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Die neue Historia des Dr. Faustus 03 - Die Engelskrieger

Die neue Historia des Dr. Faustus 03 - Die Engelskrieger

Titel: Die neue Historia des Dr. Faustus 03 - Die Engelskrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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legte die Stirn in Falten. »Das erklärt noch immer nicht, wie du es schaffen willst, zu ihm vorgelassen zu werden.«
    »Auch Leo hat bereits vom berüchtigten Doktor Faustus gehört«, erklärte der Meister schmunzelnd. »Er weiß, dass ich in der Stadt bin. Seine Garde sucht nach mir. Es wäre dem Papst gewiss eine große Freude, mich brennen zu sehen – zumal dies einen vortrefflichen Anlass für ein Bankett abgeben würde. Meinst du nicht auch?«
    Spiritus schüttelte ernst den Kopf. »Man wird dich auf der Stelle hinrichten.«
    »Vielleicht gelingt es mir zuvor, ein paar Worte an den Papst zu richten.«
    »Was hilft’s, wenn er dich gleich danach töten lässt?«
    Faustus Blick verfinsterte sich. »Wenn es bedeutet, dass dadurch dem Borgia das Handwerk gelegt wird, ist es das vielleicht wert.«
    »Dein Tod für den Alexanders?« Spiritus sah ihn groß an, sichtbar fassungslos.
    Aber Faustus gab keine Antwort.

7. Kapitel
    Angespannt starrte ich hinauf zum Himmel. Mächtige Wolkenballen schoben sich von Norden her Richtung Stadt. Schon überschatteten sie die äußeren Viertel, und immer noch raste die Düsternis näher heran. Bald würde sie uns erreichen.
    »Gleich ist es soweit«, flüsterte ich Angelina zu, die neben mir kauerte, verborgen im dichten Gestrüpp eines Gartens. Seine Äste drängten sich verschlungen an ein Gitter zur Straße. Wir hockten dahinter, umschmiegt von dichtem Blattwerk. Die Gasse, auf die wir durch die Eisenstäbe blickten, war ein wenig zu breit, als dass uns ihre Überquerung keine Sorge bereitete. Die Wand des Palazzo, der sich auf der anderen Seite erhob, war in den beiden unteren Stockwerken fensterlos, doch ich zweifelte nicht, dass weiter oben Wachleute die Umgebung im Auge behielten.
    Plötzlich wurde die Sonne von den Wolken geschluckt wie eine Goldmünze, die in einem bodenlosen Brunnenschacht versinkt. Ein graues Zwielicht, gepaart mit knisternder Gewitterwärme, schob sich durch die Gasse, den Garten, das Gitter.
    »Was tun wir?«, fragte ich. »Warten wir noch auf den Regen?«
    Angelina schüttelte den Kopf und erhob sich langsam aus der Hocke. Zweige strichen über ihre Ledermaske, raschelten über die Schnallen an ihrem Hinterkopf.
    Sie hatte natürlich Recht. Wir wussten nicht, wie es um Faustus stand. Nur, dass er irgendwo dort drinnen war. Und dass mehr als nur sein Leben auf dem Spiel stand.
    Wir hatten Pamphili in der Bibliothek zurückgelassen, nachdem er uns alles verraten hatte. Seine Wunden waren verbunden, und ich hatte bemerkt, dass Angelina ihn auf eine Art und Weise gefesselt hatte, die es ihm erlauben würde, sich in kürzester Zeit zu befreien. Nachdem der Bibliothekar erst einmal alles gestanden hatte, hegte sie keinen Groll mehr gegen ihn. Sie wollte ihm kein weiteres Leid zufügen, und es war weder in ihrem, noch in meinem Sinne, dass er hilflos verblutete.
    Wir hatten gerade die äußere Mauer des Vatikans bewältigt – eben noch rechtzeitig, denn die Sonne war bereits aufgegangen – und rannten hinab in die Gassen des Borgo Leonino, als hinter uns eine Glocke geläutet wurde. Jemand schlug Alarm. Vermutlich würde man den Palast auf den Kopf stellen und später im Borgo nach uns suchen. Vergeblich. Pamphili würde der Garde nicht verraten, dass er wusste, wo wir zu finden waren. Es konnte nicht in seinem Sinne sein, die Soldaten zum Palazzo des Borgia zu führen. Unser Geheimnis war auch das seine. Zudem hofften wir, dass er zu beschäftigt war mit seinen Wunden, um sofort einen Boten zu Alexander zu schicken. Falls doch, mussten wir in das Innere des Palazzo eindringen, bevor die Wachmannschaft verstärkt wurde. Bald würde nicht einmal mehr eine Maus unbemerkt durch die Absperrung kommen.
    Angelina kletterte als Erste über den Gitterzaun, ich folgte dicht auf. Ein letztes Umschauen, dann der hastige Lauf über die Gasse, entlang der Mauer bis zu einer Hintertür. Sie war verriegelt, natürlich, doch Angelina brauchte nur wenige Atemzüge, um das Schloss mit ihrem Dolch zu öffnen. Langsam schob sie die Tür nach innen, blickte durch den Türspalt – und gab mir mit einem Wink zu verstehen, sogleich wieder zurückzuweichen.
    Ich presste mich außen gegen die Palazzowand, während Angelina die Tür mucksmäuschenstill wieder schloss. Wenig später hörten wir an der Innenseite schwere Schritte vorübergehen. Dann, nach ein paar Augenblicken, war Stille.
    Zugleich jedoch tauchten an der fernen Ecke des Gebäudes Bewaffnete auf. Wachmänner auf

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