszönität - und zwar einer vom unteren Ende der Obszönitätsskala, wie wir meinen - bekommt das Buch den »Biss«, den es braucht. Deshalb funktioniert dieses Wort so hervorragend. Es hat so etwas leicht Mieses an sich.
Tatsächlich liegt diesem Titel ein konkreter Vorfall zugrunde. Es war im Sommer 2002. Meine Freundin Carol kam in mein Apartment gestürmt, knallte die Tür zu und stapfte geradewegs in die Küche. Carol ist eine bildschöne Frau mit tollen Designerklamotten, einem schicken Sportwagen und einem erstklassigen Job als Vorstandssekretärin in einem Büro auf der New Yorker Fifth Avenue, wo sie sogar von einer eigenen Sekretärin unterstützt wird. Jedenfalls geht Carol mindestens fünf Mal pro Woche ins Fitnessstudio und besitzt infolgedessen eine sensationelle Figur. Eine Wand des Wohnzimmers
in ihrem Apartment über dem Hudson River ist mit einem Spiegel versehen, sodass sich der sensationelle Ausblick auf den Fluss darin reflektiert - ein absolut gigantischer Anblick. Fazit: Sie ist in vielerlei Hinsicht eine Perfektionistin, wie sie im Buche steht, und deshalb muss es ihr unendlich schwergefallen sein, sich auf einen Stuhl plumpsen zu lassen, mir in die Augen zu sehen und nach einer sorgfältig gewählten Kunstpause zu sagen: »Ich geb’s auf. Ich muss einfach akzeptieren, dass ich einen fetten Arsch habe.« Ich lachte so schallend, dass ich dachte, ich kippe gleich um, und fühlte mich, als hätte der Blitz in meinen eigenen Prachthintern eingeschlagen.
Hinzu kam, dass ich zum Zeitpunkt von Carols Resignationserklärung und Akzeptanz ihrer anatomischen Gegebenheiten gerade Licht am Ende des Lebens von Betty J. Eadie las. In diesem Buch beschreibt Betty eine Nahtoderfahrung und schildert, wie sie sich auf »ein Licht« zubewegte, sterbliche Belange überwand und an einen Ort der Sicherheit, des Verstehens und der Hinnahme geführt wurde. Genau in diesem Augenblick kam es mir: Einen fetten Hintern zu haben, ist einem Nahtoderlebnis nicht unähnlich. Man muss einfach weiteratmen und sich auf das Licht zubewegen, nur dass es sich in diesem Fall um die Kühlschrankbeleuchtung handelt.
Schnellvorlauf ins Jahr 2006: Noch immer hatte ich den potenziellen Buchtitel nicht genutzt. Irgendwann nahm ich meinen Mut zusammen und rief Janette an, obwohl ich Angst hatte, sie könnte mich für verrückt halten, weil ich ein ganzes Buch über meinen Hintern schreiben wollte. Aber sie war perfekt für das Projekt, weil sie eine unglaublich witzige Autorin ist, und ich wusste, dass auch sie in der Vergangenheit mit ihrer Kehrseite gehadert hatte. Es gab niemand Geeigneteren als Janette, um sich poetisch in dieses gewichtige Thema einzubringen. Als ich sie anrief und von dem Titel erzählte, lachte sie sich halb tot - ein gutes Zeichen, fand ich.
Dieses Buch ist eine Kampfansage an die Ironie des Schicksals, an eine der größten Ungerechtigkeiten des Lebens - die ständige Qual in unserem Herzen, äußerlich nicht hübsch genug zu sein, um uns innerlich selbst lieben zu können. Janette und ich sind keine Anthropologen und haben auch keinen Abschluss in Ernährungswissenschaften oder sonst etwas - stattdessen haben wir einen Doktortitel in Selbstverachtung mit dem Nebenfach Minderwertigkeitskomplex wegen Frustessen.
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