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Die neue Historia des Dr. Faustus 03 - Die Engelskrieger

Die neue Historia des Dr. Faustus 03 - Die Engelskrieger

Titel: Die neue Historia des Dr. Faustus 03 - Die Engelskrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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entdeckt. Ganz kurz kamen mir Zweifel: Und wenn wir nun blindlings in eine Falle liefen?
    Nein, kein Gedanke mehr daran!
    Angelina wusste genau, was sie tat. Ich erhielt den nächsten Beweis ihrer Weitsicht, als sie mich hastig durch die Tür ins Innere drängte. Ich sah gerade noch, wie ein Trupp Gardisten aus den Schatten trat und über den Hof marschierte. Acht Mann. Vermutlich unser Untergang, wenn sie uns bemerkten. Doch Angelina schien den genauen Rhythmus zu kennen, in denen die Wachen patrouillierten, und so gelang es uns gerade noch, ins Innere des Gebäudes zu huschen, bevor wir auffallen konnten.
    »Weißt du, wo’s lang geht?«, flüsterte ich, als wir einen weißverputzten Gang hinunter blickten.
    Angelina nickte und setzte sich in Bewegung. Ich folgte ihr über mehrere Flure, eine Treppe hinab und eine andere wieder hinauf. Mehr als einmal gingen wir weiteren Wachtrupps aus dem Weg, doch es gab keine Zwischenfälle. Unsere gezückten Klingen blieben blank, kein Blut ergoss sich über die edlen Marmorböden. Zur Abwechslung, so dachte ich, schien dies ein Teil unseres Abenteuers zu sein, in dem wir es nicht mit einer Übermacht schwertschwingender Hünen aufnehmen mussten.
    Hinter einer Reihe schwerer Türen fanden wir die Bibliothek. Nur ein einziger Mann saß dort um diese Zeit, über ein Buch gebeugt, dessen aufgeschlagene Seiten gut und gern einen Schritt maßen. Doch der alte Mann blickte nachdenklich über das Geschriebene hinweg zu einem der hohen Bleiglasfenster. Das frühe Morgenlicht warf bunte Schlieren über seine Züge. Er war tief in Gedanken versunken. Sorgenfalten zerfurchten seine Stirn, sein Blick war schwer und traurig. Er sah aus, als hätte er in der vergangenen Nacht kein Auge zugetan.
    Nun, da ging es ihm nicht anders als uns. Noch dazu hatten wir seit gestern Abend nichts zwischen die Zähne bekommen, und mein Magen knurrte. Einen Augenblick lang ruhte mein Blick fast ein wenig neidisch auf einer Schale mit trockenem Gebäck, die neben dem Buch auf dem Lesepult stand. Dann aber wandte ich mich dem Mann zu, während Angelina hinter mir die Tür der Bibliothek verriegelte.
    »Massimo Pamphili«, rief ich ihn an.
    Er wandte sich rasch um, überrascht, aber noch nicht verängstigt, trotz der Schwerter in unseren Händen. Er stand auf, blieb jedoch neben seinem Hocker stehen, eine Hand auf das Pult gestützt, die andere zu einer knochigen Faust geballt.
    »Christof Wagner«, seufzte er. »Und Angelina, wenn ich mich nicht täusche.«
    Ich schaute mich rasch in der Bibliothek um, suchte nach versteckten Gegnern. Doch Angelina war bereits losgehuscht, sah hinter jedes freistehende Regal und hinter die Vorhänge auf der Fensterseite des Saales. Die Unzahl an Büchern war beeindruckend, und an anderen Tagen hätte ich wohl so manches dafür gegeben, um mit den Fingern an den ledernen Buchrücken entlangzustreichen und in dem einen oder anderen Werk zu blättern.
    Angelina kam wieder auf mich zu, mit federleichten, tänzelnden Schritten. Sie schüttelte den Kopf. Es war niemand in der Bibliothek außer Pamphili.
    »Was wünscht Ihr?«, fragte der alte Mann.
    Ich trat bis auf zwei Schwertlängen an ihn heran. »Das wisst Ihr, Pamphili. Wir sind auf der Suche nach einem Verräter.«
    Der Bibliothekar blinzelte müde. »Mir scheint, Ihr habt ihn gefunden.«
    »Keine Verteidigung?«
    »Wozu wäre das gut? Ich denke, Ihr seid nicht gekommen, mich wimmern zu hören.«
    Ich wechselte einen Blick mit Angelina. »Dazu könnte es durchaus noch kommen, wenn Ihr uns nicht auf der Stelle verratet, wohin Faustus gebracht worden ist.«
    »Ihr glaubt, es ist mir leicht gefallen, nicht wahr?«
    Ich holte tief Luft. »Euer Gewissen ist allein Eure Sache.«
    »Faustus war mein Freund – trotz allem, was geschehen ist.«
    »Oh, daran zweifle ich nicht«, entgegnete ich höhnisch. »Freunde wie Euch wünscht sich jeder Mann. Vor allem jemand, der so viel zu verlieren hat, wie mein Meister.« Zornig setzte ich hinzu: »Er hat Euch vertraut! Er sprach nur gut von Euch. Ich habe ihn gewarnt, aber er wollte nicht auf mich hören.«
    Pamphili lachte leise. »Er hat sich seit damals nicht verändert. Er hat nie viel auf die Ratschläge anderer gegeben. Eher noch haben sie ihn angespornt, erst recht das zu tun, was er wollte.«
    Einen Moment lang spürte ich das brennende Verlangen, Pamphili weiter über Faustus auszuhorchen. Trotz der Monate an meines Meisters Seite wusste ich kaum etwas über ihn. Der Bibliothekar

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