Die neue A....- Klasse

mal, jetzt bin ich dünn. Jetzt können wir Sex haben.« Er sah auf die Uhr. »Ich muss jetzt in den Eisenwarenladen, aber vielleicht später.« Das war der Moment, in dem ich wusste, dass es vorbei ist.
    Ein paar Wochen später fragte er mich mit bierernster Miene: »Wäre es für dich Fremdgehen, wenn ich mit einem Mann schlafen wollte? Wäre das nicht völlig anders, als wenn ich Sex mit einer Frau hätte? Es wäre so eine Art … Experiment.« Ich antwortete: »Nein.« Wir trennten uns. Kurz danach lernte er eine Frau kennen und verlangte meinen Verlobungsring von mir zurück (er war ein Familienerbstück). Er schenkte ihn ihr, heiratete und schwängerte sie im Eiltempo. Ich wusste, dass er mir und auch sich selbst damit beweisen wollte, dass er nicht schwul war. Ich machte eine Therapie und ging zu Overeaters Anonymus, wo sie mich anfangs auslachten, weil ich viel zu dünn dafür war. Ich machte mich daran, mir ein neues Leben aufzubauen. Ich hatte Essen benutzt, um mich dahinter zu verstecken, vor den Veränderungen zu drücken, die ich schon längst hätte vornehmen sollen, um mein Leben zu verbessern. Daraus entwickelten sich neue Lösungsansätze für Mitglieder, die nicht übergewichtig waren, sondern Essen als Mittel benutzten, um sich selbst wehzutun.

Der D-Liga-Freund
    Bekenntnisse eines Gründungsmitglieds von Laura Banks
    Warum ich so wenig Glück in der Liebe habe? Meine jüngste Theorie geht dahin, dass ich nie den perfekten Mann gefunden habe, weil ich eben nie die perfekte Figur hatte. Ich habe mir nie die Mühe gemacht, mich gesund zu ernähren oder ins Fitnessstudio zu gehen, deshalb habe ich auch immer nur zweitklassige Freunde abbekommen. Und ich war ebenfalls »zweite Wahl«, weil sie das Mädchen mit dem flachen Bauch nicht kriegen konnten. Keine Ahnung, ob das wahr ist oder nicht, aber würde der Wahrheitsgehalt nach Gefühlen bemessen werden, würde diese Aussage vor jeder Geschworenen-Jury standhalten. In einigen meiner früheren Beziehungen, wenn auch nicht in allen, fühlte ich mich wie eine Ersatzlösung. Ich war das D-Liga-Mädchen, das mit einem D-Liga-Jungen ausgeht. (Einen Typen aus der A-Liga hatte ich stets als jemanden aus einem anderen Universum betrachtet.)
    Was ist ein A-Liga-Freund? Die meiste Zeit meines Lebens habe ich fieberhaft nach einem Superhelden mit allem Drum und Dran gesucht - er musste witzig sein, erfolgreich und, natürlich, attraktiv. Und zwar wie ein Filmstar. Wenn ein Kerl zu dichte Brustbehaarung oder zu kleine Kronjuwelen hatte, schied er aus. (Kleine Kronjuwelen sind das männliche Pendant zum fetten Arsch, mit dem Unterschied, dass Männer diesen Makel wenigstens in ihrer Hose verstecken können.) Ist es nicht ziemlich scheinheilig, einen Mann nach seinem Äußeren oder seinen primären Geschlechtsmerkmalen zu beurteilen
und dann Probleme damit zu haben, wenn er mit mir dasselbe tut? (Das Leben ist eine komplizierte Sache, nicht wahr? Ich wünschte, ich wäre nicht so oberflächlich. Aber ich meine es ernst, wenn ich sage, dass meine Mutter an allem schuld ist.)
    Wo wir gerade von meiner Mutter reden: Sie hat meine Liebe für diese alten Schwarz-Weiß-Streifen mit den wunderbaren großen Stars geweckt - Clark Gable, Cary Grant und Leslie Howard, ihr absoluter Favorit. Sie wollte immer Filmstar werden, deshalb habe ich mich für den Beruf der Schauspielerin entschieden. Es ist ihre Schuld, dass ich bei Männern so besessen bin vom Aussehen. Ich hatte sogar Rollen in einigen Filmen. (Siehe auch Lauras Bekenntnis »Für ein paar Kilo mehr«, Seite 190.) Ich hatte drei überaus attraktive Filmpartner - und mit allen Dreien kam ich in den Genuss eines Filmkusses. (Glauben Sie bloß den Schauspielerinnen kein Wort, die behaupten, Filmküsse würden einen nicht anheizen.) Ich habe sogar einen Dokumentarfilm produziert, The Manhattan Dating Project , in dem es um die Suche nach der wahren Liebe geht und den Zusammenhang dieser Suche mit dem Balzverhalten in der Tierwelt. Wie gehen die Wildtiere bei der Entscheidungsfindung vor? Anhand des Geruchs. Genauso wie wir Menschen. Das macht Partnersuche per Internet ja so schwierig. Vielleicht wird eines Tages noch der »Erst reiben, dann riechen«-Bildschirm erfunden.
    Eine ganz miese Geschichte aus meinem Erfahrungsschatz in puncto Beziehungen möchte ich Ihnen nicht vorenthalten. Diese Achterbahn-Beziehung symbolisiert meine Sehnsucht nach Perfektion bei einem Mann, ebenso wie dessen Sehnsucht nach Perfektion bei