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Die neue Historia des Dr. Faustus 03 - Die Engelskrieger

Die neue Historia des Dr. Faustus 03 - Die Engelskrieger

Titel: Die neue Historia des Dr. Faustus 03 - Die Engelskrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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ihrem Rundgang.
    Wir drängten uns durch den Eingang, bevor sie uns entdecken konnten. Unendlich vorsichtig drückte ich die Tür hinter uns zu, während Angelina den Korridor im Auge behielt. Es war ein tunnelartiger Gang mit Gewölbedecke, von nur wenigen Fackeln in weiten Abständen erleuchtet. Schnurgerade erstreckte er sich nach rechts und links, an der Innenseite der Hauswand entlang.
    Die Wachen waren nach links marschiert, also wandten wir uns nach rechts. Es war unmöglich, lautlos zu laufen, selbst für Angelina. Der Boden bestand aus rauen Steinfliesen, auf denen unsere Stiefelsohlen vernehmlich raschelten, trotz aller Obacht. Dennoch bogen wir ungehindert um eine Ecke und gelangten schließlich zum Ende des Gangs. Vor uns befand sich eine Doppeltür aus dunklem Holz. Durch das Schlüsselloch, groß wie ein Daumenglied, fiel ein greller Lichtstrahl. Staubflocken tanzten im Tageslicht.
    »Ein Innenhof«, flüsterte ich.
    Angelina nickte.
    »Wagen wir’s?«
    Sie schien zu überlegen, wurde aber abrupt aus ihren Gedanken gerissen, als dröhnende Schritte hinter uns die Rückkehr der Patrouille ankündigten.
    »Sieht aus, als hätten wir gar keine andere Wahl«, raunte ich ihr zu und drückte die grobe Eisenklinke hinunter. Ein Knirschen ertönte, dann schlüpften wir durch das Portal ins Licht.
    Der Innenhof war verlassen. Über uns verlief rundrum eine Balustrade, die von reich verzierten Säulen gehalten wurde. Eine breite Treppe führte an der gegenüberliegenden Wand nach oben. Pflanzenkübel mit verdorrtem Gestrüpp standen in unregelmäßigen Abständen auf dem gemauerten Geländer. Einige waren gesplittert, einer lag gar zerschellt am Boden. Den Hausherr schien das nicht zu bekümmern.
    Die Patrouille hinter dem Portal kam näher. Jetzt konnte ich die Stimmen der Männer hören, sogar ihr raues Lachen. Das waren keine echten Soldaten, so viel war sicher. Der Borgia hatte vermutlich jeden Halsabschneider angeheuert, der geschickt war im Umgang mit Schwert oder Armbrust. Doch allein die Uniformen, die sie trugen, machte aus ihnen keine Garde. Ihr Lachen verriet es nur zu deutlich: Das Töten mochten sie gelernt haben, die nötige Disziplin aber fehlte ihnen.
    Angelina stieß mich an und deutete auf die Säulen. Geschwind suchten wir dahinter Schutz. Das Portal wurde geöffnet. Vier Männer betraten den Hof, schwatzend, lärmend, während einer von ihnen, ein bärtiger Riese aus dem Norden, mit schwerem Akzent von der vergangenen Nacht in den Armen eines Weibsbilds erzählte.
    Ich nahm an, dass wir in unseren Verstecken bleiben würden, bis die Männer durch die Tür auf der anderen Seite des Hofs verschwunden waren. Doch Angelina hatte einen anderen Plan.
    Sie wartete, bis die Bewaffneten an uns vorbei waren, dann sprang sie abrupt hinter der Säule hervor, streckte den ersten mit einem Hieb von hinten nieder, verletzte einen zweiten am Bein und ließ sich auf ein klirrendes Gefecht mit dem Nordmann ein.
    Mit einem Seufzer schloss ich mich an. Noch immer war das Überraschungsmoment auf unserer Seite. Meine Klinge züngelte auf den vierten Mann zu, wurde abgewehrt, fand aber im zweiten Anlauf ihr Ziel: Tief grub sie sich in seine Brust, durchbohrte sein Herz.
    Es war eine Torheit! Das Klirren der Waffen musste andere herbeilocken, und wenn das nicht reichte, dann gewiss das Geschrei des Verletzten, der sich mir jetzt mit blutendem Oberschenkel entgegenstellte. Er war zäh, und einen Moment lang geriet ich in arge Bedrängnis. Dann aber gelang es mir, unter seiner Klinge hinwegzutauchen und einen gezielten Hieb gegen seine Hüfte zu führen. Mein Schwert fraß sich handbreit in Fleisch und Knochen. Augenblicklich brach der Mann zusammen. Ich versetzte ihm den Todesstoß, um Angelina zur Hilfe zu eilen. Der Riese schlug mit solcher Wut auf sie ein, dass ich mich wunderte, wie es ihr trotz allem noch gelang, seine Hiebe zu parieren. Selbst einen Stärkeren als sie hätten diese Schläge zu Boden zwingen müssen, doch sie hielt stand, fing eine Attacke nach der anderen ab, bis die Funken von den Schwertern sprühten und der Mann den Mund aufriss, um einen zornigen Schrei auszustoßen.
    Im selben Augenblick aber war ich bei ihnen, und gemeinsam schafften wir es, den Mann mit dem Rücken an eine Wand zu treiben.
    Er war stark, aber ungeschickt, und den Ausfällen zweier Gegner hatte er auf Dauer nichts entgegenzusetzen. Schließlich führte ich einen Stich in Richtung seiner Brust, wurde pariert, doch

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